Am Stuttgarter Landgericht hat der Prozess gegen eine 32-Jährige begonnen – wegen Brandstiftung. Ausführlich erzählt sie zum Prozessauftakt aus ihrem Leben – und schwärmt von ihrem Mann.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Viele Tränen hat eine 32 Jahre alte Frau am Dienstag vor der 17. Großen Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts vergossen. Mehr als eine Stunde lang berichtete sie beim Prozessauftakt aus ihrem Privatleben. Nur zum Tatvorwurf sagte die Mutter von zwei Kindern nichts. Laut der Staatsanwaltschaft soll sie am 20. Februar dieses Jahres das von ihr und ihrer Familie bewohnte Haus in Herrenberg-Mönchberg angezündet haben. Am Tag darauf meldete sie den Brand ihrer Versicherung, weshalb ihr Betrug vorgeworfen wird. Da sich der Entdecker des Feuers eine leichte Rauchvergiftung zugezogen hatte, ist sie zudem wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Die 32-Jährige befindet sich seit 31. Juli in Untersuchungshaft.

 

Gegen 13.30 Uhr soll die Frau an jenem Donnerstag im Februar das Feuer gelegt haben. Anschließend soll sie die Rollläden heruntergelassen haben, damit der Brand nicht zu schnell entdeckt werden konnte. Daraufhin habe die Angeklagte das Haus verlassen, sagte der Staatsanwalt. Ein Mann aus der Nachbarschaft klingelte später an der Türe, um die Bewohner zu warnen und verletzte sich leicht. Am Tag darauf erschien die 32-Jährige um 8.30 Uhr mit ihrem Mann bei der Versicherung und gab eine ausführliche Schadensanzeige ab.

Selbstmord der Eltern

Ausführlich erzählte die Diplom-Finanzwirtin auch vor Gericht. Dass sie in ihrer Kindheit etwa acht Mal umgezogen sei, weil ihr Vater als Betriebswirt bei einem Konzern arbeitete. Dass sich ihre Eltern 1991 trennten und später scheiden ließen. Vom Selbstmord der Mutter im Jahr 2002 sprach sie schluchzend, der Vater nahm sich zwei Jahre darauf das Leben. Sie schaffte ihr Abitur und studierte, arbeitete in Steuerberatungskanzleien und bei zwei Firmen. Im Jahr 2009 kam ihre Tochter zur Welt, drei Jahre später der Sohn.

Ihr Verteidiger fragte sie explizit nach ihrer Ehe. „Nicht jede Frau kann behaupten, dass sie sicher ist, dass ihr Mann sie wirklich liebt“, sagte sie darauf – aber sie sei es. Im Jahr 2008 heiratete sie den 17 Jahre älteren Mann, den sie in einer Fasnetszunft kennen gelernt hatte. Es gäbe allerlei Gerüchte, erklärte sie, „aber das sind nur Schäkereien, abends ist er bei mir“. Ihre Ehe sei harmonisch, obwohl von Anfang an nur Hürden vor ihnen gestanden hätten. Der 49-Jährige hat bereits drei Kinder aus zwei Beziehungen. In dem Zusammenhang kam sie auch das einzige Mal auf den Tatvorwurf zu sprechen: „Mein Mann stand von Anfang an hinter mir“, antwortete sie auf die Frage ihres Anwalts, wie ihr Mann seit dem Brand zu ihr stehe.

Das Haus in Mönchberg kauften die Eheleute im Sommer 2010, es hatte einen Wert von rund 200 000 Euro – und ist nun völlig zerstört. „Wir waren einfach glücklich dort“, sagte sie. Dann sei der erste Einschnitt durch eine versuchte Brandstiftung an ihrem Haus im August 2013 gekommen. Näher ging die Angeklagte auf den Punkt nicht ein, dafür schilderte sie ebenfalls auf Nachfrage des Verteidigers ihr „inniges Verhältnis“ zu ihrem älteren Bruder. Er habe mehrfach im Gefängnis gesessen, aber zuletzt lange in ihrem Haus gewohnt.

Täter nicht ermittelt

In dem Prozess geht es um viel: Das Mindeststrafmaß liegt bei fünf Jahren Haft. Fünf Verhandlungstage sind angesetzt. Die versuchte Brandstiftung wird dann auch eine Rolle spielen. Wie der Anwalt nach der Verhandlung erläuterte, wurde dafür nie ein Täter ermittelt. Die Familie und die 32-Jährige hätten sich zu dem Zeitpunkt im Urlaub befunden. Gegen den Mann gerichtete Drohbriefe habe es damals auch gegeben. Der Richter hielt der Frau noch eine Aussage ihrer angeblich besten Freundin vor: Sie habe den Eindruck, dass in der Ehe der Angeklagten nicht alles stimmen würde, sagte die im Sommer 2013 der Polizei.