Während einer Showeinlage mit Feuerwerk brach in einer brasilianischen Discothek ein Brand aus. Weil die meisten Türen geschlossen sind, ersticken hunderte von Menschen in dem Inferno.

Santa Maria - Gegen 2.30 Uhr beginnt das schreckliche Unglück in der Discothek „Kiss“. Es tobt ein Feuerinferno. In Panik rennen die Menschen blindlings zu den Ausgängen. Doch einige Türen sind verschlossen. 245 Personen schaffen es nicht mehr ins Freie. Die meisten ersticken an hochgiftigen Dämpfen. Brasilien ist schockiert von der Tragödie in Santa Maria, einem Studentenort im Süden des Landes. Angesichts der Toten und Verletzten bricht die Staatspräsidentin eine Auslandsreise ab. Die Fernsehsender des Landes berichten ununterbrochen. Sie zeigen Bilder, wie Anwohner und Feuerwehr mit Vorschlaghämmern große Löcher in die Hauswände der Discothek schlagen, um zu den Opfern vorzudringen.

 

Der Brand entzündet sich während einer Showeinlage mit Feuerwerk. Funken setzen das akustische Dämmmaterial aus Isolierschaumstoff an der Decke in Brand. Es entsteht starker Rauch. „Es war ein Chaos, alle rannten zum Ausgang“, berichtet eine junge Frau Stunden später. Unklar ist bislang, ob der Nachtclub über einen ausreichenden Brandschutz und Notausgänge verfügte. „Mein Glück war, dass ich nah an einem Ausgang stand. Es war der einzige, den ich sah. Alle drängten dort hinaus“, sagt zum Beispiel die 34-jährige Michele Pereira. Und der 23-jährige Ezekiel Corte Real, der einigen anderen offenbar half, meint: „Ich bin bloß rausgekommen, weil ich sehr stark bin.“ Hunderte werden verletzt.

232 bestätigte Todesopfer

Nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr war die Haupteingangstür des Clubs in der Rua Andradas 1925 abgeriegelt. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass so viele Menschen ums Leben kamen. Die Polizei bestätigte bis zum Sonntagabend 232 Todesopfer. „Die meisten Menschen erstickten. Der brennende Schaumstoff produzierte einen hochtoxischen Qualm. Sie gerieten in Panik, stolperten, fielen und traten auf die am Boden liegen Personen“, sagte Guido de Melo, ein Einsatzleiter der Feuerwehr. Präsidentin Dilma Rousseff brach ihre Teilnahme am einem internationalen Gipfel in Chile vorzeitig ab. „Ich möchte den Brasilianern und der Bevölkerung von Santa Maria sagen, dass wir in diesem traurigem Moment zusammenstehen“, sagte sie den Tränen nahe, bevor sie den Gipfel der EU und der Staaten Lateinamerikas und der Karibik verließ. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio Grande do Sul, Tarso Genro, sprach von einem „traurigen Sonntag“.

Santa Maria ordnete eine 30-tägige offizielle Trauer an. Die Stadt mit rund 270 000 Einwohnern ist bekannt für ihr quirliges Nachtleben, denn sie beherbergt eine der größten öffentlichen Universitäten des Landes mit vielen Studenten. Die Discothek Kiss hatte für die Nacht zum Sonntag mehrere DJs und Bands auf dem Programm. Die Veranstaltung begann um 23 Uhr.

Vor dem Nachtclub warteten am Sonntag Hunderte Angehörige und Freunde auf Nachrichten von Verwandten und Bekannten. Die mehr als 200 Verletzten wurden in umliegende Kliniken gebracht. Wie viele Menschen tatsächlich in der Nacht in der Discothek feierten, war zunächst unklar.

Über die Identität der Opfer wurde zunächst nichts bekannt, aber die Toten sind meist junge Menschen.