Heinz Kälberer wird heute mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Der Alt-Oberbürgermeister und Landeschef der Freien Wähler freut sich darüber – er wünscht sich aber eine bessere Kultur der Anerkennung.

Vaihingen/Enz - Es gibt Menschen, die freudestrahlend im Rampenlicht stehen, wenn ihnen eine große Ehrung zuteil wird. Und es gibt Menschen, denen so ein Brimborium um die eigene Person eher ein bisschen peinlich ist. Heinz Kälberer (72) zählt zu letzterer Sorte Mensch. Er erhält am Dienstag im Vaihinger Rathaus das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Und wenn man ihn fragt, für welche Leistungen er da geehrt werde, schmunzelt er und sagt: „Ich habe Post vom Ministerpräsidenten bekommen. Ich weiß auch nicht so recht, wieso.“

 

Nun weiß der Spaßvogel und Alt-Oberbürgermeister der Stadt Vaihingen natürlich selbst, dass das eine Untertreibung ist. Die Liste der ehrenamtlichen Tätigkeiten, die der gebürtige Holzmadener in und nach seiner beruflichen Laufbahn übernommen hat, ist lang. Er ist (noch) Regionalrat und als Landeschef der Freien Wähler auch deren politischer Taktgeber bei der Abgrenzung von der gleichnamigen Partei („Das haben wir gut hingekriegt“). Er ist seit vielen Jahren Vizepräsident des Bundes deutscher Kriegsgräberfürsorge, war acht Jahre lang Präsident der Landesverkehrswacht, sitzt im Rundfunkrat und war fünf Jahre lang Osteuropabeauftrager für Baden-Württembergs Landesstiftung.

„Ich hab das alles gern gemacht“

Wenn es nach ihm ginge, hätte es einer Ehrung für diese Jobs nicht bedurft: „Ich hab’ das alles gerne gemacht.“ Vor allem die Freude am Kontakt mit Menschen war schon während seiner 25 Jahre währenden Amtszeit als Vaihinger Rathauschef sein Markenzeichen. Noch heute besucht der Pensionär gerne und regelmäßig politische Stammtische, etwa jenen der ehemaligen Stadträte. „Das ist toll, weil dort niemals über Kommunalpolitik geredet wird.“

Diese Freude sieht man Kälberer an. Unter den Spuren, die die Zeit in seinem Gesicht hinterlassen hat, sind die Lachfalten zahlreich vertreten. Wenn es eine Formulierung gibt, die sich wie ein roter Faden durch die Ausführungen des Alt-OBs zieht, dann ist es: „Normale Leute“. Er sei kein Freund hochtrabender Reden und politisch korrekter Kleiderordnung. Ein Minister zum Beispiel habe „meistens nicht viel Ahnung von dem, was die normalen Leute umtreibt“. Er wolle seine wiedergewonnene Gesundheit und seinen Ruhestand künftig dazu nutzen, viel zu reisen – vor allem nach Osteuropa. „Aber Vier-Sterne-Hotels brauche ich nicht“, sagt Kälberer, stattdessen: „Normale Leute, normale Unterkunft.“

„Wir sollten dankbar sein, in dieser Zeit zu leben“

Auch zum Thema Ehrungen hat er eine spezielle, bodenständige Meinung: „Wir müssten unsere Anerkennungskultur ausbauen und eher an die ganz normalen Leute denken.“ Es brauche mehr kleinere Dankeschöns für all jene ehrenamtlichen Vereinsleute, Helfer und Organisatoren, „ohne die unsere Gesellschaft nicht so gut funktionieren würde“.

Auf die Frage, welche Tätigkeit ihn am stärksten geprägt habe, antwortet er rasch – die Arbeit für die Kriegsgräberfürsorge. Bei Einweihungen von Soldatenfriedhöfen „liest man 20 000 Namen von jungen Männern, 19 oder 20 Jahre alt“, das gebe ihm Anlass zum Nachdenken über die Frage, was gewesen wäre, wenn er 20 Jahre früher geboren worden wäre – „bei meinem Ehrgeiz“. Bei allem Gespür für das, was einfache Leute umtreibt, geht ihm eine Sache gegen den Strich: großes Gestreite wegen kleinen Dingen. Als Angehörigem der ersten Generation ohne großen Krieg komme ihm das Geschichtsbewusstsein manchmal zu kurz: „Wir sollten ab und zu dankbar sein, dass wir in dieser Zeit leben.“