Bürgersprechstunde, Folge 31: Beate Laage über die tiefe Bindung zwischen ihrem behinderten Sohn und seinem Golden Retriever.

Reportage: Frank Buchmeier (buc)

Bietigheim-Bissingen - In Bietigheim, am Ende einer Sackgasse, wohnt die Familie Laage. Ihr auffälligstes Mitglied ist der 16-jährige Christian, weil er erstens im Rollstuhl sitzt und zweitens überall von dem Golden Retriever Keck begleitet wird. Seine Mutter Beate möchte erzählen, wie der Assistenzhund zum persönlichen Glücksbringer geworden ist.

 
Frau Laage, erzählen Sie Ihre Geschichte!
Ich bin 50 Jahre alt und EDV-Organisatorin, stieg aber nach der Geburt meines Sohnes aus dem Beruf aus. Christian kam im Juni 1999 in Cannstatt mit Ataxia teleangiectatica zur Welt, das ist eine fortschreitende Systemerkrankung. Die Ansteuerung seiner Muskeln ist gestört. Als Kleinkind konnte Christian noch fast normal laufen, mit fünf benötigte er einen Rollator, seit sechs Jahren ist er auf den Rollstuhl angewiesen. In vielen alltäglichen Situationen benötigt mein Sohn Hilfe. So entstand der Gedanke, sich für einen Assistenzhund zu bewerben.
Waren Sie die treibende Kraft?
Nein, ich war der Bremsschuh, weil ich zu Haustieren ursprünglich keinen Draht hatte. 2008 waren Christian, mein Mann und ich auf einer Reha-Messe in Karlsruhe. Dort präsentierte der Verein Vita seine Assistenzhunde. Mein Mann und Christian waren sofort begeistert, ich eher skeptisch. Wir haben uns dann einige Filme zu dem Thema angeschaut und sind zu einem Vita-Treffen gefahren. Dort haben wir einen Bewerberbogen ausgefüllt und landeten auf einer Warteliste. Von da an vergingen etwa zwei Jahre, bis wir ins Trainingszentrum im Westerwald eingeladen wurden. Christian hatte mich zu diesem Zeitpunkt längst von seinem Assistenzhund-Projekt überzeugt.
Wie denn?
Mein Sohn hatte an der Körperbehindertenschule in Markgröningen einen Klassenkameraden, der nichts mehr selbst vom Boden aufheben konnte und auch nicht mehr alleine in den Rolli rein- und rauskam. Christian sagte: „Mama, wenn sich meine Behinderung so verändern sollte wie bei Jan, dann brauche ich einen Hund, der mir hilft.“ Dieser Satz hat mich so berührt, dass ich meine Vorbehalte aufgegeben habe.
Und einen Hund ins Haus holten.
Das dauerte noch. Ostern 2010 begegneten sich Christian und Keck zunächst bei Vita. Mehrere angehende Assistenzhunde waren damals in einem Raum versammelt, und man schaute, welcher freiwillig – also ohne Aufforderung – zu Christian kommt. Elementar ist nämlich, dass zwischen dem Tier und dem Menschen die Chemie stimmt. Keck ließ sich sofort von Christian streicheln, damit war der Grundstein für die Beziehung gelegt. Zumal Christian sich auf den ersten Blick in den bildhübschen Golden Retriever verliebt hatte, er mochte sein langes, weiches Fell. Keck war ursprünglich für die Zucht gedacht gewesen, wurde aber aussortiert, weil er einen Backenzahn zu wenig hat. Für uns eine glückliche Fügung.