Wenige Tage nach dem Großbrand sind die Sicherheitsmaßnahmen verschärft worden. Rauchgas und Löschwasser haben eine komplette Sperrung nötig gemacht. Nun werden Ersatzräume gesucht.

Stuttgart - Wenige Tage nach dem Großbrand in einem Institutsgebäude der Uni Stuttgart auf dem Vaihinger Campus sind die Sicherheitsmaßnahmen verschärft worden: Alle Geschosse des Gebäudes samt der angrenzenden Flügel sind gesperrt worden und mussten geräumt werden – darunter auch der zunächst provisorisch von den Institutsmitarbeitern als Ersatzbüro genutzte Lehrsaal im Erdgeschoss. Dies teilte die Universität mit. Grund seien Kontaminationen durch Löschwasser und Rauchgas. Es gehe auch um den Gesundheitsschutz. Die Sanierung des ausgebrannten dritten Stocks werde mindestens anderthalb Jahre dauern, für die Reinigung der unter dem ausgebrannten dritten Stock liegenden Geschosse würden rund drei Wochen veranschlagt.

 

Zur Brandursache gibt es unterschiedliche Aussagen: Während das Wissenschaftsministerium mit Verweis auf seine Fachabteilung einen technischen Defekt eines Elektrogeräts vermutet, ist für die Polizei die Brandursache „nicht abschließend geklärt“, wie deren Sprecherin Daniela Waldenmaier der StZ sagte. Sie betonte aber: „Fremdeinwirkung wird nach bisherigen Erkenntnissen weitgehend ausgeschlossen.“ Die Gasleitung sei „definitiv nicht brandursächlich“ gewesen, sondern das Kupferrohr sei wegen der großen Hitze geschmolzen. Claudia Krauth, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, bestätigte, es gebe bisher keine Hinweise auf eine Straftat, deshalb ermittle die Staatsanwaltschaft auch nicht. Man behalte die Sache aber „im Blick“.

Unterdessen stellt die – nachträgliche – Sperrung des kompletten Institutsgebäudes die Uni vor große Probleme. So mussten die Mitarbeiter des ausgebrannten Instituts für Systemdynamik, die sich nach dem Brand zunächst im Erdgeschoss des Gebäude in provisorischen Büros eingerichtet und dort am Montag persönlichen Zuspruch von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) erhalten hatten, wieder ausziehen. Für sie werde man nun externe Räume anmieten müssen, sagte der Unisprecher Hans-Herwig Geyer.

Insgesamt seien sechs Institute mit rund 200 Mitarbeitern von den Folgen des Großbrands betroffen. Ein Teil davon „musste mangels Arbeitsplatz ‚bei vollem Lohn’ nach Hause geschickt werden“, teilt die Uni auf ihrer Homepage mit. Sie würden von der kommenden Woche an überwiegend bei anderen Instituten untergebracht, bis sie wieder in ihre Räume zurückkehren könnten. Die Kollegen hätten diesbezüglich „große Solidarität gezeigt“.

Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums hat der Großbrand Schäden in zweistelliger Millionenhöhe verursacht. Wie berichtet, sind die Forschungslabors des Instituts für Systemdynamik durch das Feuer vollständig zerstört worden. Daten hätten zwar gerettet werden können. Doch wie und mit welcher Ausrü stung die Forschungen fortgesetzt werden können, sei derzeit noch unklar, so Geyer.

Die Statik des Gebäudes soll nicht beeinträchtigt sein

Ministerin Bauer hatte spontan Unterstützung zugesagt. Genaueres müsse noch besprochen werden. Ebenfalls noch keine Übersicht habe man darüber, in welchem Ausmaß Bachelor- oder Masterarbeiten von Studierenden durch den Brand zerstört worden sind und wie es damit weitergehen soll. Man sei aber dabei, dies zu erfassen, so Geyer. Vertreter der Fachschaft Maschinenbau wollten sich gegenüber der StZ nicht zu dem Thema äußern.

Am Montag erwartet die Uni einen „zonenscharfen Sanierungsplan“ durch den Gutachter. Auch der Lehrbetrieb würde dann wieder aufgenommen, wenn auch nicht zu 100 Prozent, so Geyer. Laut dem Wissenschaftsministerium soll die Reinigung der unter dem ausgebrannten dritten Stock liegenden Geschosse in den Gebäudeflügeln bis Ende Juni, im Kernbereich bis Ende Juli abgeschlossen sein. Die Reinigung und Dekontamination des vierten und fünften Obergeschosses sei sehr aufwendig und werde mehrere Monate in Anspruch nehmen, teilt das Ministerium mit. Die Statik des Gebäudes sei nach dem derzeitigem Kenntnisstand allerdings nicht beeinträchtigt.

Wie berichtet, war die Feuerwehr am Sonntagmorgen um 7.32 Uhr durch einen Brandmelder in dem Institutsgebäude alarmiert worden. Die Wehrleute brauchten mehr als vier Stunden, um den Großbrand zu löschen. Problematisch dabei war, dass eine Gasleitung durch das Feuer schmolz und das austretende Gas den Brand beförderte. Zerstörte Versorgungswasserleitungen hatten zur Folge, dass die darunter liegenden Stockwerke mit großen Wassermengen geflutet wurden.