Entgegen anderslautender Erklärungen der Investoren aus Kasachstan, Kuwait und Sibirien stocken die Sanierungsarbeiten an der Bühlerhöhe bei Bühl, am Neuen Schloss in Baden-Baden und in Mönchs Posthotel in Bad Herrenalb.

Bühl/Baden-Baden/Bad Herrenalb - Rettung für die Bühlerhöhe komme aus Kasachstan, von einem Konsortium mit dem Namen „Bühlerhöhe Castle Invest GmbH“. So hieß es kurz vor Weihnachten 2013, geplant war die Wiedereröffnung des Fünf-Sterne-Hauses für 2017. Geschehen ist seitdem fast nichts. Das Neue Schloss in Baden-Baden, kaum 20 Kilometer entfernt, ging nach jahrelangem Leerstand 2003 in den Besitz einer kuwaitischen Investorengruppe über. Die Familie Al-Hassawi kündigte an, dort ein Luxushotel eröffnen zu wollen. Doch auch hier herrscht Stillstand.

 

Bühls Oberbürgermeister Herbert Schnurr hegte einst große Hoffnungen, das Schlosshotel Bühlerhöhe werde bald „zu neuer Blüte“ kommen. Doch es herrsche „totale Funkstille“. Von den kasachischen Investoren, die das Nobelhotel für rund 22 Millionen Euro kauften, habe er „das ganze Jahr über“ nichts gehört. 2010 wurde auf der Bühlerhöhe der Hotelbetrieb eingestellt, seitdem war den Sommer über noch das Café geöffnet. Für eine ordentliche Sanierung fallen Experten zufolge an die 80 Millionen Euro an. Monatlich dürften zudem allein rund 100 000 Euro Leerstandskosten, vor allem für Heizöl, entstehen.

Seit dem Kauf 2003 ist am Neuen Schloss fast nichts passiert

Die letzte Pressekonferenz im Neuen Schloss Baden-Baden gab es im Mai 2014 – die Schlossherrin Fawzia Al-Hassawi hatte geladen, im Beisein des damals noch amtierenden Oberbürgermeisters Wolfgang Gerstner und seiner Nachfolgerin Margret Mergen. Al-Hassawi präsentierte einen Hotelbetreiber-Vertrag, unterzeichnet von der international agierenden Hyatt-Kette. 2003 hatte die Familie das Schloss für 2,7 Millionen Euro vom Haus Baden gekauft. Doch passiert ist seitdem so gut wie nichts.

Das imposant über der Innenstadt von Baden-Baden thronende Gebäude ist weiter eingerüstet, nur spärliche Sicherungsmaßnahmen wurden vorgenommen. Berichte , nach denen das Schloss mal wieder von einem Investor aus dem „Dornröschenschlaf“ geküsst werde, glaubt in der Kurstadt inzwischen niemand mehr. Die Stadt bestätigt allerdings, dass Al-Hassawi „alle paar Monate ihr Planerteam wechselt.“

Auch ein erfahrener Hotelmanager bezweifelt das Konzept

OB Margret Mergen und der Gemeinderat möchten die Kurstadt zum Weltkulturerbe erheben lassen – die Schlossruine ist nach Meinung der Experten dabei kein Hindernis. Richard Schmitz, der 32 Jahre lang erfolgreich das „Brenners Parkhotel“ in Baden-Baden leitete, gilt als der wohl erfahrenste Hotelmanager der Stadt. Er macht der Stadt wenig Hoffnung, dass sich am Schloss bald etwas ändern könnte: er habe Frau Al Hassawi schon vor rund 15 Jahren gesagt, das Vorhaben, so wie es geplant sei, „werde nicht funktionieren“, lässt er auf Anfrage wissen. Schmitz hatte die Kuwaitis schon vor Abschluss des Kaufvertrags gewarnt. Ein Fünf-Sterne-Hotel, so sagt er, benötige bei hundert geplanten Zimmern „mindestens eine Million Euro an Investition pro Zimmer“.

Um das wirtschaftlich zu betreiben, müssten seiner Erfahrung nach 1000 Euro pro Zimmer und Nacht erwirtschaftet werden. „Brenners Parkhotel“ erwirtschafte „gerade mal die Hälfte“. Das Schloss im derzeitigen Zustand verfüge über „keinerlei Infrastruktur“, bei beispielsweise 30 Millionen Euro Investition würde das „noch nicht einmal für den Standard einer Jugendherberge ausreichen“, sagt Schmitz. Im Übrigen sei es „ein Skandal“, 50 Zimmer in Appartement-Villen in den Schlosspark zu planen: ein Vorhaben, dem die Stadt zur „Refinanzierung“ zugestimmt hatte.

Das Sterne-Lokal steht seit dem Jahr 2000 leer

Auch in Bad Herrenalb, dem beschaulichen Kurort 20 Kilometer westlich von Baden-Baden gelegen, gibt es seit Jahren einen eher unerfreulichen Leerstand. Das in seinen Ursprüngen bis ins 12. Jahrhundert zurückreichende einstige Sterne-Lokal „Mönchs Posthotel“ steht bereits seit dem Jahr 2000 leer. Böse Zungen behaupten, seitdem gehe es auch mit dem Kurort im Kreis Calw bergab. 2011 verkaufte ein ukrainischer Investor an drei Damen aus Russland. 2012 bis 2014 wurde kräftig umgebaut, doch seit etwa sechs Monaten stockt der Bau wieder. Vor Ort wird gemunkelt, dass die Handwerker regelmäßig mit Bargeld in „dicken Umschlägen“ bezahlt wurden: „Fragen sie nach dem 11. Januar noch mal nach“, sagt eine mit dem Bau vertraute Person. Dann reise eine der Investorinnen aus Sibirien an.

Drei Häuser mit Geschichte

Bühlerhöhe
Das Schlosshotel Bühlerhöhe wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg als Offiziersgenesungsheim in knapp 800 Meter Höhe oberhalb von Bühl eröffnet. Wenige Jahre später wurde es zum Kurhaus umgestaltet. Bundeskanzler Konrad Adenauer war von 1953 bis 1956 häugih zu Gast. 1986 erwarb der Industrielle Max Grundig das Areal, und ließ das Haus zum Luxushotel ausbauen: mit wechselnden Betreibern, 2002 bis 2010 war das eine spanische Hotelkette – und das Haus war damals im Besitz von Dietmar Hopp. Es folgten osteuropäische Investoren.

Neues Schloss
Das Neue Schloss Baden-Baden entstand als Residenz der Markgrafen von Baden nach 1500. 1919, nach Aufhebung der Monarchie, ging das Neue Schloss in Privatbesitz des Hauses Baden über. 1995 versteigerte das Auktionshaus „Sotheby’s“ die Sammlungen der Familie und große Teile des Inventars. 2003 verkaufte der Nachfahre der badischen Markgrafen das Schloss an die kuwaitische Firmengruppe Al-Hassawi. Fawzia Al-Hassawi, Tochter des Firmengründers, hat seitdem mehrfach überarbeitete Pläne für eine neue Nutzung vorgelegt.

Mönchs Posthotel
Das traditionsreiche Hotel im Kurort Bad Herrenalb (Landkreis Calw) war viele Jahre ein erfolgreiches Sterne-Lokal am Rand des Nordschwarzwalds. Es ist eines der ältesten Häuser im Südwesten, seine Geschichte reicht zurück bis ins 12.Jahrhundert. Ab etwa 1860 betrieb über fünf Generationen die Familie Mönch das Haus. Seit 2000 der letzte Besitzer Hubert Mönch starb, steht das Hotel leer. Seit 2012 versuchen sibirische Investoren einen Neustart. Der Umbau kam zuletzt ins Stocken. Zuvor gehörte Haus einem ukrainischen Investor.