Die Arbeiten an der B 295 können nicht vor 2026 beginnen. Was bedeutet das für die Stadt?

Renningen - Zehn Jahre – so lange wird es voraussichtlich noch dauern, bis mit den Arbeiten am Lückenschluss zwischen der B 295 und der B 464 überhaupt begonnen werden kann. Diese Information hat das Regierungspräsidium vor wenigen Wochen an Vertreter aus Renningen, Weil der Stadt und an weitere Beteiligte herausgegeben. Für Renningen geht damit der Kampf um bessere Bedingungen beispielsweise in Sachen Lärmschutz in die nächste Runde. Ob die angekündigte Verbesserung der provisorischen Verbindung der beiden Straßen die Situation deutlich verbessern wird, bezweifeln einige in der Rankbachstadt.

 

Für Renningen war die Ankündigung des Regierungspräsidiums wie ein Schlag ins Gesicht, hatten sich Rat und Verwaltung doch bis zuletzt dafür eingesetzt, dass der Lückenschluss noch vor dem sechsspurigen Ausbau der A 81 umgesetzt wird. Der Zug ist jedoch abgefahren, „die Reihung der Projekte steht nunmehr fest“, heißt es von Matthias Kreuzinger, Sprecher des RP Stuttgart, auf Anfrage unserer Zeitung. Als bei dem Gespräch im Regierungspräsidium die Zahl 2026 fiel, „da ist mir natürlich die Kinnlade runtergefallen“, erinnert sich der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt.

A81 ist in der Planung schon fortgeschritten

Die gewählte Reihenfolge begründet Kreuzinger folgendermaßen: „Es ist erstens so, dass beim Ausbau der A 81 ein fortgeschrittener Planungsstand vorliegt.“ Ein Baubeginn sei daher deutlich früher möglich als beim Lückenschluss, der selbst ohne Zeitverzögerung vor 2021 nicht hätte starten können. „Zweitens stehen beide Projekte in verkehrlicher Abhängigkeit zueinander. Das heißt, eine gleichzeitige Realisierung beider Projekte ist verkehrlich nicht machbar.“ Denn bei kurzzeitigen Sperrungen der Autobahn ist die Strecke über die B 464/B 295 als Umleitungsstrecke vorgesehen.

Eben das ist es, was in Renningen vielen Bauchschmerzen bereitet. „Die Stauproblematik wird uns noch viel stärker treffen“, fürchtet der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Um die Situation zu entspannen, soll in naher Zukunft immerhin der provisorische Übergang der beiden Bundesstraßen verbessert werden. Wie berichtet, bekommt einer der beiden Kreisverkehre einen Bypass, damit nicht mehr alle Fahrer in den Kreisel müssen. Die Einfädelspur zur B 295 in Richtung Leonberg wird außerdem verlängert. Mittlerweile sei ein Bau noch im Jahr 2017 „sehr unwahrscheinlich geworden“, erklärt Kreuzinger, da ein Teil der Arbeiten nur unter Sperrung der Fahrtrichtung Leonberg möglich sein wird. „Insofern wird von Anfang 2018 ausgegangen.“

Ob das die Lage für Renningen wesentlich entschärft, bezweifeln sowohl Wolfgang Faißt als auch die Interessengemeinschaft Burg-Hummelbaum-Kindelberg, die sich für Lärmschutz in den drei gleichnamigen Wohngebieten einsetzt. „Was bei der Deckelung der A 81 auf uns zukommt, wird vom RP klein gehalten“, beklagt der IG-Sprecher Wilhelm Schumm. „Aber wir erwarten, dass wir hier zur Stau-Stadt werden.“ Der Bürgermeister sieht das ähnlich: „Die Ertüchtigung mag eine Verbesserung bringen, aber wir haben ja nicht nur an diesen Stellen Stau.“

Wunsch nach je zwei Spuren

Was Renningen wirklich entlasten würde, wäre in seinen Augen nach wie vor eine durchgängige Vierspurigkeit der B 295. Wo die Spuren zusammenlaufen, staut sich der Verkehr regelmäßig. Die IG teilt diese Ansicht. „Wenn der Verkehr hier mit 70 bis 80 km/h gleichmäßig vorbeifließen könnte, wäre das das Beste“, findet Schumm. Die einzige Alternative, um die Lage in Renningen dauerhaft zu verbessern, sei eine Nord-Ost-Spange, glaubt Faißt. Also eine Verbindung der Nordrandstraße mit der B 295.

Beides ist momentan noch reine Zukunftsmusik, die Vierspurigkeit wurde vom Rat auch einst abgelehnt. Fürs Erste muss Renningen also anderweitig zusehen, wie es mit dem Verkehr umgeht. Einiges ist bereits in Bewegung, ein Sorgenkind bleibt der Lärmschutzwall am Kindelberg. Die Bauarbeiten hätten bereits im Frühjahr starten sollen. Doch konnte sich die Stadt bislang noch immer nicht mit einigen betroffenen Eigentümern einigen, erklärt Faißt.

Als positives Signal nimmt der Bürgermeister die Ankündigung des Regierungspräsidiums, dass eine feste Zählstelle an der B 295 auf Höhe des Naturtheaters eingerichtet wird. „Geschätzt haben wir dort Zahlen, die eigentlich erst für 2030 angenommen wurden.“ Ob sich die Ergebnisse der Zählung allerdings darauf auswirken, wer für einen gewünschten Lärmschutzwall im Osten Renningens aufkommen müsste, sei jedoch fraglich.