Der Einzug der deutschen Nationalelf ins Endspiel der Fußball-WM war in vielerlei Hinsicht historisch: es ist nicht nur der bislang höchste Sieg in einem Semifinale - der 7:1-Kantersieg gegen das WM-Gastgeberteam hat noch weitere Rekorde gebrochen.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Stuttgart - Das WM-Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland war in vielerlei Hinsicht historisch. Geschichtsträchtig deshalb, weil es der höchste Sieg in einem Semifinale bislang war, weil Mirsolav Klose mit seinem Treffer zum 2:0 zum Rekordtorjäger der Fußball-Weltmeisterschaft wurde und weil kein anderes Sportereignis jemals mehr Reaktionen in den sozialen Netzwerken auslöste.

 

Das neue brasilianische Fußball-Trauma

Bislang war das verlorene Endspiel 1950 im Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro das Trauma der Fußball-Nation Brasilien. Vor der Rekordkulisse von 200.000 Zuschauern verlor die brasilianische Mannschaft mit 1:2 gegen Uruguay: "Maracanaço", der Schock von Maracanã war geboren. Dieses Ereignis hoffte das brasilianische Volk, das wie kaum ein anderes den Sport zelebriert und lebt, mit einem Sieg im eigenen Land im Jahr 2014 zu überwinden. Doch seit dem Debakel im Halbfinale gegen Deutschland hat Brasilien ein neues Trauma: "Mineiraço", entstand als Synonym nach der bitteren Niederlage und leitet sich wie "Maracanaço" vom Spielort der Niederlage, dem Estádio Governador Magalhães Pinto (Kurzform: Mineirão), ab.

Ein historisches Ergebnis

Die bislang höchste Niederlage bei einer Weltmeisterschaft musste Brasilien im Finale der WM 1998 gegen den damaligen Gastgeber Frankreich hinnehmen. Nach zwei Toren von Zinédine Zidane und einem Treffer von Emmanuel Petit verlor Brasilien gegen die "Equipe tricolore" mit 0:3. Im Vergleich zum Debakel von Belo Horizonte ein hinnehmbares Ergebnis. Eine 1:7-Klatsche gab es bisher noch nicht in einem WM-Halbfinale. Überhaupt erzielten nur sehr wenige Teams in der K.o.-Runde mehr Tore in einem Spiel als die deutsche Mannschaft beim Finaleinzug 2014. Auch Brasilien gewann schon mit 7:1 - im ersten Spiel der Finalrunde 1950. Italien schlug Schweden 1934 ebenfalls mit 7:1, vier Jahre später gewann Schweden sogar mit 8:0 gegen Kuba (Viertelfinale).

Klose steht jetzt ganz allein

Nationalstürmer Miroslav Klose hat es geschafft: Nach seinem Treffer zum 2:0 steht der Angreifer ganz oben in der ewigen Torjägerliste der Fußball-Weltmeisterschaft. Durch seinen Treffer in der 23. Spielminute zog Klose mit seinem insgesamt 16. WM-Tor an Brasiliens Ronaldo vorbei, der noch 2002 beim bis dato einzigen Aufeinandertreffen der beiden Nationen bei einem WM-Turnier mit zwei Treffern Deutschland in tiefe Trauer stürzte. Il Fenomeno, wie Ronaldo auch genannt wird, saß bei der Deutschland-Gala auf der Tribüne und kommentierte das Spiel für einen brasilianischen Fernsehsender. Auf dem dritten Rang der Bestenliste steht übrigens ein weiterer Deutscher: Gerd Müller mit 14 Toren.

Neuer Zuschauer-Rekord im TV 

Atemberaubend war nicht nur das Spiel, sondern auch die Einschaltquoten. In Deutschland erreichte die Übertragung des ZDF mit 32,57 Millionen Zuschauern einen Marktanteil von 87,8 Prozent - neuer Rekord. Den bisherigen TV-Reichweitenrekord hielt das Halbfinale der WM 2010. Am 7. Juli unterlag Deutschland Spanien mit 0:1. Das Ende der Titelträume in Südafrika verfolgten damals 31,1 Millionen deutsche Fernsehzuschauer. 

Im Netz ging die Post ab

Auch in den sozialen Netzwerken war während des Spiels viel los. Auf Facebook interagierten 66 Millionen Nutzer insgesamt über 200 Millionen Mal. Mit 35,6 Millionen Tweets zum Spiel ist das erste Halbfinale das am häufigsten erwähnte Spiel überhaupt. Beim 5:0 durch Sami Khedira schnellte die Zahl der Tweets pro Minute außerdem auf nie dagewesene 580.166. Eine besondere Ehre erwies der deutschen Nationalelf dabei eines der berühmtesten Gebäude der Welt: das Empire State Building erstrahlte in Schwarz, Rot und Gold nach dem Kantersieg über Brasilien.