Vier Einheimische, ein Weil der Städter, eine Dauerbewerberin und ein Kabarettist stellen sich zur Wahl für das Amt des Bürgermeisters. Bei der Vorstellungsrunde waren die Stuhlreihen in der Schwabenlandhalle fast voll besetzt.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Nufringen - Ulrike Binninger war beeindruckt. Die parteilose Nufringer Rathauschefin hatte für Samstag nur mit der Hälfte der Besucher gerechnet. Aber zur Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl am 3. Dezember waren ihrer Einschätzung nach rund 20 Prozent der Einwohner erschienen, also mehr als 1000 Menschen. „Das ist neuer deutscher Rekord“, befand sie. Die 49-Jährige hatte vergangenes Jahr bekannt gegeben, dass sie nicht mehr antreten wolle. Sie war 2001 als erste Frau im Kreis zur Bürgermeisterin gewählt und 2009 wiedergewählt worden.

 

Zwei Stellenanzeigen geschaltet

Zwei Anzeigen hat der Gemeinderat im Sommer geschaltet, um passende Bewerber zu finden. Sieben Kandidaten stehen jetzt in der rund 5300 Einwohner zählenden Gemeinde auf dem Wahlzettel: der Polizeihauptkommissar Ingolf Welte, die biologisch-technische Assistentin Ulrike Hiller, der Pflegedienstleiter Dietmar Strese, der Berufsschullehrer Eberhard Weiß, die Verwaltungsfachangestellte Stefanie Widmann sowie die Dauerbewerberin Fridi Miller und der Informatik-Student Julius Walter von Die Partei, die von der Satirezeitschrift „Titanic“ gegründet wurde. Außer Julius Walter, der nach eigenen Angaben in Pforzheim studiert, stammen alle Kandidaten aus dem Kreis Böblingen, vier wohnen sogar in Nufringen. Genau zwölf Minuten Redezeit stand jedem zu.

Weil er die erste Bewerbung abgegeben hatte, durfte Ingolf Welte auch als Erster ans Pult. Der 57-Jährige wohnt seit acht Jahren in Nufringen und „sieht hier seine große Lebensaufgabe“. Der Kommissar warb mit seiner Erfahrung in Personalführung und Verwaltungsarbeit. Als dringlichste Probleme sehe er die Schaffung von Wohnraum, was er mit Beteiligung der Bürger angehen wolle, unsoziale Gebührenerhöhungen bei der Kinderbetreuung und die Ertüchtigung der B 14. Um Auswärtige vom Parken im Ort abzuhalten, will er Anwohnerparkausweise einführen, er will mehr Gewerbeflächen ausweisen und keine Leerstände von Läden und Lokalen.

Alle wollen mehr Gewerbefläche ausweisen

Ulrike Hiller, seit 20 Jahren ortsansässig und in Altdorf aufgewachsen, fühlt sich „durch all meine Erfahrungen und Begabungen“ für das Bürgermeisteramt befähigt. Sie arbeitet als biologisch-technische Assistentin an der Universität Tübingen, hat zwei Kinder und spielt Volleyball. „Visionen und hochtrabende Pläne für Nufringen habe ich nicht“, erklärte die 44-Jährige. Ein paar Ideen listete sie dann doch auf: Sie will für mehr Gewerbefläche sorgen, die Ärzteversorgung sichern, plädierte für die Eröffnung eines Cafés für Jung und Alt und plant längere Öffnungszeiten im Rathaus.

Dietmar Strese ist von Nufringen beeindruckt: Die Gemeinde sei rege und schreibe schwarze Zahlen, sagte der 53-Jährige aus Weil der Stadt. Er warb mit seiner Berufserfahrung als Pflegedienstleiter am Bezirkskrankenhaus Bayreuth, wo er für 1000 Mitarbeiter zuständig sei. Als Bürgermeister kandidiere er, weil er seit Jahren darauf angesprochen werde, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. In Nufringen will Dietmar Strese den Ortskern beleben, die ärztliche Versorgung sichern und für bessere Straßenbeleuchtung sorgen, indem Bäume zurückgeschnitten werden.

Weil sich niemand aus dem gehobenen Verwaltungsdienst beworben hat, hat sich Eberhard Weiß einen Ruck gegeben. „Mir liegt Nufringen am Herzen, ich weiß, was Nufringen bewegt“, sagte der pensionierte Lehrer und CDU-Gemeinderatsfraktionschef. An oberster Stelle stehen für ihn eine solide Haushaltsführung, die Ausweisung von Gewerbeflächen sowie die Erschließung von Neubaugebieten. Er möchte die Personalkosten in der Verwaltung senken und eine gute Vereinsförderung. Der 57-Jährige betonte außerdem, dass er gesundheitlich in der Lage für das Amt sei.

Stefanie Widmann warf ihre Fachkompetenz und Verwaltungserfahrung ins Rennen: Die 35-jährige Verwaltungsfachangestellte hat bei der Herrenberger Stadtverwaltung schon mehrere Ämter durchlaufen und ist jetzt Personalratsvorsitzende. Sie will Wohnraum durch Nachverdichtung schaffen, ebenfalls neue Gewerbeflächen ausweisen, die medizinische Versorgung erhalten und das rege Vereinsleben unterstützen. Auch Stefanie Widmann findet, dass die Ortsmitte mehr Treffpunkte braucht. Einen soliden Haushalt und viel Bürgerbeteiligung versprach die Nufringerin noch.

Für Pfiffe, Applaus und Gelächter sorgten Fridi Miller und Julius Walter. Die 48-jährige Sindelfingerin tritt zurzeit wohl bei jeder Wahl im Kreis an. Sie nannte als ihr oberstes Ziel, Angela Merkel als Bundeskanzlerin ablösen zu wollen. Julius Walter will im Falle seiner Wahl den Versandhändler Amazon nach Nufringen holen, aus Gärtringen einen Freizeitpark machen und Rohrau zum Baggersee. „Wer von den sieben Zwergen darf die Zukunft von Nufringen verschandeln?“, sei die Frage des Abends, erklärte der 25-Jährige.