Klaus Rurländer ärgert sich darüber, dass das Durchfahrtsverbot auf der Buowaldstraße kaum kontrolliert wird. Weil der Mann Gefahr für Mensch und Tier sieht, will er, dass ignorante Autofahrer endlich bestraft werden.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sillenbuch/Stuttgart-Ost - Der überfahrene Feuersalamander sieht unappetitlich aus. Genau deshalb hat Klaus Rurländer ihn fotografiert. Der Salamander könnte seiner Meinung nach noch leben – wenn die Buowaldstraße für Autos gesperrt wäre, so wie es der Gemeinderat 2012 entschieden hat. Stattdessen gilt derzeit die alte Regel, und die besagt: von 6 bis 9 Uhr dürfen Autos von Sillenbuch gen Stuttgart-Ost fahren und von 16 bis 19 Uhr andersrum. Ansonsten ist das Sträßchen durch den Wald für den Autoverkehr gesperrt. Doch das ignorieren offenbar viele.

 

Rurländer, der in Stuttgart-Ost wohnt, führt seinen Hund oft auf der Buowaldstraße Gassi. Als er vor Kurzem dort spazieren war, entdeckte er den ersten überfahrenen Feuersalamander. „Es geht mir nicht um mich, es geht um die Viecher“, sagt er.

Feuersalamander stehen unter Schutz

Feuersalamander sind, wie alle Amphibien, geschützt, sagt Hubert Ott vom Amt für Umweltschutz. Anders als beispielsweise die Gelbbauchunke und der Kammmolch steht Lurchis Vorbild allerdings nicht EU-rechtlich unter Schutz. „Dass sich ein Natur- und Artenschützer nicht freut, wenn ein Feuersalamander überfahren wird, ist klar“, sagt Ott. „Aber es ist die übliche Gefährdung, es gibt leider keine Maßnahmen dagegen.“

Toter Salamander Foto: privat

Edgar Riester vom Ordnungsamt weiß, dass viele Autofahrer die an der Buowaldstraße geltende Regel ignorieren. „Das Unrechtsbewusstsein der Leute fehlt absolut“, sagt er. Deshalb hat das Ordnungsamt im Frühjahr 2013 Gefahr im Verzug gemeldet und die Straße ausnahmslos gesperrt. Zu dieser Zeit lief bereits das bürokratische Verfahren, um die vom Gemeinderat verhängte Sperrung umzusetzen. Das Verwaltungsgericht hat die vorzeitige Sperrung der Straße jedoch aufgehoben. An der Buowaldstraße sei es nicht übermäßig gefährlich, befanden die Richter. Was aus der Straße wird, ist derzeit auch deshalb unklar, weil Bürger gegen den Beschluss des Gemeinderats geklagt haben.

Zu kontrollieren, ob sich die Pendler an die geltende Regel halten, ist Sache des städtischen Vollzugsdiensts und der Polizei. „Ganz, ganz sporadisch“ seien seine Leute vor Ort, sagt Hans-Jörg Longin vom städtischen Vollzug. „Mehr geht beim besten Willen nicht.“ Aus allen Bezirken würden derlei Klagen kommen, Longin rattert Straßennamen herunter. „Das können wir mit 57 Leuten nicht stemmen.“ Die Polizei wiederum sagt: „Die Buowaldstraße wird im Rahmen der Streife überwacht“, so der Sprecher Thomas Ulmer. Wie oft, kann er nicht sagen, da diese Routinekontrollen nicht dokumentiert würden. Bisher sei noch kein Regelmissachter gestellt worden. Das Bußgeld dafür beträgt 20 Euro.

Autofahrerin habe Fußgänger genötigt

Am vergangenen Montag war Klaus Rurländer wieder an der Buowaldstraße unterwegs. Und er berichtet, dass eine Autofahrerin ihn und zwei andere Spaziergänger gegen 10.30 Uhr genötigt habe, „für ihre verbotene Durchfahrt Platz zu machen“, sagt er. Rurländer hat sich das Kennzeichen notiert und wollte Anzeige erstatten. Doch auf dem Revier sei ihm gesagt worden, die Polizei sei nicht zuständig, da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handle. Die Bußgeldstelle der Stadt habe seine Beobachtung aufgenommen, ihm aber wenig Hoffnungen gemacht. „Die Aussichten, dass es erfolgreich wäre, seien gleich null“, sagt er. „Im Moment bin ich ratlos.“ Klaus Rurländer wird es nun über die gelbe Karte der Stadtverwaltung versuchen. Damit können Bürger anprangern, was ihnen missfällt. Sein Ziel: Es soll sich endlich herumsprechen, dass es von der Buowaldstraße durchaus Klagen gibt. Bisher hat er vier tote Feuersalamander gefunden. Nicht auszudenken, wenn es mal einen Menschen treffe. „Warum muss immer erst was passieren? Das ist doch traurig.“