Beim 14. Neujahrsempfang des Bürgervereins, der im Luise-Schleppe-Heim stattgefunden hat, herrschte beste Stimmung.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stuttgart-Stammheim - Respekt!“, sagte Ehrengast und Bürgermeister Werner Wölfle an Martin Hechinger vom Bürgerverein gerichtet: „Die Promidichte ist hier größer als bei manch’ anderem Neujahrsempfang im Stuttgarter Rathaus.“ Die Bundestagsabgeordneten Karin Maag (CDU), Birgitt Bender, Landesminister Franz Untersteller (beide Grüne), der Landtagsabgeordnete Reinhard Löffler (CDU) sowie zahlreiche Stadträte, Altstadträte und Bezirksbeiräte waren der Einladung des Bürgervereins ebenso gefolgt wie Vertreter aus Wirtschaft, Vereinen, Verwaltung, Polizei, Kirchen und Kultur. Werner Wölfle lobte denn auch den Willen zur Mitarbeit im Bezirk.

 

Das Ehrenamt werde als Keimzelle des bürgerschaftlichen Engagements bezeichnet, sagte Wölfle. „Dann sind die Ehrenamtlichen die Hefe des gemeinsamen Zusammenlebens.“ Stuttgart sei außerhalb der Stadtgrenzen wegen des Bahnhofs bekannt, und „weil der Stuttgarter Bürger ab und zu überraschend wählt“, viel wichtiger sei aber, dass sich im bundesweiten Vergleich hier überdurchschnittlich viele Menschen ehrenamtlich engagierten. „Darauf können Sie stolz sein.“ An die Politiker gerichtet, ergänzte er im Hinblick auf den Bürgerhaushalt: „Wir bewahren dieses Engagement nur, wenn wir Maßnahmen umsetzen.“ Die Stammheimer sollten sich melden, „wenn der Schuh drückt“. „Sie haben gute Transporteure ins Rathaus.“

„Wir sind für das Jahr 2013 gut aufgestellt“

Einer davon sei Susanne Korge, die Bezirksvorsteherin. Sie gab dem Bezirk grundsätzlich gute Noten: „Wir sind für das Jahr 2013 gut aufgestellt – aus dem Arbeitskreis Kultur wird ein Verein, Bauprojekte gehen voran, wir haben Stellen neu besetzt, es gibt eine 50-Prozent-Stelle für Mobile Jugendarbeit, und eine neue Schulleiterin.“ Es gebe jedoch weiteren Bedarf: „Ohne weitere Mitarbeiter im Rathaus sind wir hemmungslos aufgeschmissen.“ Zu tun gebe es im Bezirk eine Menge. „Wir brauchen einen neuen Jugendtreff mit Kindertagesstätte“, das Rathaus sei noch immer nicht barrierefrei, geschweige den behindertengerecht, das Gemeindehaus in desolatem Zustand, um nur einige Beispiele zu nennen. „Das schönste Ehrenamt nützt nichts, wenn man nicht die Räume dazu hat.“ Als der Bürgervereinsvorsitzende Martin Hechinger im vergangenen Oktober die Schloss-Scheuer für den Neujahrsempfang habe buchen wollen, seien alle Freitage bis Februar bereits vergeben gewesen. „Das zeigt: Wir haben Bedarf für ein neues Bürger- und Familienzentrum“, sagte Korge.

Martin Hechinger hatte Glück, dass ihm der Leiter des Luise-Schleppe-Hauses für die Veranstaltung eine alternative Stätte bot. „Das ist für uns eine Riesenchance, etwas Neues kennenzulernen – das Leben, das sich hier im Mehrgenerationenhaus zuträgt, ist höchst interessant. Es spielen sich Komödien und Tragödien hier ab. Es geht bunt zu.“ Zum reibungslosen Ablauf im Haus trägt seit einiger Zeit auch der Förderverein des Luise-Schleppe-Hauses bei. Der Verein stiftete eine neue Lautsprecheranlage, die beim Neujahrsempfang wertvolle Dienste leistete.

Für wertvolle Dienste an der Gesellschaft ehrte Bezirksvorsteherin Korge fünf Stammheimer Bürger mit der Ehrenmünze der Stadt. In einer launigen Laudatio, die Korges gehöriges Talent zum Reimen offenbarte, würdigte sie Erika Schittenhelm, Ingrid und Gerd Frohard sowie Gustav Trauth und Martin Hechinger für ihre zahlreichen Ehrenämter und ihren langjährigen Einsatz. Damit war ihr eine besondere Überraschung gelungen, denn keiner der Geehrten hatte etwas von der Auszeichnung gewusst. Beim Empfang im kommenden Jahr soll es weitere Ehrungen geben. Auf zwei besondere Geburtstage wies Martin Hechinger in seiner Ansprache hin. Zum einen wurde der Bürgerverein vor 40 Jahren gegründet, zum anderen wurde die Justizvollzugsanstalt vor 50 Jahren in Betrieb genommen. Anlässlich dieses Jubiläums ließ Hechinger eine Postkarte herstellen. Sie zweigt einen Ausschnitt des JVA-Hochhauses hinter Maschendraht, darauf die Zeile: „So nah...  und doch so fern.“ „Die JVA hat Stammheim zu doppeldeutigem Ruhm verholfen, wir nehmen das gelassen, aber so ganz stammheimlich wollen wir mit dieser Tatsache nicht umgehen.“ Dass mancher mit dem Namen Stammheim nur RAF und den Deutschen Herbst verbinde, störe ihn nicht: „Wir wissen, dass hinter dem anderen Stammheim wesentlich mehr dahinter steckt.“