Als Ort für Veranstaltungen ist das Schloss Hohenheim sehr beliebt. Der Brandschutz reglementiert den Ablauf aber stark.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Hohenheim - Aufs Schloss wollen sie auf keinen Fall verzichten. „Gucken Sie sich doch um“, sagt Günter Wörl und lässt selbst den Blick durchs Foyer des Prunkbaus schweifen. „Hier herrscht ein besonderes Flair.“ Ein Flair, das auch den Unternehmen gefalle, wie Wörl sagt. Als Leiter des Hohenheimer Career-Centers ist er so etwas wie der Agent zwischen Studenten und dem Arbeitsmarkt.

 

Einmal im Jahr, jeweils im Juni, laden Wörl und seine Kollegen zur „Life Science“ ins Schloss ein. Bei dieser Veranstaltung – einer der größten im Schloss – präsentieren sich Firmen, und Studierende knüpfen Kontakte. So geht das seit inzwischen zehn Jahren. Doch im Laufe dieser Zeit sind die Bedingungen, eine Veranstaltung im Schloss Hohenheim zu organisieren, rigider geworden. Wegen des Brandschutzes.

Ist zum Beispiel im ersten Stock des Schlosses eine Veranstaltung, dürfen unten im Foyer keine Tische oder Plakate aufgebaut werden. Sie könnten Feuer fangen – und würden den Gästen den Fluchtweg verqualmen. Das größte Problem des Hohenheimer Schlosses ist seine Luftigkeit. Vor allem im Mittelbau mangelt es an Türen, die die unterschiedlichen Teile des Schlosses im Brandfall portionieren.

Diesbezüglich muss die Universität Hohenheim nun nachbessern. Geplant ist eine umfangreiche Sanierung des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert. Diese würde ersten Schätzungen zufolge acht Millionen Euro kosten. Laut Edwin Renz vom Uni-Bauamt sollen die Arbeiten jedoch nicht vor dem 200-Jahr-Jubiläum der Universität Hohenheim im Jahr 2018 angepackt werden. Doch weil die Stadt Stuttgart auf einen verbesserten Brandschutz dränge, werden spätestens im Februar des nächsten Jahres 17 neue Türen im Schloss eingebaut. Die Kosten dafür liegen bei circa 400 000 Euro, sagt Edwin Renz.

Trotz der strengeren Auflagen sieht der Organisator Günter Wörl keinen Grund, groß zu klagen. Das liegt auch am neuen Prozedere auf dem Weg zur Genehmigung. Bis zum zurückliegenden Sommer hatte jeder Veranstalter für sich selbst eine Genehmigung eingeholt. „Der Aufwand war für uns so nicht mehr tragbar“, sagt Rainer Grund, stellvertretender Leiter des städtischen Baurechtsamts. Neuerdings gibt es ein standardisiertes Genehmigungsverfahren.

Dafür hat die Uni Hohenheim sich mit der Stadt Stuttgart auf vier Kategorien von Veranstaltungen verständigt – je nach Größe und Platzanspruch. Die unterste Sicherheitsstufe sind Infostände im Foyer. Sollte es brennen, können die Besucher aus beiden Flügeltüren fliehen. „Die Mercedeslösung“, wie Michael Kruse sie nennt, „ist eine Veranstaltung in allen Prunkräumen oben“. Kruse ist Prorektor an der Universität und koordiniert die Bürokratie auf dem Weg zu den Genehmigungen. Steht eine solch große Veranstaltung an, kann es gut einen Tag dauern, bis die Warnschilder aufgestellt und alle anderen Vorbereitungen getroffen sind.

„Das Verfahren ist nun leichter zu handhaben“, sagt Michael Kruse. „Aber der Inhalt des Verfahrens entfernt sich zunehmend von unseren Wünschen.“ So sei es zum Beispiel enorm kompliziert, eine Garderobe für die Gäste unterzubringen. In den Räumen, die als Fluchtweg gelten, dürfen Mäntel und Jacken nicht hängen. Entweder die Garderobe entfällt also, oder aber sie steht zum Beispiel im Balkonsaal selbst.

Bei allem Unverständnis über die Verkomplizierung ist Michael Kruse doch eines wichtig: „Wir sehen das städtische Baurechtsamt nicht als Gegner“, sagt er. „Ich will ja auch nicht, dass im Schloss irgendwas passiert. Daher brauche ich das Baurechtsamt als Partner.“ Der Brandschutz sei bei einem historischen Gebäude wie einem Schloss eine Herausforderung.

In jenem historischen Gebäude in Hohenheim hat es übrigens schon einmal schlimm gebrannt. Das war 1930, als der Südflügel des Schlosses abgebrannt ist. Er nennt sich bis heute Brandflügel.