Die Bezirksbeiräte in Sillenbuch sehen in ihrem Stadtbezirk akuten Verbesserungsbedarf, was den ÖPNV angeht. So sollen die Stadtbahnlinien und die Anbindung zum Flughafen optimiert werden.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Sillenbuch - Der Bezirksbeirat Sillenbuch will die Stadt dazu bewegen, den Nahverkehr zu verbessern. Das haben die Mitglieder des Gremiums in ihrer Sitzung am Mittwochabend im Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Heumaden einstimmig beschlossen. Basis für den Beschluss waren Anträge von CDU und SPD, die sich inhaltlich weitgehend deckten.

 

Im Rahmen des städtischen Nahverkehrsentwicklungsplans sehen die Bezirksbeiräte vor allem bei der Führung der Stadtbahnlinien U7, U8 und U15 Verbesserungsbedarf. Außerdem sei es wünschenswert, die Anbindung der Stadtteile zum Flughafen auszubauen. Diese beiden Punkte standen für sie ganz oben, als sie eine Prioritätenliste für den Nahverkehrentwicklungsplan erstellten.

Eine konkrete Maßnahme bei der Stadtbahnproblematik könne etwa eine Ausweitung des Netzes in den Heumadener Ortskern sein. Dadurch könne der Stadtteil künftig durch zwei Stadtbahnlinien, nämlich die U7 und die U15 erreicht werden. Gleichzeitig würde das die häufig überfüllte U7 entlasten. Die SPD-Bezirksbeirätin Claudia Carl-Willing unterstrich die Notwendigkeit, dass sich hier etwas ändere: „In diesen Punkten sind drastische Maßnahmen nötig.“

U7 zu voll

Ebenfalls zur Entlastung der problematisch vollen U7 soll die Ausweitung der Betriebszeiten beitragen, die vom Sillenbucher Bezirksbeirat angestrebt wird. So wurde ein durchgängiger Nachtbetrieb der U7 von den Bezirksbeiräten als erstrebenswert bezeichnet.

Ein weiterer Punkt, der besonders der SPD am Herzen liegt, ist es, den Betrieb der U8 auf das Wochenende auszuweiten. Außerdem will sie prüfen lassen, inwiefern eine Verlängerung der U15 nach Esslingen möglich sei.

Auch das Thema Busverkehr ist dem Gremium ein wichtiges Anliegen. Die Linie 65 soll nicht nur bis zum Flughafen ausgebaut, auch ihre Taktung soll erhöht werden. So soll der 65er künftig montags bis samstags drei- bis viermal in der Stunde fahren.

Chaos mit Tarifen

Etwas kniffliger gestaltet sich wohl die Frage nach einheitlichen Tarifen im Stadtbezirk. Das stark auf Stuttgart bezogene Tarifsystem zeige Schwächen, heißt es in dem CDU-Antrag. Bemängelt wurde dort, dass bei alternativen Verkehrswegen häufig zwei unterschiedliche Tarife gelten. Als Beispiel dafür führten die Christdemokraten die Strecke Sillenbuch-Esslingen auf. Wer das Ziel über Ostfildern und den Hauptbahnhof erreichen wolle, müsse drei Zonen bezahlen, während es bei der Verbindung über Obertürkheim nur zwei Zonen seien. „So etwas ist einfach nicht gerecht“, sagte Philipp Kordowich, der Sprecher der CDU-Fraktion.

Darum hat die SPD vorgeschlagen, die beiden Tarifzonen 10 und 20 zu einer zusammenzufassen. Die neue Zone solle durch die Haltestellen „Waldau“ und „Bopser“ begrenzt sein.

Einige Bezirksbeiräte enthielten sich bei diesem Teil der Abstimmung, da sie der Meinung waren, das Thema habe direkt mit dem Nahverkehrentwicklungsplan nichts zu tun. Namentlich gaben FDP und Freie Wähler hier keine Stimme ab.

Plan Ende 2017 fertig

Bis der gemeinsame Antrag der Bezirksbeiratsfraktionen im Gemeinderat, der Stadtverwaltung und der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) Gehör finde, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Im aktuellen Nahverkehrsplan, der am Donnerstagabend vom Gemeinderat verabschiedet wurde, fanden die Anregungen der Bezirksbeiräte keine Beachtung mehr. Der Nahverkehrsentwicklungsplan, um den es im Bezirksbeirat ging, ist so etwas wie eine Vorstufe des Nahverkehrsplans. Dieser fasst die Bedürfnisse aus den einzelnen Stadtbezirken auf Grundlage des Ersteren zusammen. Auch die finanzielle Machbarkeit der Vorschläge wird dort überprüft.

Für die nächste Fortschreibung des Nahverkehrsentwicklungsplans gibt es im Stuttgarter Rathaus noch keinen Termin. Er soll aber Ende kommenden Jahres erarbeitet sein. Darin werden auch die Ergebnisse eines breit angelegten Bürgerbeteiligungsverfahrens aus dem Jahr 2015 berücksichtigt.

Rund um das Thema Nahverkehr hatte es in Sillenbuch bereits vor einigen Monaten Diskussionen gegeben. Die Fraktionen der Bezirksbeiratsfraktionen befürchteten, dass durch eine neue Linienführung der Buslinie 65 Alt-Heumaden und Lederberg vom Netz abgeschnitten werden könnten. Das war im Juli. Auch damals waren sich die Bezirksbeiräte einig, dass sie einer Erweiterung des Busliniennetzes nur dann zustimmen, wenn dadurch keine bewährten Anfahrtsgebiete auf der Strecke bleiben. Besonders in Alt-Heumaden seien viele ältere Menschen auf eine gute Anbindung durch den ÖPNV angewiesen.