Für einige Bewohner des Waiblinger Teilorts Hegnach endet der lang ersehnte Ausbau des Internets enttäuschend: Rund 20 Haushalte können mit maximal 16 Megabit pro Sekunde statt der erhofften bis zu 100 Megabit rechnen.

Waiblingen - Erst vor einem Monat hat die Telekom zu einem Pressegespräch ins Waiblinger Rathaus geladen. Das Motto: „Waiblingen ist auf der Überholspur“. Von nun an, so die Botschaft, könnten Bürger im Vorwahlbereich 0 71 51 auf ein deutlich leistungsfähigeres Kommunikationsnetz zurückgreifen, das ein schnelleres Surfen im Internet ermögliche. Von „bis zu 100 Megabit pro Sekunde“ war die Rede. Wer einen entsprechenden Vertrag mit der Telekom abschließe, könne „in spätestens zwei Wochen“ schneller surfen.

 

Manfred Brixel aus Waiblingen-Hegnach hat sich über diese Nachricht gefreut. Brixel, der sich „hobbymäßig viel mit Bildern und Videos“ beschäftigt, hat die langen Wartezeiten nämlich satt. „Bei größeren Datenmengen sitze ich Stunden am Computer – oder ich falle aus der Leitung und kann von vorne anfangen.“ In einer Veranstaltung, zu welcher die Telekom im Februar die Hegnacher Bürger geladen hatte, sei mehrfach nachgefragt worden, ob das schnelle Internet tatsächlich für alle Haushalte in der Ortschaft verfügbar sei. Die Antwort damals: „ kein Problem.“

Kein weiterer Ausbau geplant

Manfred Brixel setzte sich an seinen Rechner, um zu buchen. Vergeblich. „Ich habe immer den Hinweis bekommen, dass dieses Angebot für meinen Anschluss nicht verfügbar sei.“ Am 19. März erhielt er dann vom Kundenservice die Auskunft „wir sind dran“ und die schriftliche Nachricht, dass man ihm das gewünschte Angebot „momentan leider noch nicht anbieten“ könne, eine Inbetriebnahme für das schnelle Internet sei „ab Ende März geplant, eine Buchung ab April möglich“. Am 8. April erhielt er auf Nachfrage erneut eine E-Mail: „An Ihrem Anschluss kann aktuell kein VDSL bereitgestellt werden. Ein weiterer Ausbau ist vorerst nicht geplant.“

Vom Surf-Tempolimit ist nicht nur Manfred Brixel betroffen, sondern auch weitere 19 Haushalte am Neckarremser Weg. Auch die Bewohner dieser drei Mehrfamilienhäuser profitierten vom Netzausbau, heißt es jedoch auf Anfrage unserer Zeitung in einer Stellungnahme der Telekom: „Die ihnen zur Verfügung stehende Bandbreite verbessert sich deutlich von bisher maximal zwei Megabit pro Sekunde auf rund 16 Megabit pro Sekunde.“ Für Manfred Brixel, der auf 100 Megabit gehofft hatte, ist das ein schwacher Trost.

Mehr als 16 Megabit seien nicht möglich, erklärt die Telekom, „da das Grundstück – abweichend vom Rest der angrenzenden Bebauung – von einem circa 900 Meter entfernten Verteilerpunkt versorgt wird und wegen der Dämpfungswerte auf dieser Länge Kupferkabel keine schnellere Technik eingesetzt werden kann.“ Dass das Grundstück anders als die Häuser in der Nachbarschaft über den fast einen Kilometer entfernt liegenden „grauen Kasten“ versorgt wird, begründet die Firma mit einer Nutzungsänderung: Früher stand auf dem Gelände ein Bauernhof.

Kunden müssten Grabungsarbeiten selbst bezahlen

Manfred Brixel weiß um diese Nutzungsänderung, kann aber nicht recht nachvollziehen, warum die Telekom im Zuge der jüngsten Arbeiten für den Breitbandausbau die drei Häuser nicht an einen anderen, etwa 60 Meter entfernten Verteilerkasten angeschlossen hat, der neu installiert worden ist. Ein nachträglicher Anschluss an diesen Kasten sei zwar theoretisch möglich, sagt er, komme für die Telekom aber nur in Frage, „wenn wir die Kosten für die Grabungsarbeiten übernehmen. Aber warum sollen wir das bezahlen müssen, wenn die Nachbarschaft ohne Mehrkosten neu angeschlossen wurde?“ Der Hegnacher sagt: „Wir werden von einer Entwicklung abgehängt – die Datenmengen werden in Zukunft ja immer größer.“ Dennoch wird er sich wohl zähneknirschend mit 16 Megabit pro Sekunde abfinden müssen. Auf der Überholspur surfen andere.