Die regelmäßige Untersuchung auf Brusttumore hat nur einen kleinen Effekt. Einige Experten halten das Mammografie-Screening daher für überflüssig. Rechtfertigt der kleine Nutzen den Aufwand?

Stuttgart - Die Kritik am Mammografie-Screening nimmt zu. Zu dieser Reihenuntersuchung werden in Deutschland Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eingeladen. Ihre Brust wird geröntgt, um eventuelle Tumore schon früh erkennen und behandeln zu können. Kritisiert werden jedoch der geringe Nutzen des Screenings und die hohe Zahl der anschließend unnötig behandelten Frauen.

 

In der Schweiz hat sich zum Beispiel ein Expertengremium gegen ein Screening ausgesprochen: Von 1000 Frauen, die sich regelmäßig untersuchen lassen, sterben eine oder zwei weniger an Brustkrebs als unter 1000 Frauen, die sich nicht regelmäßig untersuchen lassen. Allerdings komme es bei 100 der 1000 Screening-Teilnehmerinnen „zu Fehlbefunden, die zu weiteren Abklärungen und zum Teil zu unnötigen Behandlungen führen“. (Hier der Bericht als PDF und hier eine Studie der Cochrane-Gesellschaft, die fordert, Frauen gründlich über die Chancen und Risiken der Mammografie zu informieren. Die Cochrane-Studie ist auch als PDF erhältlich.)

Jürgen Windeler, der medizinische Therapien überprüft (hier ein ausführliches StZ-Interview), befürchtet, dass der Streit über die Sinnhaftigkeit der Früherkennung nicht enden werde, da der Effekt klein sei. „Letztlich ist es eine persönliche Entscheidung, die jede Frau treffen muss“, sagt er. Er setzt sich dafür ein, dass Screenings zentral organisiert und überwacht werden, um die Qualität der Untersuchung zu sichern. Und er kündigt an, dass die Einladungsschreiben zur Mammografie nun von seinem Institut, dem Iqwig, überarbeitet werden. (Hinweise des Krebsinformationsdienstes zur Mammografie)