Zum in den Koffer packen oder zu Hause lesen: Buchtipps für kurzweilige Sommerlektüre gibt es von Mitarbeiterinnen der Stadtteilbibliothek Bad Cannstatt.

Bad Cannstatt - Der Sommerurlaub ist eine gute Gelegenheit, mal wieder gemütlich ein Buch zu lesen. Ob beim Bräunen am Strand oder zu Hause auf dem Balkon oder im Freibad: Alexandra Kirchner und Kirsten Limperich von der Stadtteilbibliothek an der Überkinger Straße haben eine Auswahl an spannenden und kurzweiligen Bücher zusammengestellt.

 

Der erste Tipp der Leiterin der Stadtteilbibliothek, Alexandra Kirchner, ist „Die Sturmrose“ von Corina Bomann (Ullstein, 2015) Es geht um eine alleinerziehende Mutter, die auf Rügen einen Neuanfang wagen möchte und dort einen alten Fischkutter entdeckt. Diesen möchte sie in ein Kulturschiff mit Café umfunktionieren. Sie findet dort einen alten Brief einer jungen Frau, die aus der ehemaligen DDR fliehen wollte – die Sturmrose war ein Flüchtlingsschiff. „Das Buch eignet sich hervorragend als kurzweilige Urlaubslektüre für Frauen. Die Geschichte ist spannend und zugleich leicht geschrieben“, sagt Alexandra Kirchner.

Ermittlungen auf eigene Faust

Spannend wird es auch bei „Totengebet“ von Elisabeth Herrmann (Goldmann, 2016). „Die Autorin war bei uns zu Gast bei den Kriminächten“, erzählt die Bibliothekarin. Es geht um den Berliner Anwalt Joachim Vernau, der wegen Mordes an einem Mann gesucht wird, den er 1987 in Israel kennengelernt hat. Vernau ermittelt auf eine Faust und reist wieder dorthin, um eine Zeugin zu finden, die ihn entlasten kann. „Der Krimi ist sehr gut geschrieben und recherchiert“, sagt Kirchner. Elisabeth Herrmann sei ihrer Meinung nach die beste Krimiautorin, die Deutschland derzeit habe.

Ihr dritter Tipp ist „Lettipark“ von Judith Hermann (S. Fischer, 2016). Das Buch enthält 17 Geschichten, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben. „Erst später wird dem Leser bewusst, dass es sich immer um Begegnungen dreht“, sagt Kirchner. Nicht die Handlung selbst sei wichtig, sondern die Art, wie die Autorin erzähle. „Es sind Momentaufnahmen in einer minimalistischen, klaren und dennoch sehr poetischen Sprache.“ Dadurch gelinge es der Autorin, Emotionen auszulösen und dem Leser das Gefühl zu geben, die Charaktere der einzelnen Geschichten wie durch eine Filmkamera zu betrachten.

Kirsten Limperich hat sich bei ihren Empfehlungen für das Sachbuch „Nachmittage mit Mördern: 10 wahre Tätergeschichten“ von Sibylle Tamin (Fischer Taschenbuch, 2016) entschieden. „Es sind die Lebensgeschichten von verurteilten Mördern und Mörderinnen aus Deutschland“, erzählt sie. Anhand von Interviews gebe die Autorin diese wieder, ohne sie zu kommentieren oder zu interpretieren. „Sie protokolliert und der Leser muss selbst seine Schlüsse ziehen“, sagt die Bibliothekarin. Manche Geschichten ließen einen ratlos zurück. „Andere jagen einem einen Schauer über den Rücken“, sagt sie. Die Mischung aus Biografie, Einblick ins Gefängnisleben sowie die Arbeit der Justiz sei sehr spannend zu lesen.

Buch über das Erwachsenwerden und Thriller zugleich

Ihre zweite Empfehlung ist „The Girls“ von Emma Cline (Hanser, 2016). Es ist der erste Roman der US-amerikanische Autorin. Die Geschichte handelt von der 14-jährigen Evie, die in einer miefigen Kleinstadt in Kalifornien aufwächst. Sie ist mitten in der Pubertät, fühlt sich nirgends zugehörig und ist unglücklich. Da trifft sie eines Tages in der Stadt auf die „Girls“, eine Gruppe langhaariger, bunt gekleideter Frauen und Mädchen, die zusammen auf einer Ranch leben. Fasziniert schließt sie sich der Kommune an und erlebt dort Rückhalt. Im Rausch der Partys und Drogen bemerkt sie nicht, wie die Atmosphäre immer gewalttätiger und frustrierter wird und sich eine Katastrophe ankündigt.

„Der Erstling von Emma Cline ist zugleich ein Buch über das Erwachsenwerden und ein hoch spannender Thriller“, sagt Limperich. Man erkenne deutlich die Verbindung zu den Geschehnissen um die Manson-Familie in den USA des Jahres 1969, die im Mord an Sharon Tate mündeten. Die Lebens- und Gefühlswelt der Protagonistin sei sehr nachvollziehbar, findet Limperich. „Außerdem kriegt man beim Lesen automatisch die Bilder und die Musik dieser Zeit in den Kopf.“