Seit März ist Evelin Bleibler mit der Bürger-Rikscha in Vaihingen unterwegs. Das Angebot wird von den älteren Bewohnern gerne angenommen. Über 1000 Kilometer hat das Gefährt in den ersten vier Monaten bereits zurückgelegt.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Wenn Evelin Bleibler mit der grünen Rikscha am Paritätischen Mehrgenerationenzentrum (PMGZ) vorfährt, ist die Freude groß. Vier Bewohnerinnen warten bereits auf ihre Ankunft. Es ist Mittwoch, das heißt, sie wollen zum Mittagstisch, den die evangelische Kirchengemeinde im Martin-Luther-Haus an der Kaltentaler Straße 1 anbietet. Jeweils zwei Damen kann Bleibler auf dem Gefährt mitnehmen, in nur wenigen Minuten schafft sie die Strecke zwischen PMGZ und Lutherhaus. „Danach fahre ich zurück und hole die anderen beiden“, sagt Bleibler. Mit geübten Handgriffen befestigt sie die Rollatoren der Frauen sicher an der Rikscha und hilft beim Ein- und Aussteigen.

 

Die Damen sind begeistert von den Fahrkünsten der Pedaleurin. „Sie macht das ganz wunderbar“, sagt Hedwig Schmitt. Sie fährt regelmäßig mit Evelin Bleibler und der Rikscha durch den Stadtbezirk. „Auch über den Vaihinger Markt, wo gerne mal Hindernisse wie Stände im Weg stehen, fährt sie ohne Probleme“, lobt Schmitt. Die anderen Damen stimmen zu. Sie sind angetan von Evelin Bleiblers Engagement, denn für die PMGZ-Bewohner bedeutet die Rikscha auch ein bisschen mehr Flexibilität.

1000 Kilometer in vier Monaten

Nach dem Mittagessen im Lutherhaus fährt Evelin Bleibler die Seniorinnen bis zu den Bücherbäumen in den Honigwiesen. „Für viele PMGZ-Bewohner ist der Weg mit dem Stock oder Rollator zu weit, und auch die Busfahrt ist beschwerlich. Deswegen habe ich angeboten, sie mit der Rikscha hinzufahren“, sagt die Pedaleurin. Die Damen stöbern begeistert im ersten Baum nahe der Heerstraße. Die Bücher stehen zur freien Verfügung. „Man kann sie lesen und zurückbringen, aber gerne auch neue Bücher vorbeibringen“, erklärt Bettina Weiskopf, die Patin des Bücherbaums. Sie ist zufällig dort und schaut nach dem Rechten. „Leider kommen doch mehr Bücher weg, als dass neue dazukommen“, bedauert Weiskopf. Die Damen des PMGZ allerdings haben auch daran gedacht. Sie nehmen nicht nur Lesestoff mit, sondern lassen auch Bücher da – so, wie es vorgesehen ist.

Seit März ist die Bürger-Rikscha auf den Straßen Vaihingens unterwegs, meist mit Evelin Bleibler am Steuer. Das Angebot kommt an. Nach nicht einmal vier Monaten hat die Radkutsche bereits die Marke von 1000 Kilometern geknackt. „Wir fahren hauptsächlich im Nahbereich“, erklärt die erste Vorsitzende des Vereins Bürger-Rikscha in Bewegung. Das heißt, die Ziele liegen meist nicht weiter als maximal zwei Kilometer entfernt. Oft sind die Strecken nur sechshundert Meter lang. „Für viele ältere Menschen sind selbst so kurze Strecken schon schwierig“, sagt Bleibler.

Bereits 250 Fahrgäste

Die chauffierten Damen sorgen sich derweil um Bleiblers Gesundheit. „Sie muss ja ganz schön was schaffen mit unserem Gewicht auf der Rikscha“, sagt Hedwig Schmitt. Evelin Bleibler winkt ab. Für ein schnelleres Vorankommen treiben zusätzlich zur Muskelkraft zwei Batterien die Rikscha an. Damit sind auch weitere oder steilere Strecken kein Problem. Neben dem Mittagstisch fährt Bleibler die PMGZ-Bewohner auch zur Apotheke, zum Arzt, Zur Buchhandlung oder zum Gärtner. „Wir haben auch schon Ausflugsfahrten in den Dürrlewangwald, ins Rosental und bis nach Möhringen unternommen“, so die Vereinsvorsitzende.

Über 250 Personen sind bereits mit der Rikscha mitgefahren, viele davon lassen sich regelmäßig kutschieren. „Unser Gefährt fällt schon auf in Vaihingen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Die Nachfrage steige. Wer möchte, kann die Rikscha auch für private Fahrten mieten. „Er muss allerdings vorher ein Fahrtraining absolvieren“, betont Bleibler.