Bei der Bürgerversammlung im Stuttgarter Süden haben die Bewohner des Stadtbezirks mit dem OB und den anderen Bürgermeistern über Probleme im Stadtbezirk diskutiert. Vor allem der Verkehr belastet den Bezirk.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Der Stuttgarter Süden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der beliebtesten Stadtbezirke in der Innenstadt entwickelt. Das zeigen laut Bezirksvorsteher Rupert Kellermann die Anzahl der Zuzüge sowie die Wohnungsnachfrage und die steigenden Mieten. „Wir haben eine lebendige Urbanität, eine gute Infrastruktur und ein sich stetig verbesserndes Wohnumfeld“, lautete sein Fazit der positiven Seiten des Stadtbezirks bei der Bürgerversammlung im Alten Feuerwehrhaus am Montagabend. Doch auch der Süden ist nicht frei von Problemen. Zu denen gehören die starke Verkehrsbelastung und der damit einhergehende Lärm und Feinstaub vor allem entlang des Heslacher Tunnels sowie der Bundesstraßen 14 und 27.

 

Oberbürgermeister Fritz Kuhn sieht die Belastung durch den Verkehr als das dringlichste Problem des Stadtbezirks Süd. „Aber wir haben den Kampf aufgenommen“, sagte er zu Beginn der Veranstaltung. In ganz Stuttgart herrsche ein großes Verkehrsproblem, weshalb die Stadtverwaltung ein nachhaltiges Mobilitätskonzept entworfen habe. Sein Plan: Mehr Menschen sollen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, mit dem Fahrrad oder mit E-Bikes fahren oder schlicht zu Fuß gehen.

Die Bürger haben jedoch teilweise ganz andere Dinge auf dem Herzen – meistens das, was direkt vor ihrer Haustür passiert oder eben nicht. Vor allem passionierte Radfahrer fühlen sich im Süden oft nicht sicher auf ihrem Zweirad. So macht sich die Bürgerin Gertrud Moll Gedanken, wie in Zukunft das Radfahren in der Tübinger Straße aussieht. „Das ist jetzt schon chaotisch dort“, findet sie. Nach der Eröffnung des Gerbers werde dies schlimmer. „Wie stellen Sie sich vor, sollen Radfahrer dort überleben?“ fragte sie den OB und seine anwesenden Bürgermeisterkollegen.

Für Radfahrer geht es gefährlich zu

Die Stuttgarter Autorin Elisabeth Kabatek hält wiederum das Gebiet um den Marienplatz für gefährlich. „Da herrscht so eine Wilder-Westen-Abbiege-Mentalität.“ Auch das Parkchaos dort mache die Situation für die Radler gefährlich. Die Radfahrerin und Bürgerin Susanne Keller pflichtete ihr bei und kritisierte vor allem die Radstrecke von Südheim nach Kaltental. „Das kann niemand gefallen dort.“ Auch OB Kuhn konnte dem nicht widersprechen: „Stuttgart ist noch keine Fahrradstadt. Aber das wächst.“

Interessant waren für die Bürger auch die geplanten Projekte im Stadtbezirk wie die Verschönerung von Bihlplatz und Erwin-Schoettle-Platz. „Mich würde vor allem interessieren, was Sie am Bihlplatz mit den 320 000 Euro machen“, fragte eine Anwohnerin. Eine konkrete Anwort hatte Bezirksvorsteher Kellermann hierzu noch nicht. Demnächst gebe es einen Runden Tisch, bei welchem die Bürger in die Planungen für den Bihlplatz einbezogen werden sollen. Der Baubeginn erfolge voraussichtlich im März 2015.

Anwohner wünschen keine Kita an der Eierstraße

Die Anwohner der Eierstraße hingegen plagen derzeit andere Sorgen. Sie wehren sich gegen den Bau einer Container-Kindertagesstätte vor ihrer Haustür. „Früher wurde uns eine Grünanlage an dieser Stelle versprochen und jetzt kriegen wir so einen Bauantrag auf den Tisch“, schimpfte der Anwohner Michael Kuhn. Er bat daher die anwesenden Bürgermeister, die Kita nicht umzusetzen. Die einspurige Straße werde durch weitere 40 Autos am Morgen und am Abend bis an ihre Belastungsgrenze kommen, sagte Kuhn.

Abhilfe konnte ihm Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer nicht versprechen. „Wir sind durch den Gesetzgeber und die berechtigen Ansprüche der Eltern unter Druck, Kita-Plätze zu schaffen“, sagte sie. Dieser Verpflichtung komme die Stadt nach, trotz der enormen Schwierigkeiten, Baugrund zu finden. „Wir sind heilfroh, dass wir nun Standorte haben“, sagte Fezer. Laut Baubürgermeister Hahn ist die Lösung an der Eierstraße zeitlich auf fünf Jahre befristet. Kuhn betonte, die gesetzliche Verpflichtung zur Bereitstellung von Kita-Plätzen. „Am Sonntag sind immer alle dafür. Aber das ist kein Luxusthema“, sagte der Oberbürgermeister.

Aufgelesen bei der Bürgerversammlung

Parkraummanagement
Sein Kollege im Westen frage sich, wo die ganzen Autos aus dem Westen nun parkten, so Bezirksvorsteher Kellermann: „Ich konnte es ihm sagen.“

Heslacher Tunnel
Ein Bürger klagt, dass ein Schild vor dem Tunnel hinweise, das Radio einzuschalten, dieses im Tunnel aber keinen Empfang habe. OB Kuhn: „Wir kümmern uns darum. Zur Not machen wir das Schild weg.“

Radwege
Ein Bürger kritisiert die mangelnde Beleuchtung auf dem Radweg zwischen Süd und Kaltental und die damit verbundene Gefährdung der Fußgänger. „Wenn Sie uns alle eine Taschenlampe schenken, bin ich zufrieden, Herr Hahn.“ Bürgermeister Hahn: „Warum? Die Radfahrer kaufen ihr Licht auch selbst.“

Verkehr
Lösungsvorschlag für die Verkehrsproblematik von Kuhn: „Mit den Stäffele hat Stuttgart ein einzigartiges Verkehrswegesystem. Mehr Leute auf die Stäffele statt auf d’ Stroß. Da brauch keiner ins Fitnesstudio hocka.“ (nay)