Bürgermeister lassen sich erläutern, was die Internationale Bauausstellung 2027 für die Region bringen könnte.

Fellbach - Zum Endspurt des Fellbacher Herbstes, immer montags, treffen sich seit einigen Jahrzehnten die Rathauschefs des Rems-Murr Kreises samt den Ruhestandsbürgermeistern zu einer öffentlichen Arbeitstagung im Fellbacher Rathaus. Seit wann es diese „lange und gute Tradition, dass wir uns am letzten Tag des Fellbacher Herbstes treffen“ gibt, das ist im 69. Jahr des großen Erntedank-Festes nicht so ganz klar, hat der scheidende Fellbacher Oberbürgermeister Christoph Palm jetzt eingestanden. Nicht einmal die Ältesten unter denen, die noch als Zeitzeugen zur Verfügung stünden, könnten mit Bestimmtheit sagen, ob es das herbstliche Schultestreffen mit anschließendem Festzeltbesuch bei Riesling, Trollinger, Maultaschen oder Krustenbraten beim Herbstauftakt beim Premierenherbst anno 1948 bereits gegeben habe oder nicht.

 

Es geht um die Internationale Bauausstellung 2027

Mehr in die Zukunft, denn in die Fellbacher Festvergangenheit war diesmal das Thema beim Treff der aktuellen und ehemaligen Ober- und Bürgermeister gerichtet. Im Großen Saal des Fellbacher Rathauses ging es um die für das Jahr 2027 regional im Stuttgarter Raum ins Auge gefasste Internationale Bauausstellung (IBA). Thomas Bernlöhr, der Welzheimer Bürgermeister und Vorsitzende des Kreisverbands des Gemeindetags, hatte dazu als Referenten und Diskussionspartner Professor Detlef Kurth von der Technischen Hochschule Stuttgart zur Arbeitstagung eingeladen.. Sein Thema: „IBA Region Stuttgart 2027 – Ideen und Konzepte für die regionale Kooperation“.

„Ich bin ein großer Verfechter der Internationalen Bauausstellung in der Region“, hat der Stadtplanungsexperte Kurth zunächst einmal eine Art grundlegendes Glaubensbekenntnis abgelegt. Die Region befinde sich in allen Belangen auf einem sehr hohen Niveau. Hier könne die IBA mit neuen wegweisenden Ideen und Projekten eine Art „präventive Strukturpolitik“ darstellen, quasi mit der Fragestellung:: „Wie kann man dieses Niveau halten?“

Sozialer und demografischer Wandel, bezahlbarer Wohnraum, Strukturwandel oder auch Klimaveränderungen und Mobilitätsfragen seien da die Probleme, denen sich die Stadt- und Regionsplanung mit entsprechenden Konzepten stellen müsse – im Sinne einer „nachhaltigen Stadtentwicklung“. Dies wiederum müsse in einem Ballungsraum mit insgesamt 2,7 Millionen Menschen, bei einem Oberzentrum Stuttgart mit lediglich 600 000 Einwohnern ein auf Arbeitsteilung und Kooperation angelegtes Gesamtkonstrukt sein. Nicht eine Megacity im klassischen Sinn, so Kurth, sondern eine „Polycity“ mit differenzierter Schwerpunktbildung und systematisch geförderten infrastrukturellen Entwicklungsachsen.

100 Jahre Weißenhofsiedlung

Nicht zuletzt die Tatsache, dass in gut zehn Jahren auch die beispielhafte Bauausstellung mit der Stuttgarter Weißenhofsiedlung ihren 100. Geburtstag feiere biete dabei die große Chance, auch diesmal zu einem großen Wurf anzusetzen. Im Sinne einer dritten Moderne, ausgerichtet auf eine neue Mobilitätsgesellschaft mit entsprechenden Wohn- und Lebensformen.

Was allerdings die Schaffung bezahlbaren Wohnraums angeht stößt die regionsweite Konzeptionierung bei den Bürgermeistern durchaus auch Skepsis. Was Raum für neue Wohngebiete angehe erlebe man da in den Kommunen die Region derzeit eher als Bremser.