Im Wahlkreis Stuttgart II trifft die etablierte Kandidatin Karin Maag auf viele Neulinge. Die CDU-Frau hat 2009 die Vorherrschaft der SPD gebrochen.

Stuttgart. - Hält Karin Maag ihre Kontrahenten auf Abstand? Im Stuttgarter Wahlkreis II mit der Nummer 259 ist die Kandidatin der Christdemokraten mit der oft keck ins Haar gesteckten Brille eine der wenigen Konstanten. Die Frauen sind hier bei den Bundestagswahlen seit 1990 eine Macht.

 

Immerhin drei Legislaturperioden lang konnte die Sozialdemokratin Ute Kumpf den industriell geprägten Norden sowie Botnang und den roten Osten für die Sozialdemokraten sichern, zuvor holten seit 1990 Erika Reinhardt für die CDU das Direktmandat und Peter Conradi für die SPD auf einem sicheren Listenplatz achtbare Ergebnisse. Kumpf übrigens, vormals auch SPD-Kreisvorsitzende in Stuttgart und OB-Bewerberin, hat ihren Lebensmittelpunkt in die Nähe von Berlin verlagert. Im November 2015 wählte die Berliner Arbeiterwohlfahrt Kumpf zu ihrer Landesvorsitzenden – mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen.

Vor der SPD liegt ein steiniger Weg

Auf ein derartiges überschwängliches Traumergebnis kann die Juristin Karin Maag nicht hoffen. Erneut mehr als 40 Prozent und große Distanz zum Zweitplatzierten peilt sie an. 2013 hielt sie Nicolas Schäfstoß von der SPD mit einem Unterschied von 23 553 Stimmen oder 17,1 Prozentpunkten auf Abstand. Dem promovierten Bosch-Ingenieur Michael Jantzer dürfte es als Schäfstoß-Nachfolger auch angesichts der politischen Großwetterlage schwer fallen, die Schlagdistanz zu verringern. Nach 35 Jahren in der SPD hat sich Jantzer (58) im November 2016 unter besseren Vorzeichen auf die Kandidatur eingelassen. Nun liegt ein steiniger Weg vor ihm. Auf der Landesliste findet er sich erst auf Platz 29. Das scheint aussichtslos.

Auch Grüne, FDP, Linke und AfD haben in diesem Wahlkreis ihre Kandidaten gewechselt. Von den zwölf Personen auf dem Stimmzettel für den Norden trat lediglich noch Volker Kraft für die Marxistisch-Leninistische Partei (MLPD) schon 2013 an. Die Neulinge müssen sich in der Mehrzahl erst bekannt machen, ihre Absicherung über die jeweilige Landesliste ist schwach. Anna Christmann konnte sich bei den Grünen den wackligen Platz elf sichern. Zum Vergleich: Birgitt Bender stand für die Grünen 2013 in diesem Wahlkreis auch auf Platz elf, als der Souverän die Juristin mit 13,9 Prozent der Erst- und 13,8 Prozent der Zweitstimmen in Rente schickte. Das Bundesergebnis für die Grünen 2013 und die Prognosen für 2017 sind ähnlich. Weit weg vom rettenden Ufer ist trotz des demoskopischen Höhenfluges der Liberalen (rund acht Prozent im Bund) mit Listenplatz 35 auch Volker Weil. Bei den Zweitstimmen war der Stuttgarter Norden für die FDP öfter für ein zweistelliges Ergebnis gut.

Riexinger logiert auf Platz 1 der Liste

Fest im Sattel seiner Partei und damit auch bestens platziert ist Bernd Riexinger, der 2012 den sicheren Job als Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Stuttgart und Region (und den des Landesvorsitzenden der Linken) mit dem Schleudersitz eines Linke-Parteivorsitzenden tauschte. Riexinger, bei dessen Nominierung sich für einen Teil der Basis die Frage der Koppelung von Amt und Mandat stellte, logiert auf Platz eins der Landesliste. Bei der jüngsten Landtagswahl übersprang Riexinger als Kandidat im Wahlkreis IV (Bad Cannstatt, Ost und Neckarvororte) mit 5,9 Prozent zwar die Hürde, die Linke blieb aber an ihr hängen.

Nicht weniger gut abgesichert ist Lothar Maier. Nach der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel steht der frühere Hochschullehrer und Stadtrat auf Platz zwei der Landesliste. Maier (73) soll der AfD in Baden-Württemberg helfen, der erfolgreichste westdeutsche Landesverband zu werden. 15 Prozent sind angepeilt. Maier könnte ein zweistelliges Ergebnis erreichen, der Nordkreis zeigte sich bei der Landtagswahl empfänglich für das Gedankengut der Partei. Das könnte zu Lasten von Karin Maag gehen. Doch sie, Riexinger und Maier können den Sekt bereits kalt stellen. Ihr Ticket nach Berlin ist gesichert.