Stuttgarts Erster Bürgermeister Michael Föll hat einen Brief an den Bezirksbeirat Degerloch geschrieben. Darin erteilt er einer Machbarkeitsstudie zu dem seit langem im Bezirk gewünschten Bürgerhaus eine Absage.

Degerloch - In der jüngsten Sitzung des Degerlocher Bezirksbeirats sind am Dienstagabend kräftige Wolken aufgezogen: Die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold verlas die Stellungnahme des Ersten Bürgermeisters Michael Föll zum gewünschten Bürgerhaus am ehemaligen Wannenbad.

 

Im Gebäude Leinfeldener Straße 65 sei die Freiwillige Feuerwehr untergebracht, schreibt Bürgermeister Föll und daher stünden dort keine freien Flächen zur Verfügung. Das ehemalige Wannenbad zwischen Filderschule und Feuerwehrhaus liege in der Verfügungsgewalt des Schulverwaltungsamtes. Nach Rücksprache mit dem Schulverwaltungsamt werde das Gebäude für die zwei Dienstwohnungen auch weiterhin benötigt. „Darüber hinaus stehen in diesem Haus keine freien Flächen zur Verfügung“, schreibt Föll und bereitet den Hoffnungen mancher Degerlocher mit seinem Schlusssatz ein jähes Ende: „Da der schulische Bedarf Vorrang hat, ist eine Machbarkeitsstudie für ein Bürgerhaus nicht sinnvoll.“

Bürgerhaus seit 15 Jahren gewünscht

So ist nun nicht nur die Ballsporthalle auf der Waldau aus der Liste für den Doppelhaushalt gestrichen, ein Bürgerhaus am Agnes-Kneher-Platz bleibt wohl auf Jahre hinaus ebenfalls ein Wunschtraum mancher Degerlocher.

Föll reagierte mit seinem Schreiben auf einen Appell, den der Bezirksbeirat im Mai an die Stadtverwaltung gerichtet hatte. Erneut baten die Bezirksbeiräte aller Fraktionen darum, einem Bürgerhaus am Agnes-Kneher-Platz in der Degerlocher Ortsmitte eine Chance zu geben und Planungsmittel für eine Machbarkeitsstudie in den nächsten Doppelhaushalt 2016/2017 aufzunehmen.

Seit 15 Jahren suchen Bezirksverwaltung und Bezirksbeirat eine Lösung für den nicht mehr zeitgemäßen Treffpunkt Degerloch, der nicht barrierefrei ist, schlechte Parkmöglichkeiten hat und dessen Saal wegen fehlender Brandschutzsicherheit nun auch nicht mehr voll genutzt werden kann.

Verschönerung des Agnes-Kneher-Platzes

Eine Sanierung sei zu teuer, ein Neubau am alten Standort an der Mittleren Straße nicht realisierbar. Der Platz am ehemaligen Wannenbad zwischen Feuerwehrhaus und Filderschule, in enger Nachbarschaft zum geplanten Haus der Kirche wäre laut dem Bezirksbeirat schlichtweg ideal. Diese Idee verfolgen die Degerlocher Lokalpolitiker seit Februar 2014 – verbunden mit der Hoffnung, dass im Zuge eines Neubaus auch gleich der Agnes-Kneher-Platz umgestaltet werden kann.

Die Stellungnahme von Bürgermeister Föll stößt bei vielen Bezirksbeiräten auf großes Unverständnis, da nicht beide Dienstwohnungen im ehemaligen Wannenbad für schulische Zwecke genutzt werden. Eine Wohnung ist privat vermietet, und die andere wird von einem Springer-Hausmeister bewohnt, der mit der Filderschule nichts zu tun hat.

Bezirksbeirat verärgert

„Man könnte die zwei Wohnungen problemlos in ein anderes Gebäude verlagern“, sagt Ulrich Demeter, der Sprecher der Freien Wähler, der sich wieder einmal darüber ärgert, wie die Stadt mit Beschlüssen des Degerlocher Bezirksbeirats umgehe und wie das Engagement dieses Gremiums mit Füßen getreten werde. Die Weiterentwicklung des Bezirks Degerloch sei damit für längere Zeit auf Eis gelegt und die Projekte Bürgerhaus und Umgestaltung des Agnes-Kneher-Platzes erst einmal vom Tisch.

„Es macht nur Sinn, wenn beides zusammen umgesetzt wird“, sagt die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold und bedauert die Entwicklung.