Theo Henselijn, einst Vorstandsmitglied bei der Breuninger-Stiftung, malt die Zukunft in düsteren Farben. Er hat schon vor Jahren für einen Verkauf von Breuninger plädiert.

Stuttgart - Bei seiner Klage auf die Beteiligung an dem Kaufhausunternehmen Breuninger hat Rechtsanwalt Wolfgang Blumers Unterstützung bekommen. Theo Henselijn, der ebenso wie Blumers einst dem Vorstand der Breuninger-Stiftung angehörte, bestätigte als Zeuge vor dem Landgericht Stuttgart die Version von Blumers, der sich bei der Neuordnung der Besitzverhältnisse 2004 übergangen fühlt. Damals wurde eine Doppelstiftung aufgelöst und Kaufhauschef Willem van Agtmael übernahm zusammen mit dem Rechtsanwalt Wienand Meilicke, der bereits seit Jahrzehnten für Breuninger tätig war, die 80-Prozent-Mehrheit an dem Kaufhausunternehmen. Gegen die beiden richtet sich die Klage von Blumers.

 

Ursprünglich sollten nach Angaben von Henselijn aber alle fünf Mitglieder des Vorstands der Breuninger-Stiftung beteiligt werden: neben van Agtmael und Meilicke auch Blumers, Henselijn und der Wirtschaftsprüfer Benno Stratmann. „Wie haben bereits über Prozentsätze für die Beteiligung gesprochen, das war sehr konkret“, sagte Henselijn. Entsprechend hatte sich auch Stratmann als Zeuge am vorangegangenen Verhandlungstag geäußert.

Ein Projekt mit dem Namen Alfredo

Henselijn räumte bei der Befragung durch das Gericht und die Anwälte ein, dass es keine verbindliche Zusage gab: „Van Agtmael und Meilicke haben versprochen alles zu tun, was möglich ist, uns zu beteiligen“, präzisierte Henselijn. Er war zum Beispiel Chef der Kaufhauskette de Bijenkorf und gilt als Handelsprofi durch und durch; juristische Feinheiten, so vermittelt er Beobachtern, haben ihn nicht interessiert. „Ich habe Herrn Meilicke vertraut, ich hätte ihm sogar meine Geldbörse überlassen“, sagte er. Warum es zu der ursprünglich geplanten Beteiligung letztlich nicht genommen ist, meint der Niederländer zumindest in seinem eigenen Fall zu wissen: Er hielt Warenhäuser in der Größenordnung von Breuninger für nicht überlebensfähig und riet – unter anderem – zum Verkauf. Vor Gericht machte Henselijn klar, dass sich an dieser Meinung bis heute nichts geändert hat, wenngleich er einräumte, über keine aktuellen Detailkenntnisse zu verfügen. „Ich bin mir sicher,“ sagte er, „dass der Gewinn zurzeit nur aus den Immobilien kommt. Es kommen auf Breuninger noch ein paar ganz schwere Jahre zu.“ Dies in einem langen Gespräch Meilicke schon damals gesagt zu haben, bezeichnete Henselijn abwechselnd als Fehler („Ich muss verrückt gewesen sein“) und als richtige Entscheidung („Im Nachhinein bin ich froh, ehrlich meine Meinung gesagt zu haben“). Auf jeden Fall sei es ihm nicht um die eigenen Interessen gegangen. „Ich habe versucht, an das Personal und an die Zukunft von Breuninger gedacht.“ Henselijn saß viele Jahre lang im Verwaltungsrat der Schweizer Warenhausgruppe Globus, die ähnlich groß wie Breuninger ist und zu Migros gehört. Der Konzern dokumentierte schriftlich Interesse daran, sich bei Breuninger zu engagieren. Das Thema mit dem Projektnamen Alfredo wurde bei einer Breuninger-Gesellschafterversammlung angesprochen.

Henselijn: „Wir waren Beisitzende“

Auch eine Realteilung von Breuninger stand zur Diskussion: die Trennung der Immobilien vom Kaufhausunternehmen. Damit hätten sich die Wege von van Agtmael und Meilicke, die zeitweise heftig miteinander stritten, trennen können. Henselijn sagte, dass Migros diesen Aspekt nach seiner Überzeugung nicht im Auge hatte. Konkret geworden sind die Gespräche mit den Schweizern nicht. Henselijn schilderte, dass die Beiratsmitglieder nach 2004 sechsstellige Beträge für ihre Arbeit erhalten haben, obwohl die Tätigkeit nach seinen Worten nur noch ein Witz war („Wir waren Beisitzende und wurden auch so behandelt“). Sie wurden nach seiner Interpretation so bezahlt, als seinen sie Aktionäre. Auch deshalb glaubte er, dass die ins Auge gefasste Beteiligung weiterhin geplant sei und irgendwann noch nachgeholt werde. Warum der Aufschub notwendig war und von den Dreien einfach hingenommen wurde, blieb im bisherigen Verlauf der Verhandlung offen. Henselijn sagte nur: „Ich bedauere , dass ich das so akzeptiert habe. Aber das ist vorbei.“ Klar wurde nur, dass Blumers mit einer sofortigen Beteiligung Probleme gehabt hätte, weil er damals noch Partner der Kanzlei Gleiss Lutz war. Für die Stuttgarter war ein Engagement unvereinbar mit der Tätigkeit in der Kanzlei. Blumers schied aber bereits im Januar 2005 bei Gleiss Lutz aus.