Die CDU lädt die Anwohner der Märchensiedlung in Stuttgart-Möhringen zu einem Ortsgespräch ein. Dabei soll es um die Sorgen gehen angesichts der geplanten Taktverdichtung der Buslinie 72. Es wird heiß diskutiert.

Möhringen - Leider ist es kein Märchen. Denn sonst fiele sicherlich jemandem eine Lösung ein, die alle Interessen der Anwohner der Märchensiedlung unter einen Hut bringt. Matthias Scheible von der Möhringer CDU stellt schon vor dem Anwohnergespräch an der Ecke Jelinstraße und Schneewittchenweg am Möhringer Friedhof fest, dass er keine einfache Diskussion erwarte. „Es gibt Kritiker der Taktverdichtung, denen ist das noch nicht genug, und andere hätten es am liebsten, dass gar kein Bus durch die Märchensiedlung fährt“, sagt er. Die Möhringer CDU möchte nun herausfinden, wie die Anwohner der Märchensiedlung wirklich denken, fügt er hinzu. Denn nach der Sommerpause wird der Bezirksbeirat wieder über das Thema diskutieren. „Wir wollen dann die Erkenntnisse aus dem heutigen Tag mit in die Debatte nehmen“, sagt Scheible.

 

Dass an diesem Morgen diejenigen, ihren Weg zu dem mit Handzetteln bekannt gegebenen Treffpunkt mit der Möhringer CDU finden, die den Plänen ablehnend gegenüber stehen, hält Scheible für ausgemacht. „Diejenigen, die alles toll finden, bleiben zuhause“, sagt der CDU-Politiker. Ganz wird seine Erwartung dann in der folgenden Diskussion mit gut einem Dutzend Bürgern nicht erfüllt. Es äußern sich sehr wohl einige, die es begrüßen, wenn wie geplant, die Buslinie 72 von Dezember an eine Schleife durch die Märchensiedlung fahren wird. Ein Anwohner begründet seine Unterstützung ganz grundsätzlich. Warum einige nun ausgerechnet den im gleichmäßigen Takt verkehrenden Bus als unzumutbare Verkehrsbelastung empfinden würden, sei für ihn nicht nachvollziehbar. „Das Problem sind doch die Autos, die ständig durch die Straßen rasen. Wer sich am Verkehr stört, sollte froh sein, wenn mehr Busse fahren“, sagt der Mann.

Anwohner hat Angst um seinen Schlaf

Eine Seniorin bekennt, dass sie „voll dafür“ sei, wenn der Bus von Dezember an alle zehn Minuten durch die Siedlung fahre. So wie die Haltestellen auf die Siedlung verteilt seien, sei das für alle Anwohner ein Gewinn, fügt sie hinzu. Ein anderer Anwohner widerspricht vehement. „Das können Sie doch nur sagen, wenn sie nicht direkt an einer Haltestelle wohnen. Wir werden in Zukunft jede Nacht im Schlaf gestört“, sagt er. Obwohl für die Buslinie 72 in der Märchensiedlung lediglich drei Fahrten am Morgen und sechs Fahrten am Abend geplant sind, besteht der Mann darauf, dass eine solche Taktung die Anwohner um den Schlaf bringen werde.

Andere monieren, dass der Bus ein Risiko gerade für die Kinder der Siedlung darstelle. „Wir sind hierher gezogen, weil es ein Wohngebiet ist und schön ruhig. Wenn jetzt ständig Busse durchkurven, wird das hier zu einer Rennstrecke“, sagt ein Mann.

Die Anwohner, die gegen die Taktverdichtung sind, wollen wissen, dass kaum jemand in der Märchensiedlung mit dem Bus fährt. „Der ist doch schon jetzt leer, wo er nicht so oft hält“, sagt ein Anwohner und nennt das Vorhaben einen Schildbürgerstreich. Ein anderer Anwohner sieht es ganz anders. Er weist darauf hin, dass die Taktverdichtung in Zukunft mehr Anwohner dazu bringen könnte, mit dem Bus zu fahren. „Weil sie dann nicht so lange an der Haltestelle warten müssten“, sagt er. Die Straßen würden so insgesamt freier werden, meint er.