Die Staatsanwaltschaft hat beim Landgericht Heilbronn Anklage gegen einen 30-Jährigen erhoben, der für eine verheerende Brandserie verantwortlich sein soll.

Bietigheim-Bissingen - Er hat die Polizei monatelang in Atem gehalten, bis er im April endlich auf frischer Tat ertappt wurde. Nun hat die Staatsanwaltschaft Heilbronn Anklage gegen den 30-jährigen Affalterbacher erhoben, der mindestens 19 Feuer im Kreis Ludwigsburg und darüber hinaus gelegt haben soll – in den meisten Fällen setzte er hochwertige Autos in Brand. Bei den Brandstiftungen ist insgesamt ein Schaden von rund neun Millionen Euro entstanden. Das Motiv des mutmaßlichen Täters ist allerdings weiterhin unklar.

 

Der Angeklagte hat bereits alle Taten gestanden, die ihm zur Last gelegt werden. Lediglich für die Brandstiftungen im Bietigheim-Bissinger Ellentalgymnasium sowie in der Besigheimer Maximilian-Lutz-Realschule will der ehemalige Feuerwehrmann nicht verantwortlich sein. Die Staatsanwaltschaft habe die Verfolgung dieser beiden Taten letztlich ad acta gelegt, teilt Harald Lustig, Pressesprecher der Heilbronner Staatsanwaltschaft, mit. Das sei zwar für die Betroffenen vielleicht nicht so leicht nachvollziehbar, aber aus „prozessökonomischen Gründen“ sinnvoll.

Mindestens vier Jahre Freiheitsstrafe

Denn für die 19 Taten, die der Angeklagte bereits gestanden habe, würden sicherlich mindestens vier Jahre Freiheitsstrafe verhängt – schließlich handele es sich um eine wahrhaftige Brandstiftungsserie mit einer außergewöhnlich hohen Schadenssumme. Im Vergleich dazu würde die Brandstiftung an den Schulen nicht erheblich zusätzlich ins Gewicht fallen, so Lustig. Zudem laufe das Gericht dann angesichts der dünnen Beweislage Gefahr, dass Revision eingelegt werde und sich der Fall länger hinziehe.

Der 30-Jährige soll laut Anklageschrift zwischen Oktober 2011 und April 2013 insgesamt 19 Mal Feuer gelegt haben. Die meisten Taten ereigneten sich in Bietigheim-Bissingen, aber auch in Tamm, Asperg, Kornwestheim, Backnang, Bretten, Bruchsal, Pforzheim und Karlsruhe soll der Angeklagte gezündelt haben. Anfang des Jahres war eine 30-köpfige Ermittlungsgruppe der Polizei im Einsatz, um den Feuerteufel zu fassen. Im April wurde er letztlich auf frischer Tat ertappt, als er einen weiteren Brandanschlag auf ein Möbelhaus in Pforzheim verüben wollte.

Feuerteufel hat es vor allem auf Luxuskarossen abgesehen

In den Monaten davor hatte der Affalterbacher die Polizei in Atem gehalten und die Bevölkerung beunruhigt. Allein zwischen Oktober 2012 und April 2013 hatte der Angeklagte im Kreis Ludwigsburg mindestens 31 Autos, zwei Schulen und eine Fabrikhalle in Brand gesetzt. Auffällig war, dass der Feuerteufel es vor allem auf hochwertige Fahrzeuge, teilweise sogar auf Luxuskarossen, abgesehen hatte. Warum, ist noch unklar. Bei seiner Festnahme berichtete der Handwerker der Polizei offenbar, er stehe auf große Autos.

Die heiße Phase der Serie im Kreis Ludwigsburg begann am 15. Oktober: Damals zündete der Brandstifter auf dem Gelände zweier Autohäuser in Bietigheim-Bissingen und Tamm vier Fahrzeuge an. Weitere vier Wagen gingen am 3. November in Asperg in Flammen auf. Am 18. November brannten in Kornwestheim ein Auto vor einer Lagerhalle sowie sieben weitere auf einem anderen Firmengelände.

Angeklagter sitzt in Untersuchungshaft

Dann herrschte zunächst Ruhe. Erst im März wurde der Täter wieder aktiv: Vor drei Autohäusern in Bietigheim-Bissingen steckte der Zündler am 3. März insgesamt sieben Wagen in Brand. Am 9. März legte er Feuer in der Betriebshalle einer großen Firma in Bietigheim-Bissingen – allein hier wurde der Schaden auf drei bis fünf Millionen Euro geschätzt. In derselben Nacht zündete der 30-Jährige drei weitere Fahrzeuge in Bietigheim-Bissingen an. Am 11. und 12. März brannte es schließlich im Ellentalgymnasium in Bietigheim-Bissingen sowie in der Maximilian-Lutz-Realschule in Besigheim. Zudem gingen am 31. März weitere fünf Fahrzeuge vor einem Autohaus in Asperg in Flammen auf.

Seit seiner Festnahme im April sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. Wann sein Prozess beginnt, sei noch unklar, teilt der Pressestaatsanwalt Harald Lustig mit: „Das entscheidet jetzt das Landgericht Heilbronn.“