Martin Walkers Polizist Bruno liebt, schlemmt und ermittelt sich auch im vierten Fall durch die Idylle von St. Denis. Das reißt nicht vom Hocker, macht aber Appetit.

Stuttgart - Zu idyllisch um wahr zu sein, aber so gut erfunden, dass es trefflich unterhält. Dieser Eindruck drängt sich nach der Lektüre des jüngsten Bandes aus der Krimireihe „Bruno, chef de police“ auf. Die Fans des grundgütigen Dorfpolizisten Benoit Courrèges, von allen nur Bruno genannt, treffen auch im vierten Teil auf all die Zutaten, die dem Autor Martin Walker seit Erscheinen des ersten Romans erheblichen Erfolg gebracht haben: die wunderbare Landschaft rund um das fiktive Dörfchen St.Denis, kulinarische Feinheiten, französische Lebensart im Périgord, heimatverbundene Menschen, die einander mögen oder wenigstens respektieren – kurz: ein kleines Paradies. Leider lässt sich das Geschehen so gemächlich an, dass der Showdown ziemlich unvermittelt kommt.

 

Auch Skelette tragen Swatch

Dabei bietet die Handlung eigentlich genug Spannungspotenzial: Tierschützer verüben Anschläge auf die Produzenten von Gänsestopfleber, bei archäologischen Ausgrabungen wird ein Skelett entdeckt, das eine Swatch am Handgelenk trägt und damit eindeutig nichts mit dem Altertum zu tun hat. Ein geplantes Treffen der Innenminister von Frankreich und Spanien sorgt für erhöhte Alarmbereitschaft der Sicherheitskräfte – aus Furcht vor Anschlägen der baskischen Untergrundorganisation ETA. Zu allem Überfluss macht ihm die neue Amtsrichterin Annette Meraillon, eine Vegetarierin und Feministin, das Leben schwer.

Das klingt zwar nach viel Arbeit für Bruno, doch hat er wie immer noch Zeit für ein gepflegtes Glas Wein, ein gutes Essen mit Freunden und für Ausritte in den frühen Morgenstunden mit seiner schottischen Freundin Pamela. Diese Liaison ist locker genug, um ihn als begehrten Junggesellen glaubwürdig zu machen und gleichzeitig Raum zu lassen für Isabelle, seine eigentliche große Liebe.

Kochbuch mit Krimianhang

Wie schon in den Vorgängerromanen reicht Martin Walkers Fall auch hier weit in die Vergangenheit zurück. Doch die Handlung kommt so gemächlich in Gang, dass, wer einen Krimi mit Hochspannung will, bei Bruno eher nicht so gut bedient wird – trotz des fulminanten Finales im Weinberg. Wie schön also, dass man Walkers Romane eben nicht nur als Krimi, sondern auch als Reiseführer oder Kochbuch lesen kann. Schließlich weiß man ja seit Donna Leons Comissario Brunetti, dass ordentlich ernährte und in alles in allem geordneten Verhältnissen lebende Krimihelden ziemlich langlebig sind.

Marin Walker: Delikatessen. Diogenes Verlag, Zürich. 401 Seiten, 22,90 Euro.