Die Bürger diskutieren mit der Stadtverwaltung über die Zukunft der Bücherei. Die Einrichtung im Bebenhäuser Pfleghof platzt aus allen Nähten.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Das Thema bewegt die Esslinger. Rund 200 Bürger wollten am Donnerstag im Alten Rathaus dabei sein, als die Stadt über die Zukunft der Bücherei informierte. Schnell zeigte sich: An beiden Standorten – dem alten in der Heugasse im Bebenhäuser Pfleghof und dem neuen in der Küferstraße – ist eine 3600 Quadratmeter große Bücherei machbar.

 

In der Küferstraße wird eine Baulücke geschlossen

Beide Standorte kosten ungefähr gleich viel Geld, etwa 21,5 Millionen Euro. Um am alten Standort in der Heugasse bleiben zu können, muss die Stadt eine alte Lagerhalle abreißen sowie zwei denkmalgeschützte Wohnhäuser in die Planung mit einbeziehen. Am neuen Standort wird es einen kompletten Neubau geben.

Dass die Verwaltung in Gestalt des Baubürgermeisters Wilfried Wallbrecht und des Kulturbürgermeisters Markus Raab dennoch den neuen Standort in der Küfer-straße favorisiert, liegt daran, dass hier keine denkmalgeschützten Häuser umgebaut, beziehungsweise abgerissen werden müssten, sondern nur Häuser, die als „erhaltenswert“ eingestuft werden. In der Küferstraße würde eine Baulücke geschlossen, die jetzt auf der Nordseite besteht. Das ist die Einfahrt zu einem Hof, auf dem ein Betongebäude steht mit einem etwas spröden Charme. An dieser Fläche würde sich ein mehrgeschossiger Neubau erheben, der exakt auf die Bedürfnisse einer modernen Bibliothek zugeschnitten sein würde. Wie die aussehen sollte, skizzierte Markus Raab in wenigen Worten: Sie soll durchweg behindertengerecht sein, sie soll über eine moderne Multimedia-Ausstattung verfügen und auch Platz bieten für ernsthafte wissenschaftliche Forschung und für das Lernen in speziellen Ruhebereichen.

Diese Anforderungen seien in einem neuen Gebäude leichter unterzubringen als in dem jetzigen mittelalterlichen Altbau an der Heugasse. Weil nun die Kosten und die Fläche beider Standorte gleich sind, kam es der Stadtverwaltung vor allem auf die städtebaulichen Aspekte an. Hier liegt, zumindest nach der Analyse des Bauamts, der Standort Küferstraße vorne. Zum einen, weil dadurch die östliche Altstadt gestärkt würde, zum anderen, weil es Synergien mit der benachbarten Musikschule gebe, die durch einen Steg mit dem Bibliotheksgebäude verbunden werden soll.

Einige Zuschauer kritisierten, dass der Plan für den Neubau in der Küferstraße nicht genau genug sei. In seiner jetzigen Form als Skizze könne man Stärken und Schwäche nicht bewerten. Wallbrecht erklärte, dass die Stadt erst dann einen Vorentwurf und einen Entwurf veröffentlichen werde, wenn die Standortfrage geklärt sei. Denn allein für den Vorentwurf werde sie Esslinger Verwaltung bereits einen städtebaulichen Architektenwettbewerb ausschreiben müssen.

Was wird aus dem Pfleghof?

Gefragt wurde auch nach der Zukunft des Bebenhäuser Pfleghofs, wenn die Bücherei auszöge. Hier verwies Wallbrecht auf den Gemeinderat, der über die Nachnutzung entscheiden müsse. Als sich das Publikum damit nicht zufrieden gab, stand Tobias Hardt von den Linken auf und sagte, dass sich die Linke, die Grünen und die SPD dafür stark machten, den Bebenhäuser Pfleghof in städtischem Besitz zu halten.

Markus Raab zeigte die eindrucksvolle Erfolgsgeschichte der Bibliothek: Seit dem Jahr 2000 hat sich der Bestand um knapp 20 Prozent erhöht und die Entleihungen haben sich verdoppelt. Für Raab ist die Stadtbücherei die einzige kulturelle Institution, wo alle Bürger zusammenkommen, Menschen jeden Alters und jeder Herkunft. Raab: „Wenn die Stadt keine neue Bibliothek baut, kann diese Erfolgsgeschichte nicht fortgeschrieben werden.“