Bei genauerem Hinsehen zeigt sich ein besonderes Problem des Bündnis’ für Wohnen. Weder auf Seiten der Baubranche noch im Rathaus scheint das Bündnis für Wohnen eine echte Herzensangelegenheit zu sein, sagt StZ-Redakteur Sven Hahn.

Stuttgart - Den Teilnehmern des Bündnisses für Wohnen ist derzeit deutliche Zurückhaltung anzumerken. Alle noch am Bündnis beteiligten Akteure äußern sich mit Bedacht in der Öffentlichkeit. Doch der Weg zu einem tatsächlichen Bündnis im Sinne einer verlässlichen und unterschriftsreifen Zielsetzung ist trotz aller Vorsicht noch extrem weit.

 

Das Grundproblem des sogenannten Bündnisses für Wohnen ist schnell beschrieben. Die Stadtverwaltung will zum einen kaum neue Baugebiete ausweisen und trotzdem am liebsten möglichst viele geförderte Wohneinheiten präsentieren. Die Immobilienbranche auf der anderen Seite fordert möglichst viele neue Bauflächen in Stuttgart und will aber so wenig Sozialwohnungen wie möglich bauen. Es wird also schwierig werden, angesichts derart widersprüchlicher Interessen, zu einer gemeinsamen Position zu kommen. Doch am Ende will auch niemand am möglichen Scheitern des Bündnisses schuld sein.

Allerdings zeigt sich bei genauerem Hinsehen noch ein ganz anderes Problem. Weder auf Seiten der Baubranche noch im Rathaus scheint das Bündnis für Wohnen eine echte Herzensangelegenheit zu sein. Ein Beispiel: „Mein Amtszimmer ist ein permanentes Bündnis für Wohnen“, hatte Fritz Kuhn noch kurz vor der ersten Bündnissitzung gegenüber der Stuttgarter Zeitung erklärt. Blickt man angesichts solcher Aussagen nach Hamburg und sieht, wie schnell dort gehandelt worden ist, erscheint das Stuttgarter Vorgehen besonders bedächtig. Dabei ist der Wohnungsmangel in der Stadt akut. Die Zahl der Menschen, die in Stuttgart vergeblich versuchen, eine Wohnung zu finden, ist hoch.