Die Lokalpolitiker in Stuttgart-Vaihingen lassen die Vorschläge zum Bürgerhaushalt unkommentiert. Wir haben zusammengefasst, was den Menschen im Stadtbezirk wichtig ist.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Normalerweise ist der Vaihinger Bezirksbeirat nie um eine Stellungnahme verlegen. Als die Lokalpolitiker in der jüngsten Sitzung jedoch ihre Meinung zu den zehn bestplatzierten Vaihinger Vorschlägen im Bürgerhaushalt kundtun sollten, schwiegen sie. In der Sprechersitzung waren sie übereingekommen, die Vorschläge der Bürger nicht weiter zu kommentieren – sozusagen, um den Bürgerwillen nicht zu verfälschen.

 

Kein Vorschlag unter den Top Ten

Verglichen mit dem Nachbarstadtbezirk Möhringen schnitten die Vaihinger schlechter ab. Keiner ihrer Vorschläge schaffte es unter die Top Ten. Das sind die Ideen, mit denen sich die Stadträte in ihren Haushaltsberatungen zwingend beschäftigen müssen. Weiterhin gilt aber auch, dass die Kommunalpolitiker sich mit den beiden am besten platzierten Vorschlägen aus jedem Stadtbezirk auseinandersetzen.

In Vaihingen ist der TSV Jahn Büsnau mit seinem Wunsch nach einem neuen Kunstrasenplatz der Spitzenreiter. Der Vorschlag landete mit 1201 positiven Bewertungen im Bürgerhaushalt auf Platz 19. Platz 2 in der Vaihinger Wertung und Platz 47 in der gesamtstädtischen Wertung ist die Forderung nach einer öffentlichen behindertengerechten Toilette in der Ortsmitte. Die aus dem Bezirksbeirat hervorgegangene Gruppe Barrierefreies Vaihingen hatte sich dafür stark gemacht und Unterschriften gesammelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 742 Stuttgarter bewerteten die Forderung mit „gut“.

Die anderen acht Vorschläge aus den Vaihinger Top Ten zum Bürgerhaushalt werden bei den anstehenden Haushaltsberatungen wohl kaum eine Rolle spielen. Alle Ideen liegen bei den Bewertungen nahezu gleich auf. Der Vorschlag auf Platz 3 der Vaihinger Liste wurde 586-mal für gut befunden. Es geht um den Wiederaufbau der Waldspielplätze rund um die Bärenseen und an der Straße Im Himmel im Dachswald. Im gesamtstädtischen Bürgerhaushalt ist das Platz 137. Auf Position 10 der Vaihinger Liste steht mit 494 Ja-Stimmen die Forderung nach einem separaten Radweg zwischen dem Uni-Campus am Pfaffenwald und Vaihingen. Im Stuttgarter Bürgerhaushalt ist das Rang 305.

Rettung des Rohrer Sees

Der Radverkehr liegt den Vaihingern generell am Herzen. Die Bürger wünschen sich, dass die Fahrradwege übersichtlicher gestaltet und damit sicherer werden. „Es sollte ein Fahrradwegekonzept für Vaihingen entwickelt werden, welches für Fahrrad- und Autofahrer Vorteile bringt. Wenn man einfach nur, wo die Straße breit genug ist Fahrradwege einzeichnet, ist keinem geholfen“, heißt es im Bürgerhaushalt. In einem anderen ebenfalls in den Vaihinger Top Ten platzierten Vorschlag steht: „Vielleicht kann man dies doch mit einem Radweg auf dem Gehweg realisieren, wie in vielen anderen Beispielen auch.“ Zudem fordern die Vaihinger am Bahnhof mehr Abstellplätze für Drahtesel.

Auch die Natur ist den Vaihingern wichtig. „Den Wald erhalten“, heißt es auf Platz 4 der Stadtbezirksliste. „In unseren Wäldern wird zu viel abgeholzt. Warum? Für was? Unsere letzen Grünflächen werden brutal zerstört. Ist das in Ordnung?“, fragt der Bürger. Der Vorschlag bekam 586 positive Bewertungen. Ein anderer will den „Rohrer See retten“. Das Gewässer sei eine Müllhalde und Kloake. Da der Zufluss versiegt sei, komme kein ausreichendes Frischwasser nach. „Und das obwohl See und Park Lebensraum für geschützte Tierarten ist“, heißt es in der Erklärung. „Früher gab es die Seeputzete – warum nicht wieder einführen?“, fragt der Bürger und ergänzt: „Die Ausgaben hielten sich in Grenzen und der Park wäre auch für Spaziergänger wieder eine Freude.“ 560 Stuttgarter sahen das genauso.