Nach dem starken Start der Bürgerbeteiligung im Rahmen des Sanierungsprojektes „Stuttgart 28“ haben nun mehr als 80  Bürger ihre Ideen zum Bismarckplatz in den Ring zu geworfen.

S-West - Nach dem starken Start der Bürgerbeteiligung im Rahmen des Sanierungsprojektes „Stuttgart 28“ mit mehr als 150 Interessierten vor Jahresfrist, war an diesem Abend zunächst die Frage spannend, in welchem Umfang sich das Interesse gehalten hat. Dass nun mehr als 80 Bürgerinnen und Bürger kamen, um ihre Ideen in den Ring zu werfen, fand Corinna Walz von der Bürgerstiftung „sehr zufriedenstellend“. Walz leitete den Abend, und ein Dutzend Mitstreiterinnen von der Bürgerstiftung moderierte die acht thematischen Arbeitsgruppen, die sich nach einem umfangreichen Informationsblock zu dem Vorhaben ans Werk machten.

 

Wie schwierig und komplex die Neugestaltung des Bismarckplatzes als Bauaufgabe ist und wie teils auch gegensätzlich die Interessen hinsichtlich der Nutzung, das zeigte sich auch in den teils kontroversen Diskussionen der Gruppen. Beim Thema „Aufenthaltsqualität“ etwa, dem Zauberwort des Abends, wurde in einer Gruppe eine intensive Belebung vorgeschlagen: etwa durch eine „wöchentliche Tanzveranstaltung“. Oder durch eine kleine Bühne, die als „Plattform für verschiedene Veranstaltungen“ dienen soll. Schnell formierte sich die Gegenposition: „kein Remmidemmi, sondern Platz für Ruhe“. Konsens der Gruppe war schließlich, die Belebungsidee schon jetzt auszuprobieren. Mit einer mobilen Bühne nach dem Motto: „Quirliges Leben statt Stiefmütterchen“. Als Schlüsselposition wurde der Markt gesehen, der aufgewertet werden soll, zum Beispiel mit Gelegenheiten zur Begegnung, zum Sitzen und zum Verweilen.

Saubere WCs

Heiß diskutiert wurde die Verkehrsfrage. Konsens ist, dass die Buslinie weiter am Bismarckplatz Station machen soll. Als die Moderatorin aber etwas schnell die Schwabstraße mit einer roten Linie versah, erhob sich Widerspruch. Und in der Debatte ergaben sich dann zwei alternative Streckenführungen um den Platz herum. In Sachen Grünanlagen reichten die Vorschläge von einer Laube über kontinuierliche, saisonale Bepflanzung bis zu einer Wiese mit Wildblumen. Für Beete und Bäume sollten Paten gesucht werden. Fixpunkt war die „bessere Nutzbarkeit“. Ein weiteres Anliegen: ein „sauberes, öffentliches WC“, mehr Mülleimer sowie ein Hunde-Klo.

In einer anderen Arbeitsgruppe wurde allgemein für „Freiraum fürs Spielen“ plädiert und in den Details etwa über ein Wasserspiel mit Bachlauf, differenzierende Ebenen und eine Treppe aus Holzelementen sowie ein integriertes Schachspiel diskutiert. „Essen und Trinken“ mahnte „bezahlbare Gastronomie für alle“ an, etwa über einen Kiosk. Dazu eine Mischung aus fixem und beweglichem Mobiliar, „um die Zerstückelung des Platzes zu überwinden“.

Am besten fand Andrea Teicke, die sich von Beginn an in der Bürgerbeteiligung engagiert, diese Ansätze: „Die Qualität des Marktes verbessern und dabei Möglichkeiten zur Begegnung schaffen. Außerdem alles, was hilft, das Areal überhaupt als Platz wahrnehmbar zu machen: als erkennbaren öffentlichen Raum, der von den Bürgerinnen und Bürgern frei genutzt werden kann.“

Punkt für Punkt

Anja Dorsch, eine Anwohnerin, meinte: „Es ist gut, dass man sich beteiligen kann. Spannend bleibt aber, was am Ende von den eingebrachten Ideen ankommt. Ich befürchte, dass das im Planungsprozess versickert, hoffe allerdings auf das Gegenteil.“ Ein Punkt, der auch Andrea Teicke wichtig ist: „Die Frage ist nun, wer bestimmt über die Gewichtung der eingebrachten Ideen.“ Hier schaffte Martin Holch vom Stadtplanungsamt Klarheit, als er das weitere Vorgehen beschrieb: „Eine Projektgruppe der beteiligten Bürger wird nun Punkt für Punkt durchgehen und dann festlegen, was in den städtebaulichen Wettbewerb als Vorgabe für die Entwürfe eingehen wird. Und wer seine Adresse hinterlässt, wird kontinuierlich über jeden weiteren Schritt informiert.“