Die Bürgerstiftung betreibt seit Jahresanfang Postfiliale in Eigenregie.

Leonberg - Zu den gut 50 Gästen beim diesjährigen Stifterforum der Bürgerstiftung Warmbronn gehörte am Freitagabend auch Leonbergs Oberbürgermeister Bernhard Schuler. Es war eine seiner letzten Amtshandlungen vor der offiziellen Verabschiedung zwei Tage später. Doch bevor der Schultes und die anderen Offiziellen mit ihren Redebeiträgen zu Wort kamen, waren erst einmal die Kinder der heimischen Grundschule an der Reihe. Die Mädchen und Jungs vermittelten mit ihrer Aufführung spürbare Freude an der Musik.

 

Sehen lassen konnte sich im mittlerweile elften Jahr ihres Bestehens einmal mehr auch die Arbeit der Bürgerstiftung. „Sie ist aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken und hat einiges bewegt“, verkündete der Vorsitzende, Bernhard Bauer, stolz. Dabei waren es vor allem zwei Schwerpunkte, die Bauer und seine Mitstreiter im ablaufenden Jahr umtrieben: Die Errichtung des im September eingeweihten Bach- und Naturlehrpfades entlang des Maisgrabens sowie die Weiterführung der Warmbronner Postagentur.

Schließung der Postagentur wurde abgewendet

Diese stand im Januar vor der Schließung und wird seitdem von der Bürgerstiftung in Eigenregie zu unveränderten Öffnungszeiten und mit dem gleichen Dienstleistungsangebot betrieben wie zuvor. Neben dem pensionierten und im Ort bestens bekannten ehemaligen Postbeamten Werner Hering und zwei Minijobbern hat sich Bürgervereins-Vizevorstand Thomas Hoene mit sehr viel Herzblut und Engagement dem Erhalt der Postagentur angenommen. Gut 400 Stunden investierte er seither in seinen Dienst als ehrenamtlicher Postfilialleiter. „Der größte Anteil unseres Geschäftes sind Folgen des Internethandels – Paketrücksendungen und solche, die nicht zugestellt werden können“, sagte Hoene und erstickte Zweifel an der Notwendigkeit der Einrichtung im Keim.

Ist damit in puncto öffentlicher Daseinsvorsorge also im Flecken wieder alles im Lot? Mitnichten, wie die weiteren Worte von Thomas Hoene deutlich machten. „Vom Staat können wir nichts mehr erwarten“, so sein pessimistisches Fazit – auch vor dem Hintergrund vieler Vorschriften, die die Eigeninitiative torpedieren. „Die Bürger werden bei der Grundversorgung vom Staat in die Leere geschickt.“ Vor allem mit seiner Bemerkung, dass damit der Nährboden für Demagogen und Populisten bereitet würde, erntete er sehr viel Applaus.

Schuler: Gemeinsam im Gespräch bleiben und etwas hinbekommen

„Wir werden immer mehr überreguliert, daraus entsteht Frustration“, schlug Bernhard Schuler in die gleiche Kerbe. Vertrauen dagegen wachse durch die tägliche Begegnung, „das ist soziales Kapital“. Für ihn steht damit die Notwendigkeit von Lebensmittelladen, Bücherei, Bürgertreff und eben auch einer Postagentur in Warmbronn außer Frage.

„Lieber die Steuern etwas erhöhen, als Einrichtungen aufgeben“, verdeutlichte Schuler seine Prioritäten. „Wichtig ist, dass man im Gespräch bleibt und gemeinsam etwas hinbekommt“, unterstrich der scheidende OB. Mit Spannung werden sicher auch die Warmbronner verfolgen, an welcher Stelle er als Privatier zukünftig – ehrenamtlich – tätig wird.