Bruno Labbadia bewältigt eine fast unlösbare Aufgabe mit großer Souveränität und macht sich so zum Erfolgstrainer - bleibt aber bescheiden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Bruno Labbadia kann noch nicht umschalten, vielleicht will er es auch gar nicht. Jedenfalls ist der VfB-Trainer weiterhin im Abstiegskampfmodus, auch eine Stunde nach dem Stuttgarter 2:1-Sieg über Hannover und dem endgültig verhinderten Sturz in die zweite Liga. Genauso ruhig und sachlich wie Bruno Labbadia in den vorangegangenen Stuttgarter Zittermonaten die prekäre Situation analysiert hatte, spricht er nun über das gute Ende seiner sechsmonatigen Rettungsmission. Und dann bekommt von ihm auch noch so ziemlich jeder im Verein ein Kompliment verpasst: "Fredi Bobic, die Mannschaft und der Vorstand, alle zusammen haben an einem Strang gezogen, nur so war dieser Kraftakt möglich."

 

Über seine Verdienste redet Labbadia nur auf Nachfrage - und bescheiden. Ob es sich in seinem Fall um die seltene Form von "Alles richtig gemacht" handle? Das wollen die Journalisten von ihm wissen. "Ich habe sicher auch Fehler gemacht", sagt Labbadia, muss allerdings auch einräumen, dass ihm so ganz spontan keiner einfalle.

Vermutlich wird sich der 45-Jährige auch in den nächsten Tagen schwer damit tun, eigene berufliche Verfehlungen im letzten halben Jahr herauszufiltern. Wie denn auch? Labbadia machte aus einer völlig verunsicherten Stuttgarter Mannschaft, in der jeder nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht war, eine funktionierende Zweckgemeinschaft. Das lässt sich auch an Zahlen ablesen: Mit 30 Labbadia-Punkten ist der VfB vor dem abschließenden Spiel am Samstag in München hinter den Bayern und Leverkusen die drittbeste Rückrundenmannschaft in der Bundesliga und kann rein theoretisch noch auf Tabellenplatz sieben klettern. Eine fast schon unglaubliche Stuttgarter Perspektive vor dem letzten Spiel dieser Saison, die sich auch ganz tief in das Gedächtnis von Bruno Labbadia einbrennen wird. "Alles, was ich vorher gemacht habe, war im Vergleich dazu Kindergeburtstag", sagt Labbadia, "so etwas möchte ich nicht noch einmal erleben."