Eine spannenden Diskussion mit Bundestagskandidaten hat es am WG West gegeben.

S-West - „Seid fair, diskutiert kritisch und stellt Fragen, damit die Veranstaltung ein Erfolg für die Schule wird und ihr euch eine politische Meinung bilden könnt!“ Das war schon mal eine Ansage des jungen Moderators, mit mehr als einem Gedanken dahinter. Dass sich die achtköpfige Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die die Veranstaltung klug thematisch sortiert leiteten, seit November vergangenen Jahres akribisch vorbereitet hatten, sollte das große Pfund dieser Veranstaltung werden: mit Top-Kandidaten zur Bundestagswahl, vor mehr als 250 Schülern im Hof des Wirtschaftsgymnasiums.

 

Politsch trennten die AfD und die Linke Welten

„Tricky ausgedacht“ fand AfD-Kandidat Lothar Maier die Eröffnung, bei der sich das Podium gegenseitig vorstellen sollte, von rechts nach links führend. Maier also Judith Skudelny (FDP), diese Stefan Kaufmann (CDU), der dann Ute Vogt (SPD), von wo aus das Staffelholz an zwei Bundespartei-Vorsitzende ging: Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) und Bernd Riexinger (Die Linke). Bis dahin zeitigte das respektvolle und amüsante Nettigkeiten. Wie „tricky“ diese Spielregel aber war, das erwies sich, als Riexinger, der Linke, den AfD-Mann Maier skizzieren sollte: „Das ist ein Regiefehler. Ich will überhaupt nichts mit einer Partei zu tun haben, die ausländer- und fremdenfeindlich ist“, ließ sich Riexinger aus der Reserve locken und ergänzte: „Vielleicht zeigt sich heute, dass Sie nett sind. Politisch aber trennen uns Welten.“

Unterschiede herauszukitzeln, Aus- und Abschweifungen einzufangen, auf Widersprüche hinzuweisen und nachzuhaken: Das kennzeichnete auch in der Folge die fast professionelle, couragierte Art der Moderation zu drei Themenblöcken, die mit markant pointierten, auch inhaltlich bestens vorbereiteten Einführungen versehen wurden: Soziale Gerechtigkeit, Migrationspolitik, Zukunft der Europäischen Union.

Als Skudelny sozial gerecht nannte, „allen am Beginn der Bildungskarriere die gleichen Chancen zu geben“, sollte Riexinger darauf mit „drei Wünschen an die FDP“ reagieren, was diesen bis hin zu einer Steuerpolitik führte, „bei der auch Millionen-Vermögen einen angemessen Beitrag zum Gemeinwesen leisten“. Dessen Forderung nach Gebührenfreiheit lehnte Özdemir ab und plädierte für „vernünftig sozial gestaffelte Beiträge“, die in die „Qualität der Kitas und die Bezahlung des Personals gehen sollten“. Ganztagsschulen ohne Wahlmöglichkeit konterte die FDP-Frau mit: „Wir brauchen den Beitrag der Eltern und gute Schulsozialarbeit“. Dem Pingpong der Argumente fügte Kaufmann hinzu: „Gerechtigkeit entsteht, wenn Arbeitsplätze geschaffen werden. Und das dringendste Problem, auch in Stuttgart, ist, für bezahlbare Wohnungen zu sorgen.“

Die SPD will immer noch eine Volkspartei sein

Ute Vogt wiederum sollte mit einem alten Zitat von Sebastian Haffner in Verlegenheit gebracht werden: „Die SPD ist die ehemalige Arbeiterpartei, die der Kapitalismus gezähmt hat“, worauf Vogt vehement widersprach: „Wir sind eine Volkspartei, die vor allem für Arbeitnehmer da ist und für eine Gesellschaft, in der man füreinander sorgt.“ Ebenso lebhaft ging es bei den anderen Themen zu, teils auch gespeist von per Zettel beigebrachten Publikumsfragen.

Im Nachklapp bedauerte Marius, dass „wir nicht mehr Zeit hatten“. Johannes fand, „dass die Kandidaten offen und ehrlich argumentiert haben“. Wie auch Lucca, Felix und Matilde, Henry, Muhammed Ali und Ana agiert hatten, das machte deren Lehrerin Christa Mendl „ein bisschen stolz“: „Sie haben gezeigt, dass man mit Polit-Profis auf Augenhöhe sprechen kann. Ich denke, dass hat auch die Schülerschaft beeindruckt. Sie haben sich ja fast nur in in ihrer Freizeit vorbereitet. Das sind tolle, wache, engagierte junge Leute.“