Tauben lieben anscheinend die Stadtbibliothek: Immer mehr der Tiere verrichten im offenen Rundgang ihr Geschäft. Und das ist nicht das einzige Problem des Bücherwürfels.

Stuttgart - Im achten Stock, der obersten Etage der neuen Stadtbibliothek , scheinen sich Tauben besonders wohlzufühlen. Denn im Wandelgang, der entlang der eigentlichen Gebäudefassade in luftiger Höhe im Freien verläuft, ist nicht nur das fröhliche Gurren der Vögel zu hören. Auch zahlreiche Federn und jede Menge Taubenkot zeugen davon, dass die Bibliothek nicht nur ein beliebter Platz für Leseratten, sondern auch für das graue Federvieh zu sein scheint. Und obwohl sich der Wandelgang an der frischen Luft befindet, lässt sich der stechende Geruch des Taubendrecks dort kaum ignorieren.

 

Eingerichtet haben sich die Vögel bei den Lüftungsanlagen, die entlang der Bibliotheksfassade verlaufen. Zwar sind fast alle Lüftungsrohre mit Gittern abgedeckt, einzelne wurden jedoch ausgespart. In diesen sicheren Schlupflöchern haben es sich die Tauben nun gemütlich gemacht. Und damit auch jeder weiß, wer in den offenen Rundgängen der Bücherei residiert, haben die Tiere ihr Revier sorgfältig mit Exkrementen markiert.

Keine zusätzlichen Kosten

Aufgefallen ist der Bibliotheksleitung der Schmutz bereits vor einigen Wochen. Seither werden die Außengänge regelmäßig von einer Putzkolonne gereinigt, die auch für die Pflege des Innenbereichs zuständig ist. „Da die Putzkräfte ohnehin jeden Tag kommen, hatten wir bisher keine zusätzlichen Reinigungskosten wegen des Taubenkots“, erklärt die Bibliotheksdirektorin Ingrid Bussmann. „Aber wir gehen davon aus, dass die fehlenden Gitter in der Lüftungsanlage der Grund für die vielen Tauben sind, weil es dort wohl mollig warm für die Tiere ist. Deshalb hoffen wir, dass die noch offenen Bereiche bald mit Gittern abgedeckt werden.“

Dies soll laut Harald Beutel von der Stadt Stuttgart spätestens in der nächsten Woche passieren. Eigentlich, so Beutel, hätte die zuständige Metallbaufirma die Gitter bereits im Oktober vergangenen Jahres einbauen sollen. Trotz mehrfacher Aufforderung, so der Sprecher der Stadt, sei die Firma aber „nicht in die Puschen gekommen“. Sollten die Gitter bis nächste Woche noch immer nicht montiert sein, soll eine neue Firma mit dem Einbau beauftragt werden.

Bibliothek kämpft mit Problemen

Dem Bibliotheksbesucher Manfred Kächele ist der Taubendreck zwar bisher noch nicht aufgefallen. Die Situation, meint er, solle man dennoch weiter beobachten. „Solange die Tauben hier keine Nester bauen, hält sich das Problem vielleicht noch in Grenzen“, sagt der Stuttgarter. „Aber wenn es überhand nimmt, sollte schon etwas dagegen getan werden. Schließlich ist es ja schon eine Schweinerei, wie die Vögel manche Häuser zurichten.“ Auch Kächeles Frau Herta ist skeptisch, ob die Tauben geduldet werden sollten oder nicht. „Wenn es zu viel wird, wären Schutzmaßnahmen wohl nicht schlecht“, erklärt sie. „Schon aus hygienischen Gründen.“

Doch der Taubenkot ist nicht das einzige Problem, mit dem die Bibliothek derzeit zu kämpfen hat. Noch immer gibt es hier und da kleinere technische Schwierigkeiten – beispielsweise mit der Sortieranlage, die entliehene und wieder zurückgebrachte Medien an ihren Standort transportieren soll. „Vergangene Woche musste die Anlage wegen Wartungsarbeiten einen Tag lang gestoppt werden“, erklärt die Bibliotheksleiterin Ingrid Bussmann. Dies habe zu Wartezeiten für die Besucher geführt. Die Rückgabe von Medien sei aber zu jeder Zeit möglich gewesen.

„Wir merken einfach, dass das Haus vor der Eröffnung keine Erprobungsphase hatte“, sagt Bussmann. „Deshalb lassen sich Wartezeiten manchmal leider nicht vermeiden.“ Dieser Umstand, so die Direktorin, sei aber auch der großen Zahl von Besuchern und Neuausstellungen von Bibliotheksausweisen geschuldet. Seit der Eröffnung hätten weit mehr als 200 000 Menschen das Büchereigebäude besucht. Über 5000 hätten sich seither einen neuen Bibliotheksausweis ausstellen lassen.