Giesela Mayer sagt niemals nein, wenn es darum geht, einem Mitgeschöpf zu helfen: Teil 24 der StZ-Gesprächsreihe „Bürgersprechstunde“.

Reportage: Frank Buchmeier (buc)
Ditzingen – - Giesela Mayer wohnt mit ihrem Ehemann, ihrer Schwiegermutter, ihrem Sohn, ihrer Tochter, einem Hund, einer Schildkröte sowie Katzen und Kaninchen unter einem Dach. Die 53-Jährige ist stellvertretende Leiterin eines Kinderhauses und Vorsitzende des Ditzinger Tierschutzvereins. Sie will erzählen, warum sie niemals Nein sagt, wenn es darum geht, einem Mitgeschöpf zu helfen.
Frau Mayer, erzählen Sie Ihre Geschichte!
Am 1. Juni 1962 wurde ich als Tochter eines Lehrers in Backnang geboren. Meine Familie, ich habe drei jüngere Geschwister, hat sich immer um bedürftige Tiere gekümmert. Die Leute brachten uns eine verletzte Katze, ein verlaustes Kaninchen, eine ausgesetzte Schildkröte oder einen herrenlosen Hund vorbei. Ich lebe also von klein auf mit Tieren zusammen und habe mich immer für ihr Wohl eingesetzt. Vor zweieinhalb Jahren wurde ich zur Vorsitzenden des Ditzinger Tierschutzvereins gewählt.
Welche Aufgaben umfasst dieses Ehrenamt?
In den Pflegestellen unseres Vereins werden Katzen gepäppelt, Kaninchen und Meerschweinchen versorgt, Hunde und Igel betreut. All unsere Schützlinge werden von Tierärzten untersucht, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir fahren halb flügge Wildvögel zu einer Vogelexpertin nach Oberriexingen, verletzte Greifvögel werden nach Mössingen zu einer Auffangstation des Nabu gebracht. Wenn ich freihabe, trage ich meistens das Bereitschaftshandy unseres Vereins bei mir. Jetzt im Oktober, wenn die jungen Igel unterwegs sind, und im Frühjahr, wenn die Katzen trächtig werden, klingelt es am häufigsten.
Oft wird behauptet, dass sich Menschen Tieren zuwenden, wenn sie mit anderen Menschen nicht klarkommen. Stimmt das Ihrer Erfahrung nach?
Das stimmt nicht. Die meisten Tierfreunde haben wie ich intensive soziale Kontakte. Natürlich gibt es auch Menschen, die mit Tieren besser klarkommen als mit ihresgleichen. Das finde ich okay. In der Regel geht es den Tieren bei solchen Menschen gut.
Was war die dramatischste Aktion, die Sie als Tierschützerin durchgeführt haben?
Vor anderthalb Jahren betreute ich 25 Hühner. Die Tiere hatten Milben. Normalerweise bepinselt man in einem solchen Fall die Hühnerbeine mit etwas Diesel. Diese Hühner waren aber lange in einem Dieselbad gestanden, wodurch sie auch noch unter einer Vergiftung litten. Die Tiere waren in einem beklagenswerten Zustand, sie haben nicht einmal mehr gefressen. Ich habe sie bei mir zu Hause aufgenommen, jedes einzelne Huhn in einer Plastikwanne mit Spülmittel gebadet und mit Medikamenten behandelt. Sie haben überlebt. Nachdem die ursprünglichen Besitzer ihren Hühnerstall saniert hatten, durften die Hühner wieder dorthin zurück. Es geht ihnen jetzt sehr gut.
Es wirkt seltsam, dass Sie wegen 25 Federviechern ein solches Bohei machen, während allein bei der Firma Wiesenhof wöchentlich 4,5 Millionen Hühner geschlachtet werden.
Was in der industriellen Fleischproduktion passiert, kann ich leider nicht ändern. Als Verbraucherin boykottiere ich Wiesenhof und andere Massenerzeuger und fordere jeden auf, es genauso zu machen.