Die Mehrheit für die Flüchtlingsunterkunft am Korntaler Friedhof war eindeutig – was jedoch nicht automatisch bedeutet, dass sich die Gräben in der Stadt nun schließen, findet unsere Kommentatorin Franziska Meißner.

Korntal-Münchingen - Die Flüchtlingsunterkunft am Korntaler Friedhof kann, trotz aller Proteste, gebaut werden, und sie wird gebaut. Die Mehrheit der Wähler hat den Gemeinderat in diesem Vorhaben bestärkt. Die Mehrheit hat sich entschieden, und die Unterlegenen müssen mit deren bindendem Votum leben. Die mal mehr und mal weniger sachlich geführte Debatte, das Argumentieren und das Für und Wider sind damit vorbei: Nun herrscht Klarheit.

 

Allein, befrieden wird dies die Stadt nicht, dazu schlugen die Wogen zu hoch. Insgesamt mag das Votum eindeutig wirken, es darf aber nicht vergessen werden, dass sich in Korntal die Präferenzen von Gegnern und Befürwortern fast die Waage hielten. Entgegen dem stadtweiten Trend hat sich dort eine knappe Mehrheit gegen die Unterkunft ausgesprochen. Das gibt dem Bürgermeister zu Recht zu denken.

Die Initiatoren hatten wiederholt betont, sie hätten nichts gegen Flüchtlinge. Die Bebauung in dieser Dimension – bis zu 45 Flüchtlinge sieht die derzeitige Planung am Friedhof vor – war für sie indes nicht akzeptabel. Der Vorschlag des Bürgermeisters, noch einmal an den Details zu rütteln, geht in diese Richtung. Den Gegnern der Unterkunft am Friedhof reicht er damit die Hand. Es ist jedoch fraglich, ob der Ball nun tatsächlich bei der Verwaltung liegt und sie ihre Planung – zusammen mit dem Gemeinderat – nach Belieben ändern kann. Die Gemeindeordnung könnte hier einen Strich durch die Rechnung machen.

Der Bedarf an Flüchtlingsunterkünften ist nach wie vor da, auch wenn dies manch einer angesichts der rückläufigen Zahl ankommender Flüchtlinge nicht glauben mag. Bis diese jedoch in den Kommunen unterkommen, dauert es. Die Stadt hat ihre Quote noch nicht einmal für dieses Jahr erfüllt. Der Bürgermeister und der Gemeinderat haben Recht, wenn sie sagen, dass die Unterbringung in einem Wohngebiet die Integration erleichtere. Ob sie gelingt, hängt aber auch von den Anwohnern ab.