Wegen einer konkreten Terrorbedrohung muss der Karnevalsumzug im niedersächsischen Braunschweig am Sonntag ausfallen. Die baden-württembergischen Behörden beruhigen: Die Faschingsumzüge im Südwesten können wie geplant stattfinden.

Braunschweig - Terrorangst auch in Deutschland: Der größte Karnevalsumzug des Nordens in Braunschweig ist am Sonntag kurz vor dem Start wegen Hinweisen auf einen möglichen Terrorakt abgesagt worden.

 

Aus "zuverlässigen Staatsschutzquellen" sei bekanntgeworden, dass "eine konkrete Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischen Hintergrund" vorliege, erklärte die Polizei. Mit Blick auf die Anschläge von Kopenhagen sehen die Sicherheitsbehörden aber nicht grundsätzlich eine erhöhte Terrorgefahr in Deutschland. In anderen Städten sollen die großen Rosenmontagsumzüge zum Wochenbeginn wie geplant stattfinden. In vielen Städten Deutschlands feierten schon am Sonntag Hunderttausende Narren ausgelassen.

Umzüge im Südwesten finden statt

Die Behörden im Südwesten sehen indes die Fastnachtsumzüge im Land nicht gefährdet. Es lägen bislang keine Erkenntnisse vor, die Sicherheitsmaßnahmen rechtfertigen würden, teilte das Lagezentrum im Innenministerium am Sonntag in Stuttgart mit. Auch das Landeskriminalamt plant nach Angaben eines Sprechers keine Maßnahmen. Umzüge und andere Feierlichkeiten zur Narrenzeit fänden wie geplant statt.

Ein Polizeisprecher sagte am Sonntag in Braunschweig, die Hinweise seien aus Ermittlungen des Staatsschutzes hervorgegangen. "Es handelte sich nicht um eine SMS oder einen Drohanruf." Die Informationen stammten von einem Zeugen, den die Ermittler kennen würden und einschätzen könnten, sagte Braunschweigs Polizeichef Michael Pientka. Die Informationen hätten zum Handeln gezwungen. Unklar sei zunächst, auf welche konkrete Art ein Anschlag verübt werden sollte.

Bereits am Samstagabend hätten die Braunschweiger Behörden die Hinweise erhalten und daraufhin gründlich geprüft. Festnahmen gab es zunächst nicht. Erst vor wenigen Wochen hatte eine Terrordrohung in Dresden gegen die islamkritische Pegida-Bewegung zu einem Demonstrationsverbot in der gesamten Stadt geführt.

Größter Karnevalsumzug Norddeutschlands

Zum Braunschweiger Karneval hatten die Veranstalter am Sonntag bis zu 250.000 Besucher erwartet. In diesem Jahr sollten 4500 Teilnehmer aktiv dabei sein. Rund 100 Motivwagen standen zum Start bereit.

Anders als in Braunschweig feierten zum Beispiel in Hessen am Sonntag Hunderttausende Menschen Karneval: Allein in Wiesbaden kamen 400.000 Menschen zum Umzug. In Frankfurt am Main waren es rund 330 000.

Am Rosenmontag werden auch in den Karnevalshochburgen in Mainz, Düsseldorf und Köln Hunderttausende Menschen bei Straßenumzügen erwartet. Diese sollen stattfinden. Aus den Innenministerien in NRW und Rheinland-Pfalz hieß es, es gebe keine konkreten Hinweise auf Bedrohungen. Die Polizei sei aber sensibilisiert.

Am Wochenende hatten Terroranschläge die Hauptstadt im Nachbarland Dänemark erschüttert. Bei den Attentaten in Kopenhagen waren zwei Menschen getötet und fünf verletzt worden, bevor die Polizei den mutmaßlichen Täter am frühen Sonntagmorgen erschoss.

"Gefährdungslage in Deutschland ist unverändert hoch"

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sieht nach den Attacken von Kopenhagen weiter eine hohe Terrorgefahr in der Bundesrepublik. "Die Gefährdungslage in Deutschland ist unverändert hoch", erklärte er. "Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern gehen dabei jedem Hinweis und jeder Information, die sie erreicht, mit größter Sorgfalt nach." Sofern Maßnahmen nötig seien, würden sie ergriffen.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius bezeichnete die Absage des Karnevalsumzugs in Braunschweig als massiven aber leider absolut notwendigen Schritt. "Wenn es konkrete Hinweise darauf gibt, dass Menschen gefährdet sein könnten, muss die Sicherheit dieser Menschen Vorrang haben", sagte der SPD-Politiker am Sonntag.