Manuela Fischer verschickt wertvolle Fracht vom Stuttgarter Flughafen aus in die ganze Welt. Teil 13 der Serie „Bürgersprechstunde“

Region: Verena Mayer (ena)
Leinfelden-Echterdingen - – An der Bürotüre von Manuela Fischer klebt eine Karte mit der Aufschrift: „Das Leben ist kein Ponyhof“. Das klingt wie eine Mahnung. Doch wenn Manuela Fischer von ihrer Arbeit als Luftfracht-Spediteurin berichtet, kann man nicht sicher sein: Die 43-Jährige erzählt so begeistert, dass man glauben könnte, ein Ponyhof würde sie ohnehin nur langweilen.
Frau Fischer, erzählen Sie Ihre Geschichte!
Ich bin gelernte Industriekauffrau und arbeite seit 20 Jahren bei der Firma DB Schenker am Stuttgarter Flughafen. Davor habe ich in einem Schmuckbetrieb in Pforzheim gearbeitet, wo ich immer wieder etwas mit Schenker verschickt habe. Als hier eine Stelle frei wurde, beschloss ich, mir die andere Seite genauer anzuschauen. Ich habe als Sachbearbeiterin angefangen, inzwischen leite ich die Abteilung Luftfracht Export. Ich habe ein Team von 25 Leuten und bin verantwortlich für alle Sendungen, die DB Schenker ab Stuttgart per Luftfracht aus Deutschland ausfliegt. Auch nach 20 Jahren möchte ich keinen anderen Job haben.
Warum lieben Sie Ihre Arbeit so sehr?
Weil sie so aufregend ist. Kein Tag ist wie der andere. Wenn ich morgens ins Büro komme, weiß ich nicht, was tagsüber passiert. Vor wenigen Wochenenden zum Beispiel ist etwas passiert, das so noch nie da gewesen ist.
Was denn?
Ein Kunde aus Amerika benötigte ganz dringend ein Ersatzteil für eine Maschine, die Medikamente für sterbenskranke Menschen herstellt. Der Kunde rief am Donnerstag an, das Ersatzteil sollte am Samstag bei ihm sein. Also haben wir einen speziellen Kurier engagiert, der das Produkt als Handgepäck transportiert und persönlich mit dem Zoll vor Ort alles regeln kann. Am Freitagmorgen sollte der Flug gehen. Der Kurier saß im Flieger, die Maschine begann zu rollen, doch dann wurde der Start abgebrochen, weil Rauch im Cockpit war. Als zwei Stunden später klar war, dass der Flug ganz ausfällt, haben wir keinen anderen mehr bekommen. Also musste der Kurier am Samstag fliegen, doch da streikten die Lufthansa-Piloten. Und bei der Umbuchung auf eine andere Gesellschaft ging etwas schief – mit dem Ergebnis, dass das Flugzeug ohne unseren Kurier startete. Zu guter Letzt haben wir noch einen Flug über Mexiko bekommen und das Päckchen konnte am Sonntagmorgen um elf Uhr zugestellt werden.
Und das macht Ihnen Spaß?
Bis zum Happy End war ich natürlich schrecklich angespannt, aber das Glücksgefühl danach entschädigt mich für solche Strapazen. Entscheidend war natürlich, dass der Kunde in Amerika Verständnis hatte und wusste, dass wir alles tun, um den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen. Er hat mir hinterher eine Mail geschrieben, in der stand: „Ein Päckchen kam, geblieben ist eine Freundschaft.“ Meine Freunde sagen oft: „Was bei dir in einer Woche passiert, passiert bei mir nicht im ganzen Leben.“