Im ersten Habjahr wurden in der Bundesrepublik doppelt so viele falsche Euroscheine gefunden wie im Vorjahr, teilt die Bundesbank mit. Weltweit ist das Aufkommen von Blüten aber rückläufig.

Frankfurt - Geldfälscher haben offenbar Hochkonjunktur. Von Januar bis Juni zogen Banken, Handel und Polizei rund 50 500 falsche Euro-Banknoten aus dem Verkehr und damit doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum und 31 Prozent mehr als in der zweiten Hälfte 2014, wie die Bundesbank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Auch weltweit waren die Fälscherbanden recht aktiv. Im ersten Halbjahr wurden insgesamt 454 000 Blüten entdeckt, wie die Europäische Zentralbank (EZB) berichtete. Seit der Einführung des Euro als Bargeld Anfang 2002 ist das der zweithöchste Wert, entgegen der Entwicklung in Deutschland sank das Falschgeldaufkommen aber um 10,5 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2014.

 

Die Bundesbank versuchte aber, mögliche Verunsicherung zu beseitigen. „Das Falschgeldaufkommen bleibt in Deutschland trotz des Anstiegs auf einem niedrigen Niveau“, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele: „Rein statistisch muss man 833 Jahre alt werden, um einmal im Leben mit Falschgeld in Berührung zu kommen.“ Und auch die EZB betonte: „Gemessen an der steigenden Zahl echter Banknoten im Umlauf – mehr als 17 Milliarden in der ersten Jahreshälfte 2015 –, ist der Anteil der Fälschungen nach wie vor sehr gering.“

Kein Ersatz für Falschgeld

Der durch Falschgeld entstandene Schaden in Deutschland, der vor allem die Einzelhändler oder Verbraucher trifft, lag bei 2,2 Millionen Euro. Wer eine Blüte in die Finger bekommt, muss diese bei der Bundesbank einreichen – anderenfalls macht er sich strafbar. Allerdings gibt es für Falschgeld keinen Ersatz. Hierzulande sind fast die Hälfte aller gefälschten Noten Fünfziger (48,3 Prozent), knapp über 40 Prozent fielen auf 20-Euro-Scheine. Der Grund: bei niedrigen Beträgen lohnt sich Fälschen nach Einschätzung der Experten nicht, die Scheine ab 100 Euro würden hingegen intensiver auf Echtheit geprüft.

Den Rekordwert in Deutschland führten die Währungshüter unter anderem auf wachsende Geschäfte im Internet zurück. Insbesondere chinesische Firmen vertreiben dort gefälschte Sicherheitsmerkmale wie Hologramme, sogar fertige Blüten werden online gehandelt. „Die Vertriebswege haben sich durch das Internet verändert, sagt auch Bundesbank-Vorstand Thiele. Falschgeld werde zunehmend durch organisierte Gruppen im Internet auf illegalen Handelsplattformen verkauft.

Blüten aus Neapel

Produziert werden die Blüten nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes (BKA) hauptsächlich in Süditalien. So wurde erst im Februar dieses Jahres Falschgeld im Wert von 53 Millionen Euro in der Nähe von Neapel sichergestellt. Aber auch chinesische „Experten“ sind durchaus aktiv. Sie sollen dafür verantwortlich sein, dass bestimmte Sicherheitsmerkmale im Internet frei zugänglich sind.

Dennoch ist die Bundesbank nicht besorgt über den Anstieg der Fälschungen. „Wir bemühen uns, Fälschern immer eine Nasenlänge voraus zu sein“, sagt Thiele. Nach den Fünfern und Zehnern der Europa-Serie kommt am 25. November auch der überarbeitete Zwanzig-Euro-Schein in Umlauf – unter anderem mit einem neuen Hologramm-Fenster, das nicht ohne Weiteres zu fälschen sein dürfte, wie Thiele betont: „Das bedarf hoher technischer Fähigkeiten.“ Auch die Weichen für den neuen Fünfziger sind bereits gestellt.

Fühlen, Sehen, Kippen

Zwar kann jeder Geldscheine auf Echtheit prüfen. Immer wieder weisen Notenbanker darauf hin, dass jeder Verbraucher durch aufmerksames Fühlen, Sehen, Kippen die meisten Fälschungen leicht erkennen kann.

Doch die besten Sicherheitsmerkmale helfen nicht, wenn nicht auf sie geachtet wird. Nach einer Analyse der Bundesbank wurde im vergangenen Halbjahr gleich zweimal mit 300 Euro-Scheinen bezahlt – ohne Beanstandung der Kassierer; dabei gibt es diesen Schein gar nicht.