Die „Vaihinger für den Kopfbahnhof“ haben am Samstag den 100. Infostand veranstaltet.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Vaihingen - Mit Sekt wird angestoßen, dazu gibt’s selbst gebackene Leckereien: Am 20. November 2010 hat die Gruppe „Vaihinger für den Kopfbahnhof“ ihren ersten Infostand auf dem Vaihinger Markt veranstaltet. Mehr als zwei Jahre später ist es nun das hundertste Mal, dass die Gruppe ihren Stand aufbaut und Passanten mit Flugblättern oder im Gespräch informiert. „Wir möchten regelmäßig und nachhaltig informieren“, sagt Christoph Houtman, bei der Gruppe für die Pressearbeit verantwortlich. Cornelia Geeve erinnert sich: „Beim ersten Infostand war’s kalt und frisch, aber schon damals war sehr interessiertes Publikum da. Wir haben uns etabliert: Wenn jemand etwas zum Kopfbahnhof oder zu Stuttgart 21 wissen will, kommt er zu uns.“ Nicht nur aus Vaihingen, auch aus Feuerbach, Degerloch und Leinfelden kommen Besucher an den Infostand. „Klar hatten wir mal saisonbedingte Ausfälle“, so Houtman, „aber eigentlich sind wir jeden Samstag hier.“ Rund 30 bis 40 aktive Mitglieder hat die Gruppe, auf der Mailingliste stehen knapp 200 Personen. „Damit sind wir die zweitgrößte Stadtteilgruppe nach den Cannstattern“, weiß Christoph Houtman. Damit die Mitglieder am Infostand auf die Fragen der Passanten auch kompetent antworten können, gilt es, selbst stets auf dem neuesten Wissensstand zu sein. „Ich bin im Parkschützerrat und bei der Mahnwache in der Innenstadt dabei“, erklärt Houtman, „wenn ich da interessante Artikel bekomme, leite ich diese natürlich an alle weiter.“ Spezialisten gibt es auch: Reinhard König ist der „Filderexperte“ der Gruppe und war als solcher auch beim Filderdialog dabei.

 

Konstruktive Diskussionen sind erwünscht

Die Menschen, die am Infostand vorbeikommen, haben ganz unterschiedliche Fragen: „Es gibt immer noch einige Neugierige, die noch fast gar nichts zum Projekt wissen und sich einfach einmal informieren wollen“, sagt Houtman. „Es werden aber auch viele detaillierte Fragen gestellt.“ Dabei kommt der Gruppe das selbst erstellte Informationsmaterial zugute: „Was gerade an der Rohrer Kurve abgeholzt werden soll, wissen viele Leute nicht. Und wenn man auf der Karte anschauen kann, wo abgeholzt wird und wo man selbst wohnt, dann wird das sehr deutlich“, erklärt Christoph Houtman. Auch Befürworter von Stuttgart 21 kommen am Infostand vorbei. „Klar, manchmal geht jemand vorbei, beschimpft uns kurz und geht weiter“, meint Houtman. „Damit muss man leben können.“ Was ihn freut, sind die sachlichen und konstruktiven Diskussionen auf Augenhöhe, die die Gruppe mit Befürwortern führt. „Beide Seiten müssen genau zuhören und auf die vorgebrachten Punkte antworten – das sind Diskussionen, wie sie häufiger in Stuttgart stattfinden sollten.“

Ein häufiges Argument vieler S21-Befürworter sei: „Stuttgart 21 ist demokratisch abgesegnet worden.“ Houtman sagt: „Darauf antworten wir dann, dass momentan vieles herauskommt, was gar nicht in der Form abgesegnet wurde, oder es wurde heimlich und in aller Stille abgesegnet.“ Der Dialog mit beiden Seiten ist der Gruppe wichtig. „Wir setzen Denkprozesse in Gang“, sagt Houtman. Ans Aufgeben hat die Gruppe nie gedacht. „Nach der Volksabstimmung haben einige Mitglieder persönlich gehadert“, sagt er, „aber durch das hohe Quorum war die Volksabstimmung nicht zu gewinnen, deshalb akzeptiere ich sie nicht.“ Seit feststehe, dass der Kostendeckel nicht zu halten ist, und Stuttgart 21 erheblich mehr kosten wird als ausgemacht, „haben wir psychologischen Rückenwind“. Das erklärte Ziel der „Vaihinger für den Kopfbahnhof“ ist, dass Stuttgart 21 nicht gebaut wird. „Wir stehen hier, und wir werden hier noch lange stehen“, erklärt Christoph Houtman, „so lange wie nötig.“