Im Asemwald müssen alle 1137 Eingangstüren ausgetauscht werden – wegen des Brandschutzes. Eine Herstellerfirma wollte sich um den Auftrag bewerben, wurde aber abgewiesen. Die Gründe dafür sind unklar.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Asemwald - Hendrik Schaupp kann es nicht fassen. „Wir hätten großes Interesse an so einem Auftrag gehabt, aber die haben uns richtig abgeblockt“, sagt er. Er ist Außendienstmitarbeiter des Türenherstellers Neuform in Marbach. Aus der Zeitung hat er erfahren, dass im Asemwald alle 1137 Wohnungstüren ausgetauscht werden sollen; seit dem Jahr 2009 fordert die Stadt, dass der Brandschutz im Asemwald nachgerüstet wird.

 

Bis Freitag, 11. April, lief die Ausschreibung für die neuen Türen, die Firma Neuform habe sich ein paar Tage vorher gemeldet, „aber die haben gesagt, es sei zu knapp“. Aus Hendrik Schaupps Sicht ist das nicht nachzuvollziehen, „das ist Tagesgeschäft“, sagt er.

Zwei Lager im Asemwald

Wie berichtet, ist über die Türen ein Streit entbrannt, ein Streit, der die Eigentümer im Asemwald in zwei Lager spaltet. Die Mehrheit ist einverstanden mit dem Vorgehen der Hausverwaltung, entsprechend fiel das Votum bei der Eigentümerversammlung Ende März aus. Es gibt aber auch jene, die der Verwaltung vorwerfen, sich an dem Projekt bereichern zu wollen. Sowohl der Verwalter als auch der beauftragte Architekt verdienen prozentual am Geschäft mit. Manche fragen sich, warum es überhaupt einen Architekten braucht.

Die Verwaltung hatte den Türenhersteller offenbar bereits ausgewählt, bevor die Ausschreibung beendet war. Den Preis für die Türen halten die Kritiker für zu hoch. Er liegt für die Basistür bei circa 3300 Euro, Sonderausstattungen kosten extra. Kurz vor der Eigentümerversammlung hat jemand an alle Besitzer den Brief eines Stuttgarter Anwalts an seinen Mandanten verteilt. Darin wurden die Kosten für die Türen kritisiert und dass die Hausverwaltung bereits vor Ende der Ausschreibungsfrist einen Hersteller gewählt hatte.

Die Bewerbung wurde offenbar zurückgewiesen

Hendrik Schaupp von der Firma Neuform sagt: „Der Preis ist utopisch, das ist Wucher.“ Neuform hätte die Basistüren für circa 1000 Euro angeboten. Dass die Hausverwaltung im Asemwald die Bewerbungsabsichten zurückgewiesen habe, „so was habe ich noch nie erlebt“, sagt Schaupp. „Normalerweise freut sich da jeder.“

Warum dies im Fall Asemwald anders ist, bleibt unklar. Weder die Hausverwaltung Klauß & Partner noch der beauftragte Architekt wollen öffentlich Stellung zu der Angelegenheit nehmen. Daher bleibt zum einen unklar, ob es beim gewählten Türenhersteller bleibt. Und zum anderen, warum die Hausverwaltung in einem Schreiben an die Bewohner zugesagt hatte, dass sich weitere Bewerber melden können.

„Gibt es nicht andere Türen, die weniger kosten?“

Diese Passage ist Teil eines sechsseitigen Papiers, in dem die Verwaltung die – aus ihrer Sicht und der des Verwaltungsbeirats – wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst hat. Eine der Fragen: „Gibt es nicht andere Türen, die weniger kosten?“, die Antwort lautet, es sei ein langlebiges und solides Modell gewählt worden. „Aufgrund von Rückfragen diverser Eigentümer werden Bieter aufgefordert, alternativ zu dem ausgeschriebenen Fabrikat ein möglichst günstiges Modell anzubieten, das bei geringerer Qualität lediglich die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt“.

Der Marbacher Außendienstler Hendrik Schaupp wollte sich bewerben – und kann sich nur noch an eine Abfuhr erinnern. Er hat sich zwischenzeitlich an die Rechtsabteilung von Neuform gewandt. Dort habe er erfahren, dass es sich um eine beschränkte Ausschreibung gehandelt habe. „Die müssen uns kein Angebot abgeben lassen“, sagt er. Verstehen kann Hendrik Schaupp das Ganze trotzdem nicht.