In den USA predigen starke Gruppen die Zensur. Protestaktionen dagegen, organisiert vom Verband der US-Büchereien American Library Association (ALA), gibt es seit 30 Jahren. Inzwischen werden sie auch im Internet und auf Twitter geführt.

Washington - Sie ist eine junge Amerikanerin, ihr Youtube-Name ist Rocketboom. Sie sagt, wer glaube, so etwas hätten nur die Taliban in Afghanistan oder die Nazis in Deutschland gemacht, der irre schwer: Buchzensur finde auch in den USA statt. Rocketboom ist zur Widerstandskämpferin geworden. Ihre Waffe ist das Internetvideo. Sie will, dass sich etwas ändert im Heimatland der Meinungsfreiheit. Da passt es gut, dass gerade die „banned books week“ in den USA stattfindet, die „Woche der zensierten Bücher“.

 

Die Protestaktion, organisiert vom Verband der US-Büchereien American Library Association (ALA), gibt es seit 30 Jahren. Inzwischen wird sie auch im Internet und auf Twitter geführt. Bedarf dafür besteht, denn immer noch wollen unterschiedliche Gruppen oder Einzelpersonen in den USA ihren Mitmenschen vorschreiben, was sie nicht lesen dürfen. Mal heißt es, in manchen Büchern werde der Homosexualität gehuldigt. Mal sind es religiöse Splittergruppen, denen der Inhalt von Büchern nicht gefällt, wenn er von anderen religiösen Gruppen handelt. Die Werke dürften deshalb nicht in öffentlichen Büchereien verliehen werden. Mal gelingt es, die Bücher zu verbannen, mal nicht.

Selbst bei Harry Potter wurde Problematisches entdeckt

Die ALA hat mitgezählt: Seit 1982 gab es mehr als 11 300 Versuche, Romane und Comics aus Büchereien und Schulen zu verbannen. Allein im Jahr 2012 gingen bei der ALA 464 Beschwerden ein. In Wirklichkeit sind die Zensurversuche aber noch viel gewaltiger. Der Büchereiverband schätzt, dass nur jeder fünfte Fall überhaupt gemeldet wird. Zu den umstrittenen Büchern des Jahres 2012 gehörte neben Dav Pilkeys Comicroman „Captain Underpants – Großangriff der schnappenden Kloschüsseln“ (angezeigt wegen angeblich zu gewalttätiger Sprache) auch das Buch „Menschenkind“ der Nobelpreisträgerin Toni Morrison (angezeigt wegen angeblicher sexueller Freizügigkeit). Auch Mark Twain tauchte schon auf der Liste der Zensur und Zensurversuche auf, ebenso John Steinbeck und J. D. Salinger. Selbst in Harry Potter wurde schon Problematisches entdeckt.

Rocketboom macht sie in ihrem Protestvideo über die Tugendwächter lustig. Sie wundere sich, warum noch niemand auf die Idee gekommen sei, das Fernsehen zu verbieten.