Die acht Opfer des Großbrandes von Backnang werden in der Türkei bestattet. Ein Totengebet ist geplant. Im Fokus der Ermittlungen stehen nun der Vermieter und deutsche Behörden.

Backnang - Zwei Tage nach dem tragischen Großbrand mit acht Toten in Backnang im Rems-Murr-Kreis können die Leichen der Opfer zur Bestattung in die Türkei überführt werden. „Die Leichen sind freigegeben“, sagte eine Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa.

 

Die Obduktion sei abgeschlossen. Damit gilt als sicher, dass die acht Mitglieder der türkischstämmigen Familie am giftigen Rauch erstickt sind. Der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu hatte angekündigt, dass die Leichen an diesem Dienstag überführt werden sollen. Die Eile ist darin begründet, dass im Islam Tote eigentlich binnen weniger Stunden beerdigt werden müssen. Die Familie stammte aus Afyon in der Mitteltürkei.

Für den Dienstagvormittag ist ein Totengebet mit Hinterbliebenen in einer Moschee wenige Häuser von der Unglücksstelle entfernt geplant. Dazu haben sich unter anderem Baden-Württembergs Vizeregierungschef Nils Schmid und Integrationsministerin Bilkay Öney (beide SPD) angekündigt. In dem Haus waren am Sonntag eine 40 Jahre alte Mutter und sieben ihrer Kinder ums Leben gekommen.

Als sehr wahrscheinliche Ursache haben die Ermittler inzwischen einen technischen Defekt ausgemacht. Die Untersuchungen gehen weiter.

Die Hintergründe zur Familie und den Lebensbedingungen rücken immer stärker in den Vordergrund: Angehörige der Opfer hatten dem Vermieter der Wohnung und den deutschen Behörden schwere Vorwürfe gemacht. Die elektrischen Leitungen in der Wohnung seien total marode gewesen, sagte etwa die Großmutter der sieben getöteten Kinder. Der Vermieter habe sich aber nicht darum gekümmert. Einzige Heizquelle in der Wohnung war ein Holzofen. Und dem Vernehmen nach gab es dort kein warmes Wasser. Ein Polizeisprecher erklärte, der Vermieter werde ebenfalls vernommen. Er sei derzeit im Ausland.

Wegen der schlechten Wohnverhältnisse habe sich die Mutter mehrfach an deutsche Ämter gewandt, erklärten weitere Angehörige. Auch das Jugendamt sei mehrfach in der Wohnung gewesen.

Hier geht's zu unserer Themenseite Backnang