Drei Stuttgarter reisen 40 Tage durch Deutschland auf der Suche nach den 100 besten Burgern. Das Burger-Experiment soll nun in einem Fotobuch aufgearbeitet werden. Hungrig sind die drei Feinschmecker übrigens noch immer.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Die Jugend von heute ist auch nicht mehr das, was sie einmal war: Während man früher mit gutem Gewissen 18 Semester Geografie und Literaturwissenschaft studiert hat, um mit 35 das erste Praktikum zu absolvieren, gründet man heute mit 18 die erste Filmproduktionsfirma. Zumindest, wenn man Josua Stäbler, Benedikt Groß, Lucas Meyer und Hagen Wagner heißt, aus Korntal-Münchingen kommt und mit 14 bereits das erste James-Bond-Remake dreht – oder zumindest einen Trailer dafür. Dieser Trailer kommt bei der lokalen Wirtschaft so gut an, dass die ersten Auftragsarbeiten folgen. Und dann eben während der Vorbereitung auf das Abitur die Gründung der Filmfabrik Schwaben.

 

Was das Ganze mit Burgern zu tun hat? Auf den ersten Blick nicht viel. Auf den zweiten Blick schon, zeigt es doch, mit welcher Zielstrebigkeit die mittlerweile im Stuttgarter Westen beheimatete Crew vorgeht. Die Idee, die 100 besten Burger Deutschlands zu testen und die Ergebnisse in einem Fotobuch zu veröffentlichen, war zunächst eine Schnapsidee. „Wir sind beruflich viel in Deutschland unterwegs und dabei riesige Burgerliebhaber. Nach einem langen Arbeitstag und dem ein oder anderen Feierabendbier hatten wir die Idee, unsere Burgerliebe in einem Projekt auszuleben“, sagt Benedikt Groß.

Sogar auf der Insel Föhr wurde getestet

Zwei Monate haben die vier, mittlerweile unterstützt von ihrer Praktikantin Anne-Sophie Ebert („eigentlich bin ich die Chefin, nicht die Praktikantin!“), mit Vorbereitungen zugebracht, ehe das Experiment losgehen konnte. „Wir haben umfangreiche Listen angelegt. Anfangs hatten wir 300 Läden in ganz Deutschland ausgewählt, um die dann über die Bewertungen bei Facebook, Google oder Trip Advisor auf die besten 100 zu reduzieren“, erklärt Anne-Sophie Ebert. „Dann haben wir die Adressen so verteilt, dass wirklich ganz Deutschland vertreten war und nicht 50 Läden in Berlin“, ergänzt Benedikt Groß.

Mitte Januar ging das „Burgerliebe“ getaufte Experiment dann los. Während Lucas Meyer und Hagen Wagner in der Firma in Stuttgart die Stellung hielten, reisten die anderen drei in einem Wohnmobil durch Deutschland. Die Burgertour umfasste zahllose Kilometer quer durchs Land – „plus Fähre auf die Insel Föhr“, so Josua Stäbler. Das Wohnmobil war nötig, um die Reise für die Social-Media-Kanäle des Projekts zu dokumentieren. „Oft sind wir morgens aufgewacht und hatten keine Ahnung, wo wir uns gerade befinden“, sagt Benedikt Groß. Verloren zwischen Bielefeld und Paderborn, so eine Burgertour ist nichts für schwache Nerven.

100 Burger: Auswirkungen auf den Bauchumfang

Und schon gar nichts für einen schwachen Magen. Getestet wurden 100 Burger in 40 Tagen. Wie hat sich die strenge Diät der vergangenen Wochen auf die Konstitution der Probanden ausgewirkt? Die nackten Zahlen: Benedikt Groß (22): Bauchumfang von 82 auf 86 Zentimeter gesteigert und vier Kilo zugenommen. Anne-Sophie Ebert (21): Bauchumfang von 73 auf 76 Zentimeter gesteigert, aber selbstverständlich kein Gramm zugenommen. Josua Stäbler (22): Bauchumfang von 79 auf 81 Zentimeter gesteigert, aus Selbstschutz noch nicht gewogen. „Ich glaube außerdem, dass mein Unterkiefer in den vergangenen Wochen gewachsen ist, ich kriege den Mund weiter auf“, beschreibt Groß ein Wunder der individuellen Anpassung als Reaktion auf die Burgerfestwochen, in denen grundsätzlich ohne Messer und Gabel getestet wurde.

Es wurde aber nicht nur geschlemmt, sondern auch dokumentiert. Zum furiosen Finale der Burgertour, das vor wenigen Tagen im Ladies Diner in Esslingen stattgefunden hat, konnte man sich von der aufwendigen Produktion überzeugen. Hier wird nicht nur mit dem Smartphone geknipst, sondern ein großes Aufgebot aufgefahren: ein Blitzsystem, dazu mehrere Kameras. Zusammen mit dem StZ-Fotografen waren bald mehr Kameras als Burger anwesend.

Als nächstes könnten die 100 besten Burger der Welt folgen

Das Wesentliche, der Burgertest, kommt aber dennoch nicht zu kurz. Wie sieht er denn nun aus, der perfekte Burger? „Der beste Burger ist dem Gesamtkonzept geschuldet. Die Freundlichkeit des Personals, der Style des Ladens, natürlich ausschließlich Frischfleisch bei der Zubereitung“, sagt Anne-Sophie Ebert. „Außerdem merkt man schnell, ob der Betreiber selbst einmal über den Burgertellerrand geschaut hat“, ergänzt Benedikt Groß.

Und was kommt jetzt nach der ausgedehnten Burgertour? Fastenzeit, eine Umorientierung zum Veganismus? „Auf keinen Fall! Wir sind auch nach der Reise noch Burger-hungrig. Eine kleine Pause werden wir aber schon einlegen“, sagt Josua Stäbler. „Vielleicht wagen wir uns ja an die 100 besten Burger der Welt“, sagt Anne-Sophie Ebert. „Eine neue Beratungsfirma, die Burger Consulting Schwaben, wäre auch nicht schlecht“, sagt Benedikt Groß, und seine Mitstreiter lachen. Wir nehmen alles zurück: Die Jugend von heute scheint doch schwer in Ordnung zu sein.