In anderthalb Jahren muss Deutschland Atommüll aus Frankreich zurücknehmen. Für die Zwischenlagerung ist das Atomkraftwerk Philippsburg vorgesehen. Aber die EnBW zieht bisher nicht mit. Und auch vor Ort gibt es Widerstand.

In anderthalb Jahren muss Deutschland Atommüll aus Frankreich zurücknehmen. Für die Zwischenlagerung ist das Atomkraftwerk Philippsburg vorgesehen. Aber die EnBW zieht bisher nicht mit. Und auch vor Ort gibt es Widerstand.

 

Stuttgart - Die Bundesregierung will den Energiekonzern EnBW dazu bewegen, den bis Ende 2015 fälligen Transport von Atommüll aus Frankreich nach Philippsburg in die Wege zu leiten. Offenbar führt das Haus von Barbara Hendricks (SPD) entsprechende Gespräche mit dem Energieversorger EnBW. Laut einem Sprecher des baden-württembergischem Umweltministeriums ist es das Ziel, „EnBW zur notwendigen Antragstellung beim Bundesamt für Strahlenschutz zu bewegen“.

Der Atommüll kommt aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague in der Normandie. Dort wurden aus abgebrannten Brennelementen von Atomkraftwerken in Deutschland die wiederverwertbaren radioaktiven Spaltprodukte herausgetrennt.

Eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums sagte, es gebe „regelmäßig fachliche und politische Gespräche mit den Ländern und den Betreibern auf unterschiedlichen Ebenen“. Baden-Württemberg habe neben Schleswig-Holstein politisch zugesagt, Castoren aus Frankreich und England an einem Standort in ihrem Bundesland zwischenzulagern. „Von daher können die Betreiber nun die erforderlichen Anträge auf Transportgenehmigung der fünf Castor-Behälter, die aus Frankreich zurückgenommen werden müssen, nach Baden-Württemberg stellen.“ Mit Blick auf die erforderliche Vorbereitung „wird das Zeitfenster allmählich eng“, sagte die Sprecherin.

EnBW hält sich bedeckt

Bei EnBW bestätigte Finanzvorstand Thomas Kusterer am Freitag anlässlich der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen die Gespräche mit dem Bundesumweltministerium und fügte hinzu: „Mehr ist da nicht zu sagen.“

Der Betreiber des Atomkraftwerks Philippsburg verlangt vor einem Antrag beim Bundesamt für Strahlenschutz Antworten auf offene Fragen. Dazu gehören neben dem Genehmigungsrecht und der Technik auch die Kosten. „Wir haben bereits für die Zwischenlagerung von Abfällen aus der Wiederaufarbeitung bezahlt und tragen auch weiterhin die laufenden Kosten des Zwischenlagers in Gorleben mit“, sagte ein Unternehmenssprecher in Karlsruhe. Da Gorleben aus politischen Gründen nicht mehr für die Rücknahme der Castoren aus Frankreich infrage komme, müsse die Regierung das mehrfach angekündigte Gesamtkonzept vorlegen.

Dieses soll dann auch einen Beschluss enthalten, wo 21 Castoren aus der Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield in Nordwestengland gelagert werden sollen. Hier hat die Rücknahme noch bis 2019 Zeit.

Bei dem für die Genehmigung zuständigen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter heißt es, dass alle Zwischenlager an den Standorten von Kernkraftwerken für eine Aufbewahrung der Castorbehälter mit Abfällen aus der Wiederaufarbeitung grundsätzlich geeignet seien. Zur Dauer der getrennten Genehmigungsverfahren für Transport und Lagerung sagte eine Sprecherin, diese hänge maßgeblich von der Qualität und Vollständigkeit der vom Antragsteller eingereichten Unterlagen ab.