Sollen die drei bestehenden Grundschulen beibehalten werden? Oder wäre eine große Grundschule für alle besser? Eine Initiative ist gegen den Freiberger Gemeinderatsentscheid pro Neubau und hat einen Bürgerentscheid angestoßen. Am Sonntag, 18. Dezember, ist es soweit.

Freiberg/Neckar - Helikopter-Eltern werden sie genannt – jene Eltern, die ihre Sprösslinge mit dem Auto bis vor die Schultür kutschieren und sie nach Schulschluss dort abholen. Genau solche Eltern sind es, die einer Freiberger Bürgerinitiative ein Dorn im Auge sind. Und jene Eltern sind es auch, die der Initiative eine wichtige Argumentationsgrundlage liefern und beim anstehenden Bürgerentscheid in die Hand spielen könnten. Sollen die drei Grundschulstandorte in allen Ortsteilen erhalten bleiben oder eine zentrale Grundschule gebaut werden? Darum geht es am Sonntag. Das Gemeinderatsvotum pro Neubau könnte gekippt werden.

 

Stimmen die knapp 12 800 wahlberechtigten Freiberger gegen den Willen der Initiative, die sich für die bestehenden Grundschulen einsetzt, dann sehen sich die Gegner des Bauprojektes in ihrer Befürchtung bestätigt: Die große, zentrale Grundschule, die nach dem Willen des Gemeinderats im Kasteneckpark entstehen soll, führe zu einem „Verkehrschaos“ während der Hauptverkehrszeit in den engen Straßen dort, wo auch ein Kleeblatt-Pflegeheim zu finden ist, sagen die Mitglieder der Initiative. „Bei etwa 600 Schülern muss man mit mindestens 200 Fahrten bei Schulbeginn beziehungsweise Schulende rechnen“, sagt Albert Exler von der Initiative. Als „reine Spekulation“ weist die Stadt Freiberg diese Zahlen zurück und verweist darauf, dass ein Schuljahr nur 185 Schultage habe.

Laut einer Kalkulation der Stadt ist eine Sanierung der drei Grundschulen rund neun Millionen Euro teurer als der Bau einer neuen. Auch bei den Kostenschätzungen für einen extra einzurichtenden Busverkehr gehen die Meinungen auseinander. Rechnen die Gegner mit zusätzlichen Kosten von etwa 176 000 Euro im Jahr, gehen die Verantwortlichen bei der Stadt von jährlich etwa 45 000 Euro aus und berufen sich dabei auf einen Verkehrsplaner. Mehr pädagogische Möglichkeiten an einer neuen Schule haben die Stadt davon überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. „An einer größeren Schule kann man besser auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen, mehr Förderangebote realisieren, individuellere Angebote bei der Schulsozialarbeit machen und mehr Fachlehrer einsetzen.“ Zudem könne man zwischen Ganztags- und Halbtagsschule wählen.

Der BUND positioniert sich – gegen einen Neubau

Die Entscheidung im Gemeinderat war indes nicht einhellig. Denn während sich die Fraktionen von CDU, FDP, Freien Wählern und ULF von vorneherein für den Bau einer großen Grundschule aussprachen, stimmten die SPD und die OGL für die Erhaltung von zwei Grundschulen. Für die OGL verfügen kleinere Schulen über eine bessere Lernatmosphäre, während die SPD bei drei Schulen eine Entlastung des Verkehrs sieht.

Das mutmaßlich zu erwartende höhere Verkehrsaufkommen an einer neuen Schule bewertet auch der BUND-Stadtverband Freiberg kritisch. „Die Erhaltung und die Modernisierung der drei bisherigen Schulen ist die umweltfreundlichere Alternative“, sagt Conrad Fink vom BUND. Der geplante Standort der Zentralschule im Kasteneckpark verfüge über keinerlei Anbindung an den öffentlichen Verkehr. „Der Standort ist schon jetzt für ungelöste Verkehrsprobleme bekannt“, so Fink.

Sollte die Bürgerinitiative am Sonntag verlieren, will sie keine Aktion mehr planen. „Wir werden an dem Abend dann einfach nur froh sein, wenn der Tag vorüber ist“, sagt Albert Exler.