Der Landesverband der Industrie sieht eine Katastrophe. Die Industrie- und Handelskammer Stuttgart erwartet eine zunehmende Unsicherheit über die weitere Entwicklung.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Wirtschaft in Baden-Württemberg ist über die Entscheidung der Briten entsetzt. „Das ist die Katastrophe, die wir eigentlich gar nicht mehr befürchtet hatten“, sagte der Vorsitzende des Landesverbands der Industrie (LVI), Hans-Eberhard Koch, unserer Zeitung. „Es gibt nach diesem Votum nur Verlierer“, meinte Koch. Großbritannien sei für die Wirtschaft im Südwesten, insbesondere für die Autobauer und den Maschinenbau, aber auch für die Elektrotechnik ein bedeutender Handelspartner. Auf die Unternehmen komme nun eine große Unsicherheit darüber zu „wie es weitergeht“. Zunächst einmal werde sich aber konkret für die Unternehmen selbst wenig ändern., da der Austritt nicht auf einen Schlag erfolge, sondern ein längerer Prozess sei, meinte der LVI-Vorsitzende. An den Finanzmärkten aber zeigten sich bereits die ersten Turbulenzen. Dies könne auch auf die Realwirtschaft zurückschlagen. Zu befürchten sei etwa, dass Unternehmen Investitionen hinausschöben. Außerdem sei Großbritannien ähnlich wie Deutschland ein Land, das bisher – anders als südeuropäische Staaten – eher auf die Kräfte des Markte als auf den Staat gesetzt habe. „Diese Stimme wir nun fehlen“, meinte Koch.

 

Auswirkungen werden geprüft

Das Ausscheiden der Briten dürfte auch nach Meinung der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart für viele Firmen negative Folgen haben. „Der Handel mit dem Vereinigten Königreich könnte erschwert und damit unattraktiver werden“, fürchtet Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart. Noch gar nicht absehbar seien die mittel- und langfristigen Folgen der Entscheidung. Dies gelte nicht nur für die stark exportorientierte Südwestwirtschaft, sondern auch für die 140 in das

Handelsregister eingetragenen Unternehmen aus Großbritannien. „Wir befürchten, dass es Jahre dauern könnte, neue Abkommen zwischen der EU und Großbritannien auszuhandeln“, erklärte Richter. Bei den Ausfuhren aus Baden-Württemberg steht Großbritannien mit einem Volumen von zuletzt 12,3 Milliarden Euro an sechster Stelle.

Volkmar Denner, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH erklärte, das Unternehmen bedauere die Entscheidung für einen Ausstieg aus dem größten Binnenmarkt der Welt sehr, „nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht“. Aktuell würden die Auswirkungen auf das Geschäft von Bosch geprüft. Pläne zur Reduzierung der Investitionen in Großbritannien gebe es aktuell allerdings nicht.