Die Stadt hat der Bahn die Gleisflächen für viel Geld abgekauft, um dort einmal im großen Stil Wohnungsbau zu betreiben. Es gebe keinen Grund, von diesem Ziel abzuweichen, meint StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Die erste öffentliche Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung für das Rosenstein-Gelände hinterm Hauptbahnhof findet zwar erst am 9. April statt, einige Interessierte haben aber bereits auf dem Internetportal ihre Ziele formuliert. Man darf trotz aller Kritik am Verfahren und den Beteiligten zuversichtlich sein, dass am Ende der Themensammlung mehr präsentiert wird als die Online-Forderung nach einer begrünten Hundetoilette.

 

Man dürfe die Geschichte des Areals nicht ausblenden, hat CDU-Fraktionschef Alexander Kotz festgestellt und so seine Forderung begründet, dass am Ende des mühseligen Wegs mit Stuttgart 21 etwas wirklich Großes stehen müsse. Dass die zündende Idee von Jugendräten, Stadtpfarrern und der örtlichen Architektenschaft kommen könnte, hält er für eher unwahrscheinlich. Kotz würde gern externen Rat einholen. Dagegen ist nichts zu sagen.

Wenn der CDU-Chef aber schon die Historie bemüht, dürfte er keinen Gedanken daran verschwenden, hinter dem Bonatz-Bau eine Art Centralpark zu planen mit noch mehr Bäumen als schon vorgesehen. Als Anfang der 90er Jahre die CDU-Politiker Teufel, Rommel und Wissmann auf Einladung des damaligen Bahnchefs Dürr mit dem Helikopter über das Areal flogen und S 21 erfanden, hatten sie weniger eine tiefer gelegte achtgleisige Zugdrehscheibe im Sinn als 118 Hektar bestens zu vermarktende Baufläche. Stuttgart 21 hat vor allem auch deshalb die Gremien passiert und die Politiker vor Ort gegen bahntechnische Kritik immunisiert, weil sie die Vorteile für den Städtebau hervorheben konnten.

Kotz muss wissen: die an die Bahn entrichteten 424 Millionen Euro basieren nicht auf einer Grünflächenplanung in bester Citylage; in diesem Fall wäre der Kaufpreis deutlich niedriger ausgefallen, und die Bahn hätte sich ihre Planung dann wohl auch noch einmal überlegt. Die Kalkulationsgrundlage war ein umfangreiches Wohnungsbaukonzept. Für den Plan eines innovatives Stadtviertels, gerne mit der Verzahnung von Wohnen und Arbeiten, spricht trotz des klimatisch suboptimalen Standorts am Kesseltiefpunkt die Vereinbarung, stattdessen die Kaltluftentstehungsgebiete auf den Höhen und die Frischluftschneisen frei zu halten. Diese für die Stadt lebenswichtige „Leitplanke“ sollte man nicht erst fordern müssen.