Die Kätzchen sind los! Zouzou la Vey und Lilli Luger versetzen beim „Kätzchenball“ mit Burlesque und swingender Musik in die goldenen zwanziger Jahre.

Stuttgart - Die goldenen 20er Jahre, das war eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Die Menschen hofften nach dem  Ende des Ersten Weltkriegs auf einen Neuanfang in Politik, Kultur und Wissenschaft. Damals ist auch die Burlesque populär geworden, eine Art erotisches Unterhaltungstheater, angelehnt an das Pariser Varieté, mit Gesang, Tanz, opulenten Kostümen und Striptease – der allerdings, wurde häufig nur angedeutet. „Es geht in erster Linie gar nicht ums Ausziehen, sondern um den Weg dorthin, um die einzelnen Handlungen wie das Abstreifen eines Handschuhs“, sagt Caterina Ghiani. Es geht um  das  Kokettieren mit der Erotik.  

 

Bald taucht die 22-Jährige selbst  wieder ein, in die Welt von damals. Dann streift sie sich ein Kostüm über und steigt als Burlesque-Tänzerin  Zouzou la Vey auf die kleine Bühne im Bix-Jazzclub. Heute Abend feiert dort der Kätzchenball ein Jahr seines Bestehens, außerdem die Nominierung  für den  MARS-Award in der Kategorie Club-/Partyreihe.

Die zwanziger und dreißiger Jahre sind en vogue

Im Moment sitzt die 22-Jährige noch in einem Café am Hans-im-Glück-Brunnen, nippt an einem Glas Wasser und erzählt, wie vor vier Jahren alles begonnen hat. Denn eigentlich hat alles mit einem großen Ende begonnen. 15 Jahre lang hat Caterina Ballett getanzt, zeitweise an der John-Cranko-Schule. Dann war aus körperlichen Gründen Schluss. „Das war am Anfang sehr hart, aber inzwischen bin ich eigentlich froh, dass es so gekommen ist“, sagt sie. Sie hat dann einen anderen Traum wahr gemacht und ist Tätowiererin geworden. Da sie mit dem Tanzen aber nicht ganz aufhören wollte und sich schon immer für die 20er Jahre interessiert hatte, war der Schritt zum Burlesque nicht mehr weit. Durch ihre Arbeit im Keller Klub hatte sie Kontakte geknüpft – und so stand sie  eines Abends zum ersten Mal als Zouzou la Vey auf der Bühne. Dass sie dabei  leicht bekleidet ist, war für sie nie ein Problem. Dort oben ist sie nicht mehr Caterina sondern Zouzou la Vey. „Ich habe nur das übliche Lampenfieber“, sagt sie. Die Bühnenerfahrung vom Ballett sei ihr bei den Auftritten sicherlich eine Hilfe.

Von da an war sie in vielen Städten Deutschlands unterwegs, um zu tanzen. Die einschlägige Szene ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Durch Filme wie „Moulin Rouge“ und „Chicago“ sind die zwanziger und dreißiger Jahre wieder en vogue, Burlesque hat vor allem durch die Amerikanerin Dita von Teese ein Comeback erlebt. Einzig in Stuttgart hat Caterina  einen Mangel an derartigen Veranstaltungen festgestellt.

Filmmusik und swingende Popsongs

„Wie immer gab es den Trend  in Städten wie Berlin oder Hamburg“, sagt sie. Zusammen mit Carlos Coelho vom Keller Klub und Rocker 33 entstand schließlich die Idee, die Lücke in der Stadt in Eigeninitiative  zu schließen und den Kätzchenball  zu starten. Zunächst im Keller Klub, dann im Club Theater, dem ehemaligen Renitenztheater, und schließlich im Jazzclub Bix. „Das ist der perfekte Rahmen für unsere Show“, sagt Caterina. Auch das Publikum habe sich durch den Ortswechsel etwas geändert. Die Besucher seien älter, auch viele Paare seien zu Gast, sie schätzten das stilvolle und glamouröse Ambiente im Bix. Es gibt Sitzplätze, außerdem kann davor im Club gegessen werden.

Zur festen Besetzung gehören neben Caterina die Sängerin Lilli Luger und Ralf Groher, der Musiker und Moderator des Abends. Seine Band wird für jeden Kätzchenball neu zusammengesetzt, gespielt werden Varieté-Songs der dreißiger Jahre, Filmmusik, aber auch swingende Interpretationen zeitgenössischer Popsongs. Aufgebaut ist der Abend wie ein „kleines Varieté“, sagt Caterina, nur familiärer und legerer, „es wird auch viel improvisiert“. Doch zwei Dinge bleiben stets gleich: der Start in die Show mit dem Lied „Everybody wants to be a cat“ von The Aristocats und „Love Cats“ von The Cure zum Schluss. Die Musik ist Caterina wichtig, auch die Einflüsse vom Ballett, zwei ihrer Nummern beispielsweise tanzt sie auf den Zehenspitzen.

Jetzt, kurz vor dem Auftritt, ist sie entspannt. Ein besonderes Problem ist  inzwischen gelöst: Wegen des Champions-League-Finales musste der Kätzchenball um drei Stunden nach hinten verschoben werden und startet deshalb erst um Mitternacht. Jetzt gebe es nur noch eines, was schief gehen könnte: dass Bayern München gegen Dortmund verliert. „Denn das wäre hart für unseren Moderator“, sagt Caterina Ghiani und lacht.

Kätzchenball
Von 20.45 Uhr an wird das Finale übertragen, von 23 Uhr an ist Einlass für den Kätzchenball, der um 0 Uhr startet. AK: ein Stehplatz kostet 15, ein Sitzplatz 23 Euro.