Ausgerechnet an der viel befahrenen Neuen Weinsteige haben Brandstifter geparkte Autos ins Visier genommen. Welche Motive dahinterstecken, ist unklar.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Der Schaden dürfte mehr als 100 000 Euro betragen, den ein oder mehrere Brandstifter in der Nacht zum Mittwoch in der Neuen Weinsteige im Stuttgarter Süden angerichtet haben. An drei geparkten Autos wurde Feuer gelegt – ein Mercedes G-Klasse wurde ein Raub der Flammen. Vieles spricht dafür, dass derzeit Serienbrandstifter unterwegssind, die Autos ins Visier nehmen. Denn es gibt einige Übereinstimmungen.

 

Die Neue Weinsteige ist als Bundesstraße 27 nicht gerade eine Strecke, an der sich nachts die Fußgänger tummeln würden. Im Gegenteil: Wer sich unterhalb der Häuserzeilen 51 bis 59 bewegt, „braucht sehr viel Mut, weil der Fußgängerstreifen sehr schmal ist und die Autos knapp an einem vorbeifahren“, sagt Werner Schretzmeier. Der Chef des Stuttgarter Theaterhauses wohnt in dieser Gegend – und musste erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass offenbar auch dubiose Gestalten auf diesem Pfad unterwegs sind.

Am Mercedes brennt das Heck aus

Mindestens ein Brandstifter war in der Nacht auf dem schmalen Fußgänger- und Parkstreifen zu drei geparkten Autos vorgedrungen und hatte dort in den Radkästen Feuer gelegt. Offenbar kam es dem oder den Tätern nicht auf eine Marke an. Betroffen waren ein Firmenfahrzeug des Typs Mercedes G-Klasse, ein gemieteter Ford S-Max und ein Renault Kangoo.

Kurz nach Mitternacht meldete sich ein 20-Jähriger aus Leinfelden-Echterdingen bei der Polizei – und berichtete von einem brennenden Fahrzeug am Fahrbahnrand der Neuen Weinsteige. Der Mercedes war bereits in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehr konnte nicht verhindern, dass das komplette Fahrzeugheck ausbrannte. Bei den anderen beiden Fahrzeugen endete die Brandstiftung glimpflicher: Die Flammen beschädigten lediglich Reifen und Radkasten, erloschen dann von selbst.

Theaterhaus-Chef Schretzmeier kennt die Verhältnisse

Als Werner Schretzmeier am Mittwoch gegen 1.30 Uhr vom Theaterhaus heimkehrte, stand er erst einmal vor Absperrungen. Die Verbindung nach Degerloch war unterbrochen, Autofahrer wurden in der Stadt über den Ernst-Sieglin-Platz umgeleitet. Immerhin war sein eigenes Auto nicht betroffen: „Die Anwohner haben ihre Fahrzeuge in der Regel auf der Rückseite, von der Schillereiche her geparkt“, sagt der Mann, der als Autobesitzer aber nicht selbst fährt – und sich deshalb als Fußgänger so gut auskennt. Der Parkstreifen, auf dem in der Nacht Feuer gelegt wurde, wird in der Regel eher von Pendlern belegt, „die sich die Parkgebühren in Degerloch sparen wollen“, so Schretzmeier. Der Andrang sei riesig: „Der Parkstreifen ist immer voll.“

Hinweise auf den oder die Täter gibt es bisher nicht. „Dass es aber Brandstiftung war, ist ziemlich eindeutig“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Womöglich haben die Täter nicht zum ersten Mal zugeschlagen – „das aber wird erst noch ermittelt“, so Tomaszewski.

Nach Informationen unserer Zeitung gibt es durchaus Parallelen – und Spuren. Der Tatort liegt nämlich am Rande des Weißenburgparks – und wer das Areal einmal durchquert, kommt auf der anderen Seite an der Bopserwaldstraße heraus. Auch dort nutzen Autofahrer die wenigen Parkplätze als Umsteigeplatz, um an der Haltestelle Bopser in die Stadtbahn einzusteigen. Und auch dort gab es eine Brandstiftung: Am 20. Juni wurde dort gegen 0.30 Uhr ein geparkter Citroën in Brand gesetzt. Der Wagen brannte komplett aus, die Feuerwehr konnte nichts mehr retten. Außerdem wurden zwei in der Nähe geparkte Autos leicht beschädigt. Der Schaden wurde auf 8000 Euro geschätzt.

Experte soll Fall Haußmannstraße prüfen

Derzeit überprüfen die Brandermittler, ob es auch einen Zusammenhang mit dem Brand eines Mercedes-Coupé der C-Klasse gibt. Der Neuwagen war am Montag um 23.30 Uhr in der Haußmannstraße im Stuttgarter Osten in Flammen aufgegangen. Die Besitzerin hatte ihn am späten Abend geparkt – später rückte dann die von einem Zeugen alarmierte Feuerwehr an. Auch in diesem Fall brannte das Heck des Wagens, die Flammen griffen auf den Innenraum über. Es entstand ein Totalschaden in Höhe von 70 000 Euro.

„Noch sind weder eine Brandstiftung noch ein technischer Defekt ausgeschlossen“, sagt Polizeisprecher Tomaszewski. Die Brandermittler haben einen Sachverständigen eingeschaltet, ein Ergebnis liegt bislang aber noch nicht vor.

Lange war Ruhe, nachdem Unbekannte am 21. Januar in Möhringen zugeschlagen hatten. In der Andreas-Fauser-Straße wurde ein Motorrad in Brand gesetzt, auch ein Wohnwagen wurde dabei abgefackelt. Von den Tätern fehlt bislang aber jede Spur.