Die Bürgermeisterwahl in Bad Ditzenbach endet für den Favoriten mit einer Schlappe. Frank Ansorge muss sich klar geschlagen geben und zurück nach Birenbach. Triumphieren darf der stellvertretende Leiter des Jobcenters in Göppingen, Herbert Juhn.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Bad Ditzenbach - Der neue Bürgermeister von Bad Ditzenbach heißt Herbert Juhn. Der stellvertretende Leiter des Jobcenters in Göppingen holte bei der Stichwahl in dem Kurort auf der Schwäbischen Alb 58,4 Prozent der Stimmen. Sein Rivale Frank Ansorge musste sich unerwartet klar geschlagen geben, er erhielt nur 40,5 Prozent. Im ersten Wahlgang am 1. Februar hatte Ansorge, der seit fast fünf Jahren Bürgermeister in Birenbach ist, mit einem Stimmenanteil von 38 Prozent noch 13 Prozentpunkte vor Juhn gelegen.

 

Schlussphase läuft gegen Ansorge

Doch der Wahlkampf und besonders die letzten drei Wochen waren für Ansorge nicht unbedingt günstig verlaufen. Aus Birenbach hatte es vereinzelte Störfeuer gegeben. So ist ihm das Minus beim letztjährigen Ortsjubiläum angelastet worden. Juhn, der zuvor schon zweimal bei Bürgermeisterwahlen unterlegen war – unter anderem im Bad Ditzenbacher Nachbarort Mühlhausen im Täle –, erhielt hingegen unerwarteten Rückenwind. So zog die Drittplatzierte des ersten Wahlgangs, Manuela Raichle, ihre Bewerbung zurück und verband dies mit einer indirekten Wahlempfehlung für Juhn. Daraufhin hatten viele Beobachter ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichten Vorteilen für Ansorge erwartet. Am Sonntag konnte aber nur Juhn richtig zulegen. Vergleicht man die absolute Stimmenzahl, erreichte Ansorge bei einer etwas geringeren Wahlbeteiligung von 57,9 Prozent fast exakt dasselbe Ergebnis wie vor drei Wochen.

Der Sieger kann es selbst kaum glauben

„Ich bin überrascht und freue mich riesig“, sagte Juhn im gut besuchten Sitzungssaal des Rathauses, nachdem der scheidende Bürgermeister Gerhard Ueding das Wahlergebnis verkündet hatte. Wie im Wahlkampf wolle er auch in Zukunft Bürgernähe praktizieren. „Ich habe hier tolle Menschen kennen gelernt und bin stolz, Ihr Bürgermeister zu sein.“ Juhn ist 52 Jahre alt, verheiratet, hat drei Kinder, wohnt in Laichingen und kümmert sich bei der pfingstkirchlich orientierten Gemeinde von Christen Blaubeuren um die Finanzen.

Bedauern bei Teilen des Gemeinderats

Während die ersten Sektgläser verteilt wurden, sprachen etliche Gemeinderäte dem Verlierer Trost zu. Man hätte gern mit Ansorge zusammengearbeitet, hieß es immer wieder. Für ihn sei es eine bittere Niederlage, räumte der 48-Jährige ein, der mit seiner Familie im Geislinger Ortsteil Aufhausen und damit nur wenige Kilometer entfernt wohnt. „Ich hatte gedacht, die Bürger hätten die nicht einfache Situation der Gemeinde begriffen.“ Tatsächlich steckt der 3600 Einwohner zählende Kurort in großen finanziellen Nöten. Eine eigentlich notwendige Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuern ist bei einem Patt im Gemeinderat gescheitert. Als erfahrener Bürgermeister hätte er gleich loslegen können, sagte Ansorge. Er fühle sich aber auch in Birenbach nach wie vor wohl. Die Querschüsse wolle er nicht überbewerten. „Kritiker gibt es immer.“